Die gesamte Biologie beginnt auf der Ebene der Genetik. In der Vergangenheit gab es große Hoffnungen, dass sich scheinbar komplexe Phänomene als einfacher als erwartet herausstellen könnten, wenn sie auf einzelne Gene zurückgeführt werden könnten. Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Vorstellung, dass alle komplexen Gehirnfunktionen oder neurologischen Erkrankungen direkt und kausal mit einzelnen Genen in Verbindung gebracht werden können, nicht realistisch ist. Der Grund dafür ist, dass die Krankheiten, bei denen es theoretisch möglich ist, ein einzelnes Gen zu "reparieren" und den Patienten dadurch zu heilen, eine winzige Minderheit unter allen bekannten Hirnerkrankungen darstellen. Es wurde noch keine komplexe Hirnfunktion gefunden, die durch ein einzelnes Gen verursacht wird. Der Grund dafür ist, dass die meisten neuronalen Funktionen und Funktionsstörungen nicht durch Gene im engeren Sinne "verursacht" werden. Vielmehr 'prädisponieren' komplexe Netzwerke von Genen das Gehirn dazu, auf bestimmte Weise zu funktionieren oder zu dysfunktionieren. Theoretisch erfordert die genaue Vorhersage der Ausprägung neuronaler (Fehl-)Funktionen die Kenntnis der genauen Zusammensetzung eines riesigen Pools von Genen sowie der Beiträge von Umweltfaktoren.
Eine Reihe von Genen beeinflusst ganze Netzwerke von Molekülen und Zellen auf den höheren Organisationsebenen auf noch unbekannte Weise, wobei sich ihre Auswirkungen bis hin zu Kognition und Verhalten erstrecken. Wenn die Neurowissenschaftler*innen verstehen wollen, was bei der Entstehung komplexer Hirnfunktionen vor sich geht, müssen sie sich der mühsamen Aufgabe stellen, herauszufinden, wie die Funktion auf jeder Organisationsebene entsteht und wie sie auf die nächsthöhere Ebene übertragen wird. Dieses Verständnis beruht auf der ursprünglich von David Marr und Werner Reichardt geäußerten Einsicht. Es ist nun die Aufgabe des CIN.