Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)

Gute Führung lehren und lernen – Neues Projekt „Führungsethik als Ethik in den Wissenschaften“

In der Vergangenheit haben Skandale in der Automobilindustrie oder im internationalen Finanzhandel gezeigt, dass Führungskräfte ihrer Verantwortung, vor allem im Sinne einer Führungsethik, nicht immer gerecht werden.

Obwohl laut DIW Führungskräftemonitor (2017) über zwei Drittel der Führungskräfte in Deutschland einen Hochschulabschluss haben, viele davon in den MINT-Fächern, werden Fragen der Führungsethik im Studium sehr selten angesprochen. Dies zeigte eine Studie des IZEW (2012-14; damals bereits gemeinsam mit den Universitäten Mainz und Jena), die ebenfalls von der Carl-Zeiss-Stiftung gefördert wurde. Führungskompetenzen und die damit verbundenen ethischen Fragen werden im Lehrangebot kaum thematisiert. Die Folge ist, dass Studierende ohne ethische Führungskompetenzen die Universität verlassen.

Diese Lücke möchte das von der Carl-Zeiss-Stiftung geförderte Forschungsprojekt füllen. Im vom IZEW geleiteten Verbund, entwickeln die beteiligten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Lehrangebote, die Studierende befähigen, bessere Führungskräfte zu werden. Mit Bezug auf die aktuelle Forschungslage werden Lehrmodule konzipiert, die die Studierenden in ihrem eigenen fachlichen Kontext ansprechen und die zukünftigen Berufsfelder der Studierenden berücksichtigen. Eine anschließende wissenschaftliche Evaluation soll zeigen, inwieweit die Studierenden die anvisierten Führungskompetenzen über die entwickelten Lehr-Lern-Inhalte ausbilden. Dafür werden im Projekt ein praxisorientiertes Kompetenzmodell sowie passende Messinstrumente entwickelt, mit denen sich die Wirksamkeit nachvollziehen lässt.

Schwerpunk der Arbeit am IZEW liegt in der Bestimmung, was überhaupt unter Führungsethik zu verstehen ist. Wie bringt man „Ethik“, verstanden als Reflexion von Normen und Moralvorstellungen, zusammen mit den verschiedenen Formen von Führung, sei sie klassisch hierarchisch, transformational oder agil gedacht?

Die ersten Erkenntnisse lassen vermuten, dass eine ethisch informierte und verantwortliche Führungskraft

  • Moralvorstellungen und Werte reflektiert, mit denen sie im Arbeitsumfeld konfrontiert wird,
  • Formen der Führung hinterfragen kann, die dort eingesetzt werden,
  • in ihren Entscheidungen und Handlungen als Führungskraft moralische Werte berücksichtigt und
  • zur Förderung moralischen Handelns innerhalb der Organisation beiträgt.

Die Studierenden sollen demnach lernen, Moralvorstellungen, Werte und Ziele zu reflektieren, mit denen Führungskräfte im Arbeitsumfeld konfrontiert werden. Das dazu notwendige Wissen und die damit einhergehenden führungsethischen Kompetenzen zu identifizieren, in ein Curriculum zu überführen und dann in Lehrveranstaltungen zu vermitteln, ist die Aufgabe, vor dem das Projektteam steht. Außerdem sollen Grundlagen geschaffen werden, um entsprechende Lehrangebote dauerhaft implementieren zu können.

Das Team umfasst:

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