jeweils Dienstag, 18 Uhr c. t. Kupferbau, Hörsaal 22
Organisation: ChinaForum Tübingen / China Centrum Tübingen
Diese Vorlesungsreihe fragt nicht nur nach den Folgen von Chinas Aufstieg für die Welt, sondern zugleich nach dessen Vorgeschichte. Im Jahre 2019 jährt sich zum hundertsten Mal die 4.-Mai-Bewegung, bei der 1919 Pekinger Studenten gegen die im Versailler Vertrag geregelte Übertragung ehemaliger Deutscher Kolonialgebiete in Shandong an Japan demonstrierten und die Hilflosigkeit ihrer Regierung gegen den ausländischen Imperialismus kritisierten. Die Bezeichnung 4.-Mai-Bewegung wurde dann zum Signum von Chinas kulturellem und nationalem Aufbruch. Unter dem Vorzeichen der Moderne suchte man nach einem verjüngten und gestärkten China mit einer eigenen chinesischen Identität. Mit der Gründung der Volksrepublik China am 1. Oktober 1949 wurde vor siebzig Jahren der Bürgerkrieg beendet. Nach Phasen friedlicher ebenso wie gewalttätiger gesellschaftlicher Umwälzungen begann dann vor vierzig Jahren mit dem Beginn der Reform und Öffnungspolitik (1978) ein ungeahnter wirtschaftlicher Aufschwung, der bis heute andauert, und dessen Gefährdungen und Zäsuren heute aus einem gewissen Abstand neu bewertet werden können. Dazu zählen die Demonstrationen auf dem Platz des Himmlischen Friedens vor dreißig Jahren im Frühjahr 1989. Statt einer nach diesem „Tian‘anmen-Zwischenfall“ von vielen erwarteten Demokratisierung schlug China einen eigenen Weg des wirtschaftlichen und politischen Wiederaufstiegs ein.
Welche Ziele werden heute, so die Frage, angesichts des von dem Generalsekretär der Kommunistischen Partei Chinas und zugleich Staatspräsident Xi Jinping propagierten „Chinesischen Traums“ zum 100. Geburtstag der Volksrepublik im Jahr 2049 angestrebt?
In der Vorlesungsreihe werden gesellschaftliche, politische und wirtschaftliche Transformationsprozesse in China anhand der Vergangenheit und Gegenwart mit Blick auf die Zukunft des Landes beleuchtet. Dadurch sollen Entwicklungen nachgezeichnet werden und Phänomene von verschiedenen Seiten beleuchtet und verständlich werden.
Im Spannungsfeld zwischen „Chance, Herausforderung und Bedrohung“ werden dabei ‚westliche’ Perspektiven durch ‚chinesische’ ergänzt, um den Wahrnehmungshorizont auf China und damit zusammenhängende aktuelle Themen (etwa Chinas Afrikapolitik) zu erweitern und eine Grundlage zu schaffen für eine informierte Diskussion über China.