Highlight im April: Höhenrekordhalter in Europa:
der Gegenblättrige Steinbrech (Saxifraga oppositifolia)
Im Alpinum des Botanischen Gartens blühen derzeit immer mehr Pflanzenarten auf, die im milden Tübinger Klima etwas zeitiger dran sind, als in ihrer deutlich kälteren Heimat. Mit dunkelrosafarbenen Blüten macht gerade ein Pflänzchen auf sich aufmerksam, das man im vegetativen Zustand aufgrund seiner geringen Größe leicht übersehen kann: der Gegenblättrige Steinbrech (Saxifraga oppositifolia), ein Vertreter der Steinbrechgewächse.
Die ledrigen Blätter sind maximal 4 Millimeter lang und stehen gegenständig an niederliegenden Trieben. Die ganze Pflanze erreicht nur eine Höhe von wenigen Zentimetern, bildet aber lockere Polster aus, die Jahrzehnte alt werden können. In Schutthalden und Felsspalten der Alpen ist diese Pflanze häufig zu finden, wo sie aber je nach Standort erst im Mai bis Juli zur Blüte kommt.
Der Gegenblättrige Steinbrech ist auch in der Arktis zu Hause, hier jedoch in tieferen Lagen, aber bis immerhin 750 Kilometer Nähe zum Nordpol. Ganz offensichtlich kommt diese Pflanze mit Kälte gut zurecht, und tatsächlich ist der winzige Gegenblättrige Steinbrech ein echter Rekordhalter: Vertreter dieser Art wurden in einer Höhe von über 4500 m von Schweizer Wissenschaftlern am Dom in den Schweizer Alpen entdeckt und untersucht. Das ist nicht nur vermutlich einer der kältesten Standorte, an denen pflanzliches Leben noch möglich ist, sondern auch das derzeit höchste belegte Vorkommen einer höheren Pflanze in Europa.
Die Blütenknospen für das nächste Jahr werden schon im Sommer angelegt, so dass dieser Steinbrech einer der ersten ist, der nach der Schneeschmelze zu blühen beginnt.
Die Schneeschmelze musste heuer nicht abgewartet werden, und so ist das kurze Wunder der pinken Steinbrech-Blüten schon jetzt im Alpinum zu erleben.
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