Institut für die Kulturen des Alten Orients

Die archäologischen Untersuchungen in Bāt, Bāt-al-Zebah und Al-Ayn, Sultanat Oman

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Im Frühjahr 2010 wurde ein neues archäologisches Forschungsprojekt im Sultanat Oman unter der Leitung von Conrad Schmidt, Universtät Tübingen, in Bāt, Bāt-al-Zebah und Al-Ayn ins Leben gerufen. Die drei Fundorte liegen südwestlich der Gebirgskette des Jabal al-Achdar im Norden des Landes. Bāt und Al-Ayn wurden 1988 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Ziel des Projektes ist die Untersuchung der sozioökonomischen Entwicklung auf der Omanischen Halbinsel während der Hafit- (3200 bis 2700 v. Chr.) und der Umm an-Nār-Zeit (2700 bis 2000 v. Chr.). Der Fokus liegt hierbei auf Nutzung und Funktion von Gräbern nebst Bestattungsgruben, Siedlungswesen, Subsistenz, materielle Kultur und Chronologie. Das Projekt wird seit 2013 in Kooperation mit der Deutschen Orient-Gesellschaft e. V. Berlin durchgeführt.

Bāt-al-Zebah liegt 7 Kilometer nordwestlich der Nekropole von Bāt und ist mit dieser durch das schmale Tal des Wadi Schwoi’ai verbunden, welches parallel zum Jabal Hauwra verläuft und an dessen Fuß antike Kalksteinbrüche nachgewiesen wurden. Die hervorragend erhaltene Siedlung besteht aus großen Häusern mit rechteckigen Räumen und Höfen, deren Mauern aus weißem Kalkstein errichtet sind. Sie datiert in die Umm an-Nār-Zeit zwischen 2200 und 2150 v. Chr., wie 14C-Messungen an Holzkohle ergeben haben. Al-Zebah ist ein Lagerplatz von Nomaden und als solcher der größte und besterhaltene Fundort seiner Art im gesamten Vorderasiatischen Raum in vorislamischer Zeit. Die Steinmauern der saisonal genutzten Siedlung waren ursprünglich mit Zelten überdacht, in denen neben den Menschen vermutlich auch die Tiere untergebracht waren. Zahlreiche Feuerstellen, große Herdstellen sowie Keramikgefäße in situ zeugen von der Verarbeitung und Lagerung von Lebensmitteln. Aus den Forschungsergebnissen kann geschlussfolgert werden, dass große Fundorte, wie das nahe gelegene Bāt zum Beispiel, den Nomaden als Versammlungs- oder Marktplatz und zur Bestattung der Verstorbenen dienten.

Bāt befindet sich 25 Kilometer östlich der modernen Stadt Ibri und 5 Kilometer südöstlich des Dorfes Al-Wahra am Wadi Scharsah, einem Zufluss des Wadi Al-Hijr. Im Westen der Oase von Bāt liegt die mehrere hundert Gräber zählende Nekropole. Die Ausgrabungen konzentrieren sich zum einen auf eine Umm an-Nār-zeitliche Grabgruppe im Zentrum der Nekropole und zwei zugehörige Bestattungsgruben mit sekundär niedergelegten Inventaren aus den benachbarten Gräbern. Neben zahlreichen Menschenknochenfragmenten stammen hieraus unter anderem eine Reihe vollständiger Keramikgefäße, ein Rollsiegel und über 1000 Perlen, die zum Teil die weitreichenden Kontakte Bāts zu den Anrainern des Persisch-Arabischen Golfs und des Golfs von Oman bezeugen. Die Gräber weisen neben Funden des 3. Jahrtausends auch solche auf, die eine Nachnutzung im 2. und vor allem 1. Jahrtausend v. Chr. belegen. Zweiter Grabungsschwerpunkt in Bāt ist ein über 30 Meter langes Gebäude mit einer ovalen Umfassungsmauer, welches auf einer Stampflehmterrasse ruht und ebenfalls in die Umm an-Nār-Zeit datiert.

Al-Ayn befindet sich 20 Kilometer östlich von Bāt am Wadi Al-Ayn. Der Hauptteil der Grabgruppe besteht aus 19 gut erhaltenen Gräbern der Hafit-Zeit, die auf einem Felsgrad gegenüber des moderen Dorfes von Al-Ayn sitzen. Zwei der Gräber wurden in den Jahren 2010 und 2011 untersucht und brachten neben wenigen Hafit-zeitlichen Funden, wie einer Jemdet-Nasr-Keramikscherbe, eindeutige Belege für eine Nachnutzung in der Eisenzeit, ähnlich zu den Gräbern in Bāt.

In der Kampagne 2014 wurden zwei Vermessungsprojekte realisiert. Zum einen wurde in einer Kooperation mit Prof. Dr.-Ing. Heinz Runne von der Hochschule Anhalt in Dessau die Grabgruppe von Al-Ayn dreidimensional mit einem Laserscanner sowie zusätzlich photogrammetrisch aufgenommen. Ziel ist es, im Anschluss ein vollständiges 3D-Modell aller 19 Gräber zu erstellen, um daraus Schnitte, An- und Aufsichten der Grabbauten für die spätere archäologische Auswertung zu erzeugen. Zum anderen hat die GGH Solutions in Geosciences GmbH, Freiburg, in Person von Stefan Giese und Christian Hübner eine geophysikalische Prospektion in der Nekropole von Bāt durchgeführt, um die Verteilung weiterer sekundärer Bestattungsgruben zu untersuchen. Zum Einsatz kamen sowohl Geomagnetik und Georadar.

Projektleiter

Dr. Conrad Schmidt, Eberhard Karls Universität Tübingen

Kontakt

Dr. Conrad Schmidt
Universität Tübingen
Institut für die Kulturen des Alten Orients (IANES)
Abt. für Vorderasiatische Archäologie
Burgsteige 11, Schloss Hohentübingen
72070 Tübingen

E-Mail: conrad.schmidtspam prevention@uni-tuebingen.de

Förderer

Veröffentlichungen

Qualifikationsarbeiten