ein Jubiläum markiert in der Geschichte einen Zeitpunkt, der die Chance bietet zu fragen: Wo stehen wir heute und wo möchten wir in Zukunft hin? Die Universität Tübingen hat als eine der ältesten Lehr- und Forschungseinrichtungen in Deutschland eine lange und bewegte Geschichte. In drei Jahren feiern wir das 550-jährige Bestehen unserer Alma Mater.
Dieses Jubiläum wollen wir zum Anlass nehmen, um uns kritisch zu reflektieren und um uns neu zu orientieren. Wir sind mit unserer Universität ein Teil der Gesellschaft, die sich auch permanent weiterentwickelt. Wir wollen diese Entwicklung mitgestalten und vorantreiben. So ein Jubiläum kann also die Chance sein für eine Weiterentwicklung von unserem Selbstverständnis, von unserer Identität. Wir können uns als Marke neu definieren und diese auch verstärkt nach außen tragen.
„Wert der Wissenschaft“ wäre so eine Marke. Denn die Wissenschaft hat einen Wert, sowohl ideell als auch materiell, und die Wissenschaft kreiert Werte. Wir haben interne Werte in der Wissenschaft, und wir schaffen externe Werte für die Gesellschaft. Und dabei müssen wir uns auch immer fragen: Welche Werte übernehmen wir in der Wissenschaft aus der Gesellschaft. Ein solches Jubiläum kann also der Anlass sein, gemeinsam über ganz grundsätzliche Fragen nachzudenken und sich dazu auszutauschen.
Für den gemeinsamen Austausch innerhalb der Universität und mit der Tübinger Stadtgesellschaft haben wir uns vielfältige Formate überlegt. Wir arbeiten an einem populärwissenschaftlichen Buch zur Geschichte der Universität. Wir wollen damit einen visuell ansprechenden Rundumblick und den Stand der Forschung zur Geschichte der Universität wiedergeben. Bereits heute kann ich Ihnen jedoch ein neues Detail verraten, das auch Kennerinnen und Kenner der Universitätsgeschichte überraschen wird: Bereits am 4. Mai 1474, also vor ziemlich genau 550 Jahren, reichte Graf Eberhard V. von Württemberg-Urach ein Bittschreiben bei Papst Sixtus IV. ein. Er bat darum, eine Universität in Württemberg errichten zu können – und zwar in Tübingen. Einen Abdruck dieser Erstnennung haben wir aus dem Archiv des Vatikans erhalten. Die Forschungsarbeiten dazu werden voraussichtlich noch in diesem Jahr publiziert.
Mit Vorlesungsreihen über „Frauen an der Universität“, über „Orte an der Universität“ und über die „Europäische Universitätsgeschichte“ werden wir wichtige Aspekt unserer Geschichte thematisieren. Wir werden selbstverständlich nicht nur die Licht-, sondern auch die Schattenseiten unserer Universitätsgeschichte ansprechen. Internationale Tagungen, Lehrveranstaltungen und Kooperationsprojekte sind in Planung.
Wir wollen dieses Jubiläum gemeinsam mit der Tübinger Stadtgesellschaft feiern. Denn die Universität Tübingen hat eine Besonderheit, die Sie alle kennen: Die Stadt Tübingen hat nicht nur eine Universität, Tübingen ist eine Universität. Diese Einheit wird auch in der Universität gelebt als Zusammenhalt, der sich in der Qualität von Forschung und Lehre widerspiegelt. Deswegen wollen wir bei unserem Jubiläum auch den Zusammenhalt der Universität und die Präsenz in der Stadt thematisieren.
Dieses Jubiläum ist ein Jubiläum für uns alle – für die gesamte Universität und die Stadt Tübingen. Die Stadt ist bereits in unsere Planungen mit einbezogen, und Sie alle sind eingeladen, Ihre Ideen einzubringen, um das Jubiläum gemeinsam mit uns zu gestalten. (Ideen bitte schicken an: ut_550spam prevention@uni-tuebingen.de)
Lassen Sie uns die Vorbereitungen für das Universitätsjubiläum gemeinsam angehen. Lassen Sie uns gemeinsam unsere Universität weiterentwickeln und den „Wert der Wissenschaft“ erkunden.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen beim Lesen des Newsletters mit vielen spannenden Beiträgen.
Ihre
Professorin Dr. Dr. h.c. (Dōshisha) Karla Pollmann, Rektorin