Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)

Umweltethische Fundierung von Veränderungsprozessen in Natur und Landschaft im Zuge des Klimawandels

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Die Bundesrepublik Deutschland hat eine Biodiversitätsstrategie in die nationale Nachhaltigkeitsstrategie integriert und verfolgt eine Strategie zur Anpassung an den Klimawandel. Alle drei Strategien (Nachhaltigkeit, Biodiversität, Anpassung) beruhen neben ökonomischen und ökologischen Erwägungen letztlich auf ethischen, insbesondere umweltethischen Fundamente. Diese sollen im Gutachten allgemeinverständlich aufgearbeitet (1) sowie naturschutzfachlich und -ethisch konkretisiert werden (2).

 

Schwerpunkt 1)
Gute Argumente für NBS und DAS

Wer Mitstreiter für die Anliegen der nationalen Biodiversitätsstrategie (NBS) und der deutschen Klimaanpassungsstrategie (DAS) gewinnen will, muss gute Gründe angeben können.

Der für eine Kommunikation ethischer Inhalte erforderliche Brückenschlag zwischen philosophischer Ethik und praxisbezogenen Fragen scheitert häufig daran, dass philosophisch-ethische Fragen auf einer Grundsatzebene verhandelt werden, deren praktische Relevanz nicht mehr ersichtlich wird. Zudem werden häufig nur solche Argumente als ‚ethisch’ erachtet, die weder ökologisch noch ökonomisch noch sozial sind - eine Engführung, die nicht nur philosophisch unbefriedigend ist, sondern auch verkennt, dass bei den Themen Biodiversität und Klimaschutz Naturschutz- und Gerechtigkeitsfragen aufs Engste miteinander verknüpft sind.

Im Schwerpunkt 1 geht es daher darum, philosophisch-ethische Fragen so auf die nationale Umsetzung der Übereinkommen zum Schutz der Biologischen Vielfalt und der Klimarahmenkonvention zu beziehen, dass sie von allen Betroffenen und Interessierten nachvollzogen werden können. In den Strategietexten enthaltene normative Voraussetzungen sollen kenntnlich gemacht sowie im Naturschutz vorfindliche moralische Intuitionen und Haltungen angemessen berücksichtigt werden.

 

Schwerpunkt 2)
Integration von Biodiversitäts- und Anpassungsstrategie

Naturschutz bzw. der Schutz von Wäldern, Mooren, Gewässern, Grünland und anderen Biotopen sollen ein zentraler Bestandteil einer nationalen Anpassungsstrategie an den Klimawandel sein. An dieses verbreitete Postulat knüpft das Gutachten auf einer konzeptionellen Ebene an. Die Thesen, dass a) eine Begrenzung des Klimawandels eine entscheidende Erfolgsvoraussetzung für Anpassung ist und b) dem Naturschutz bei der Anpassung eine Schlüsselrolle zukommt, sollen im Detail ausgearbeitet und begründet werden.

Die konkrete Verbindung von Biodiversitäts- und Anpassungsstrategie erfordert umfassende und belastbare Konzepte. Das Teilprojekt 2 wird sich mit der ethischen Analyse und Begründung eines Konzepts befassen, mit dem eine politisch realistische Integration von Naturschutz und Anpassung gelingen könnte: einer Konzeption „guten“ Wandels für den Naturschutz.

Die bestehenden Naturschutzbegründungen für die Natur- ebenso wie die Kulturlandschaft sollen hinsichtlich ihrer Möglichkeit, den Wandel konzeptionell einzubeziehen, im Detail analysiert werden . Zugleich müssen vor allem die bislang kaum differenzierten Ansätze, den Wandel in der Natur zu begrüßen, auf eine solide normative Basis gesetzt werden. Dazu bedarf es einer umweltethischen Theorie, die Kriterien dafür entwickelt, wann der Wandel – genauer: welcher Wandel unter welchen Bedingungen, moralisch wünschenswert ist – und wann nicht. Hier sind die bisherigen Zielsysteme des Naturschutzes ggf. zu revidieren, vor allem aber mit Blick auf die genutzte Natur zu erweitern und mit Bezug auf den Klimawandel neu zu fassen.

Förderung: Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Zeitraum: 11/2009 - 2010

Leitung:

PD Dr. Thomas Potthast (Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, IZEW),

Prof. Dr. Albrecht Müller (Koordinationsstelle Wirtschaft und Umwelt KoWU, HfWU)



Mitarbeit:

Silke Lachnit, M.A., Dipl.-Biol. Matthias Schlee (Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften, IZEW),

Dr. Uta Eser, Ann-Kathrin Neureuther, MSc, Dr. Markus Röhl (Koordinationsstelle Wirtschaft und Umwelt KoWU, HfWU).



In Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle Wirtschaft und Umwelt (KoWu) der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU).

 

Kontakt:

Schwerpunkt 1)
Dr. Uta Eser

Tel. 07022 / 404-211
E-Mail: uta.eser[at]hfwu.de

Schwerpunkt 2)
PD Dr. Thomas Potthast

Tel. 07071 / 29 75 251
E-Mail: thomas.potthast[at]uni-tuebingen.de