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Multi-Talent mit Herz

Sabine Fath geht nach 38 Jahren an der Universität in den Ruhestand

Am 1. Februar 1986 hat Sabine Fath in der Forschungsabteilung der Universität Tübingen angefangen. Zum 15. März scheidet sie aus dem Beamtenverhältnis aus, ihren letzten Arbeitstag hatte sie aber bereits am 29. Dezember vergangenen Jahres. Maximilian von Platen hat sie interviewt.

Frau Fath, Sie waren 42 Jahre im öffentlichen Dienst tätig, davon 38 Jahre an der Universität Tübingen… 

Ich habe 1981 mein Studium der Allgemeinen Finanzverwaltung an der Fachhochschule für Öffentliche Verwaltung in Stuttgart begonnen. Meine praktische Ausbildungsbehörde war das Staatliche Liegenschaftsamt in Tübingen, das damals im Pfleghof auf dem Schulberg untergebracht war. Das heutige Amt Vermögen und Bau (VBA) gab es damals nicht, Liegenschaftsamt, Unibauamt und staatliche Hochbauverwaltung waren noch getrennt. 

Beim Liegenschaftsamt hatte ich den ersten Kontakt mit der Universität Tübingen: Ich durfte die Mietverträge für Anmietungen für die Universität Tübingen – unter den 176 Unigebäuden sind heute ja immer noch viele Anmietungen – mit unterschreiben, heute ist das alles beim VBA angesiedelt. Ich fand es sehr beeindruckend, wie vielfältig die Universität aufgestellt ist. 

Nach meinem Studium habe ich zwei Jahre bei der Oberfinanzdirektion in Stuttgart gearbeitet und dort die Ausbildungsgänge für die Finanzverwaltung, den bautechnischen Dienst sowie den höheren bautechnischen Dienst betreut. Tübingen lag aber günstiger zu meinem Wohnort und als ich eine passende Stellenanzeige gesehen habe, habe ich mich beworben und wurde gleich genommen.

Am 1. Februar 1986 habe ich dann in der Forschungsabteilung im Sachgebiet Drittmittel der Universität Tübingen angefangen, mein Abteilungsleiter war damals Herr Mittag. Ich wurde eingearbeitet von der Sachgebietsleiterin Frau Pickel und war zehn Jahre lang unter anderem zuständig für Drittmittel und Tagungen. Bei den Drittmitteln gab es zu dieser Zeit ja noch keine Trennung zwischen Beratung und Abwicklung und auch die Mittel der Medizinischen Fakultät wurden betreut!

Wie sah Ihre Arbeit damals aus?

Ich würde schon sagen, dass alles überschaubarer und weniger hektisch war – es gab ja noch keine PCs und keine E-Mails, lediglich ein Buchungssystem für Drittmittel auf einem Großrechner. Der Schriftverkehr lief komplett per Brief ab. Irgendwann Anfang der 1990er-Jahre konnte man in der Alten Botanik auf dem Großdrucker "Wang" Serienbriefe drucken.

Ich war in dieser Zeit auch zuständig für die EU-Forschungsförderung: Einmal in der Woche bin ich in die Universitätsbibliothek gegangen und habe die EU-Amtsblätter durchgeschaut nach neuen Förderprogrammen. Wenn es ein Programm zu Klimaforschung gab, habe ich das beispielweise den Geowissenschaftlern geschickt oder ein Programm für Biologie an den Fachbereich Biologie. Parallel habe ich die Forschungsnachrichten redaktionell betreut, damals noch gedruckt auf grünem Papier, die elektronischen Forschungsfördernachrichten kamen deutlich später.

Die Forschungsabteilung gehörte damals zum Dezernat Akademische Angelegenheiten, später gab es einen eigenen EU-Referenten. Mit dem Ausscheiden von Frau Pickel 2013 wurde die Abwicklung der Drittmittel im Dezernat Finanzen verankert. 

Ich selbst bin 1996 ins Dezernat Finanzen zu Fritz Zürn gewechselt. Ich war dort im Bereich Haushalt tätig, habe Stiftungen und Körperschaften betreut und war zuständig für die Mittelverteilung und Budgetierung. Die Drittmittel sind bis Ende 2012 dagegen in der Forschungsabteilung geblieben.

Welche Themen und Projekte waren die größten Herausforderungen für Sie?

Im Jahr 2007 wurden die Studiengebühren eingeführt, wir hatten auf einen Schlag 16 Millionen mehr zum Ausgeben. Das hat auf der einen Seite den Haushalt entlastet, auf der anderen hatten die Studierenden ein Mitspracherecht und es gab große Diskussionen: Die Studierenden wollten mehr Mittel und Dauerstellen in der Lehre verankert sehen. Das Mitspracherecht der Studierenden war für die Universität Neuland und ich musste zusammen mit Herrn Zürn einiges abwickeln. 2012 wurden die Gebühren wieder abgeschafft und umgewandelt in studentische Qualitätssicherungsmittel (QSM), die es in ähnlicher Weise noch heute gibt. 

Mit der Exzellenzinitiative kamen 2012 ebenfalls viele neue Gelder an die Universität, was zu einem starken Anstieg der Drittmittel geführt hat: mehr Professuren, mehr Projekte und auch der Bereich „Steuer“ stand immer stärker im Fokus.  Deshalb wurden 2020 die Steuerabteilung sowie eine eigene Abteilung zur Abwicklung für Drittmittel „Drittmittelmanagement“ gegründet, letztere habe ich dann übernommen. Zuvor waren beide nur Sachgebiete innerhalb der Haushaltsabteilung. 

Eine weitere große Herausforderung war die Corona-Pandemie und der damit verbundene Umstieg aufs Homeoffice. Wir haben das recht gut in den Griff gekriegt, aber es gab natürlich dazu anfangs viele organisatorische Dinge zu klären, bis sich das alles etabliert hatte: geschützte VPN-Zugängen, Arbeiten mit Laptop oder SAP-Zugriffe von zu Hause, Zoom-Veranstaltung, Masken und Tests besorgen. 

Die Pandemie hat auch gezeigt, dass Homeoffice funktioniert. Man braucht dafür das Vertrauen in die Mitarbeitenden, aber das war bei mir in der Abteilung nie ein Thema. Die Flexibilität, die Homeoffice ermöglicht, kann zukünftig bei der Rekrutierung qualifizierter Fachkräfte sogar von Vorteil sein.

Die Pandemie hat sich auch auf die Forschungsprojekte ausgewirkt: Es konnte niemand reisen und die Einstellung oder Einladung internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler war sehr schwierig. Die häufigste Frage in diesem Zusammenhang war: Kriegen wir eine Laufzeitverlängerung für unser Projekt und die dazugehörigen Gelder? Tatsächlich hat das in Zusammenarbeit z.B. mit der DFG gut und zügig funktioniert.

Welche Episode ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? 

Der damalige Präsident Professor Adolf Theis fragte mich 1988, ob ich interimsweise bei der Leitung der Pressestelle assistieren könnte. Die damalige Leiterin war weggegangen, ein Nachfolger noch nicht in Sicht, die Sekretärin in den Ruhestand gegangen – es gab nur noch eine einzige Mitarbeiterin in der Abteilung. Also habe ich dann ein halbes Jahr gemeinsam mit Herrn Seidel, dem Dezernenten für akademische Angelegenheiten, kommissarisch das Akademische Presseamt geleitet – parallel zu meinem eigentlichen Job. Der Arbeitsstil war ein ganz anderer als heute – Pressemitteilungen wurden noch per Fax an die Zeitungen verschickt! Aus dieser kurzen Episode erinnere ich mich besonders gerne an die Verleihung des Dr. Leopold Lucas-Preis 1988 an den Dalai Lama. Ich durfte diese Veranstaltung mit organisieren und war sowohl beim Gespräch mit dem Dalai Lama als auch bei seiner Preisrede im Festsaal dabei. Hinterher gab es noch ein Dankesschreiben aus dem Büro des Dalai Lama mit seinen herzlichen Grüßen. In der Folge habe ich Michael Seifert eingearbeitet, der viele Jahre das Presseamt der Universität geleitet hat und 2013 in den Ruhestand gegangen ist. 

Was nehmen Sie mit aus dieser außergewöhnlich langen Zeit an der Universität?

Ich habe immer wieder erlebt: Man nimmt sich an einem Tag etwas vor und dann kommt es plötzlich ganz anders. Man muss also immer flexibel sein und jeden Tag aufs Neue reagieren.

Meine Arbeit war immer sehr vielfältig. Gleichzeitig muss man immer bereit sein, sich in neue Themen einzuarbeiten. Ein gutes Zeitmanagement ist ebenfalls unerlässlich. 

Wichtig war mir bei meiner Arbeit immer das Zwischenmenschliche und Verbindende, das gehört für mich auch zu einer Corporate Identity dazu. Ich habe etliche Male die Betriebsausflüge und das Grillfest der Zentralen Verwaltung organisiert – manchmal hatte ich ein bisschen das Gefühl, Ansprechpartnerin für die ganze Verwaltung – nicht nur für meine Abteilung – zu sein. Ich finde es sehr wichtig, dass man über den Tellerrand guckt, die Leute persönlich kennt und auf sie zugeht. Ich hatte Kontakte zu sehr vielen anderen Bereichen, etwa zu den Pedellen: Wenn bei uns auf dem Flur irgendeine Tür kaputt ist – dann steht wirklich mittags jemand da und kümmert sich darum.  

Ganz wichtig waren und sind mir auch meine Kolleginnen und Kollegen. Ohne sie alle, ohne das Team wäre es nicht möglich gewesen, 38 Jahre gute Arbeit für diese Universität zu leisten. Dafür bin ich sehr dankbar.

Wie tanken Sie Kraft, wenn sie von der Arbeit kommen?

Neue Kraft schöpfe ich besonders durch die Gartenarbeit, da werde ich geerdet. Sehr wichtig ist für mich meine Familie. Meine Kinder sind zwar mittlerweile aus dem Haus, aber mein Mann hat mich immer sehr unterstützt, sonst hätte ich dieses Arbeitspensum gar nicht leisten können. Als meine Kinder klein waren, habe ich nicht voll gearbeitet – das ging gar nicht mit der Doppelbelastung, es gab ja noch keine Ganztagsbetreuung. 

Was sind Ihre Pläne oder Wünsche für den Ruhestand?

Ich werde mich ehrenamtlich engagieren. Ich werde mich noch mehr um meinen Garten kümmern. Und natürlich: Reisen. 

Ansonsten muss mich erst an den Gedanken gewöhnen, im Ruhestand zu sein. Ich habe in den letzten Wochen viele Mails bekommen, in denen mir Menschen aus der ganzen Universität ihre Wertschätzung ausdrücken. Da wird man schon ein bisschen wehmütig, das gebe ich offen zu. Dennoch: Jetzt ist der richtige Zeitpunkt.