Deutsches Seminar

Dissertations- und Habilitationsprojekte

Christiane Ackermann: Imago Turci. Das 'Türkendrama' als medialer Brennpunkt der Vormoderne (15.–16. Jahrhundert)

Habilitationsschrift (abgeschlossen)

Ziel der Studie ist es, über einen medientheoretischen und literaturwissenschaftlichen Ansatz Funktionen und Mechanismen eines wirkungsmächtigen kulturellen Phantasmas in den medialen Umbrüchen von Mittelalter und Früher Neuzeit zu bestimmen. Speziell im Rahmen des Dramas mit seiner plurimedialen Ästhetik lässt sich die kulturelle Konstituierung der Imago des ‚Türken‘ beobachten. Die medien- und kulturgeschichtlichen Übergänge vom Mittelalter zur Neuzeit schlagen sich in der allmählichen Formierung des Dramas gegenüber dem mittelalterlichen Spiel nicht nur allgemein nieder, sie finden im Bild des Türken gleichsam ihren Focus. Eine der Grundthesen der Studie lautet, das sich ausgehend von diesem Focus die Perspektive auf die dramatischen Phänomene umkehrt. Die historischen Großereignisse der osmanischen Expansion regen nicht nur eine enorme Vielfalt medialer Formen an, die das Feld der Turcica heuristisch so unübersichtlich macht. Sie sprengen auch die Möglichkeiten einer an Gattungen und festen Formen orientierten Betrachtung, indem sie diese auf der Bühne bei der Konstituierung des Türkenbildes medial transformieren und neu zusammenbringen. Im medialen Brennpunkt der Bühne zeigt sich dann, dass die Imago Turci nicht etwa das Ergebnis, sondern gerade die Voraussetzung eines komplexen Projektionsmechanismus ist, der sich von der Bühne auf das Publikum richtet. Das Bild des Türken erscheint im medialen Dispositiv des Dramas als die Vorbedingung der jeweiligen kulturellen Selbstkonstitution. Deren Mechanismen zeigt die Studie praktisch in vier exemplarischen Studien zu vier dramatischen Typen, in denen die zentralen Aspekte des Projektionsverfahrens aufscheinen.

Ulrich Barton: 'eleos' und 'compassio': Mitleid im antiken und mittelalterlichen Theater

Dissertationsprojekt (abgeschlossen)

Mitleid ist der zentrale Zuschaueraffekt zweier voneinander unabhängiger, für ihre jeweilige Epoche charakteristischer Theaterformen: der antiken Tragödie und des mittelalterlichen Passionsspiels. Eine weitere Gemeinsamkeit dieser Theaterformen liegt darin, dass sie Teil des jeweiligen religiösen Kultes sind: Beide stellen die religiösen Grundlagen ihrer Zeit szenisch vor Augen, inszenieren das Verhältnis zwischen Mensch und Gott bzw. Göttern. Eine vergleichende Untersuchung ihrer Gemeinsamkeiten und Unterschiede unter dem Aspekt des Mitleids dürfte aufschlussreich sein sowohl für das jeweilige Mitleids- als auch das jeweilige Theater- und Kultverständnis der Antike und des Mittelalters.

Reinhard Berron: Elemente grotesken Erzählens in der europäischen Versnovellistik

Dissertationsprojekt (abgeschlossen)

Die theoretischen Überlegungen zum (mittelalterlichen) Grotesken werden auf das Textcorpus der mittelhochdeutschen "Mären" angewandt. Die europäische Verbreitung des daraus erschlossenen Konzepts grotesken Erzählens in der mittelalterlichen Versnovellistik soll v.a. anhand der altfranzösischen Fabliaux und Geoffrey Chaucers 'Canterbury Tales', aber auch iberoromanischer und italienischer Texte überprüft werden.

Uta Dehnert: Transformation des Religiösen im Werk von Hans Sachs

Dissertationsprojekt (abgeschlossen)

Mit Hans Sachs befinden wir uns am Schnittpunkt zwischen Mittelalter und Früher Neuzeit – einer fließenden Grenze, da Traditionen nicht abrupt aufhören, sondern transportiert werden und schließlich in die Neuzeit einmünden. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht der Einfluss der Reformation auf Hans Sachs, auf welche Art und Weise religiöse Lehren aufgenommen, in literarische Form gebracht und transformiert wurden. Exemplarisch an Hans Sachs soll gezeigt werden, wie ein Laie des 16.Jh. reformatorische Ideen aufnahm, sie verarbeitete und wie er damit in den Kommunikations- und Popularisierungsprozess der Reformation eingriff. Texte sind Spiegel des Milieus, aus dem sie stammen. Und indem sie aufnehmen, was an Ideen, Gedanken und Konzepten in ihrem Umfeld kreist, werden sie zu Trägern derselben. Auf diese Weise entsteht ein Horizont, in den es sich lohnt einzutauchen und zu fragen: Wie wurden Ideen transportiert? Wie verändern sich Ideen im Prozess der Kommunikation? Und nicht zuletzt: Welches Selbstverständnis derjenigen kommt zum Ausdruck, die Ideen gezielt aufgreifen und weitergeben?

Franziska Hammer: Raumpoetologie um 1200. Raumdarstellung und Raumkonstruktion in 'Nibelungenlied', Gottfrieds von Straßburg 'Tristan' und Wolframs von Eschenbach 'Parzival'

Dissertationsprojekt (abgeschlossen)

Die Raumdarstellung mittelalterlicher Literatur unterscheidet sich in signifikanten Merkmalen wie Kohärenz oder Kontinuität von den Raumdarstellungen neuzeitlicher bzw. moderner Literatur. Allgemein sind die Räume der mittelalterlichen Literatur nicht als vorfindlich und unveränderlich dargestellt, vielmehr erscheint ihre künstliche ‚Gemachtheit’ durch knappe formelhafte Beschreibungen in besonderer Weise herausgestellt. Die Anschaulichkeit steht dabei oft im Hintergrund - im Zentrum steht der Protagonist, der den Raum durch seine Bewegung konstituiert und durch seine Handlungen prägt. So beziehen die jeweiligen Räume ihre konkrete Bedeutung erst aus dem Zusammenspiel von Raum, Held und Handlung. Der fiktionale Raum stellt sich mithin als eine Funktion der Handlung dar, denn er erhält „seinen bestimmten Gehalt und seine eigentümliche Fügung erst von der Sinnordnung, innerhalb derer er sich jeweilig gestaltet“ (Ritter 1975). Dennoch ist der Raum nicht passiv, denn er ist selbst ein Faktor der Sinnzuschreibung, indem er bestimmte Handlungsmöglichkeiten diktiert (Hasebrink/Schiewer/Suerbaum/Volfing 2008). 
Die Räume der mittelhochdeutschen Epik sind in ihrer Darstellung der Handlung zwar weitgehend als ein Sekundäres untergeordnet, stehen jedoch gerade deshalb in einem reflektierenden Verhältnis zur Handlung und zur narratologischen Konzeption. An diesem Punkt setzt die Untersuchung an, wenn sie nach dem Verhältnis von Raumkonstruktion und Textbedeutung fragt. Der Zugriff über den Raum soll dabei in seiner Produktivität und Reichweite überprüft werden.

Die Fragestellung der Untersuchung greift mit der Fokussierung des Raumes einen aktuellen Forschungsdiskurs auf, der, ausgehend von den Kulturwissenschaften, in den letzten Jahren auch in der Literaturwissenschaft verstärkt in den Blick geraten ist. Wenngleich die mediävistische Forschung die Raum-Problematik aus verschiedenen Blickwinkeln in Sammelbänden und Einzelstudien bereits thematisiert hat, steht eine umfassende Analyse der drei großen Texte um 1200, Nibelungenlied, Tristanroman und Parzival noch aus. Die Textauswahl deckt dabei nicht nur ein Forschungsdesiderat ab, sondern ermöglicht zudem einen gattungsübergreifenden Blick auf verschiedene fiktionale Raumentwürfe im selben Entstehungszeitraum, die sich in der Zusammenschau als eine „Raumpoetologie um 1200“ darstellen.

Maria Juchem: "Und han der minnen buoch gelesen." Intellektuelle im novellistischen Erzählen des Mittelalters und der frühen Neuzeit

Dissertationsprojekt

„[W]ider Gott, Eher vnd recht“ - Dieses Zitat aus der Schwanksammlung Katzipori von Michael Lindener aus dem 16. Jahrhundert beschreibt das Handeln eines Richters gegenüber der Gesellschaft und allgemeiner auch die ganz eigene Dynamik des Intellektuellen-Leitbildes im novellistischen Erzählen des Mittelalters und der frühen Neuzeit, die mitunter die Komik der Erzählungen begründet. Diese spezifische Komik resultiert vor allem daraus, dass die Zuschreibung von Klugheit/Dummheit nicht unbedingt mit der Einteilung der Figuren in Intellektuelle/Nicht-Intellektuelle konform gehen muss, denn häufig sind es gerade intellektuelle Charaktere, die am Ende nicht als ‘Sieger’ dastehen, obwohl sie über die umfassendere Bildung verfügen. Allerdings sind die Erzählungen auch keinesfalls so angelegt, dass der gebildete Part zwangsläufig der Unterlegene sein muss, worin gerade der besondere Reiz dieser Erzählungen liegt. Den Schwerpunkt dieser Arbeit bildet demnach die Untersuchung der Festschreibung und Tradierung des Leitbildes des Intellektuellen im novellistischen Erzählen des 13. bis 16. Jahrhunderts.

Anne Kirchhoff: Neuedition und Kommentierung der Innsbrucker Spielhandschrift (UB Innsbruck, Cod. 960) (Dissertationsprojekt)

Beschreibung folgt.

Claudia Lauer (Habilitationsprojekt)

Beschreibung folgt.

Sandra Linden: ‘Anthropologisch-psychologische Reflexionen in der mittelalterlichen Literatur’

Habilitationsprojekt (abgeschlossen)

Die Literatur ist in den vergangenen Jahren zu einem der vielschichtigsten Quellenbereiche avanciert, auf den die historische Anthropologie in ihrem Bemühen um eine Archäologie vergangener Verhaltensmuster und Vorstellungsinhalte zugreift. Es ist jedoch nicht leicht zu rekonstruieren, welches allgemeine Menschenbild und welches Verständnis von den psychologischen Abläufen im Menschen hinter mittelalterlichen Darstellungen liegen und wie diese poetisch vermittelt werden. Das Projekt zielt darauf, die diskursive Verschränkung mittelalterlicher Aussagen über den Menschen und sein Inneres vom Zentrum eines literarischen Corpus her aufzuschlüsseln, die Rezeption vorhandener Wissenspositionen sowie ihre produktive Fortschreibung im volkssprachigen literarischen Medium zu identifizieren. Im Mittelpunkt des Interesses steht dabei die Gattung des höfischen Romans, in der die Kommentarstruktur der Exkurse als bevorzugter Ort für anthropologische Überlegungen erscheint: Chrétiens de Troyes ›Yvain‹, Hartmanns von Aue ›Iwein‹ sowie der ›Tristan‹ Gottfrieds von Straßburg liefern Zeugnisse um die Wende vom 12. zum 13. Jh., der ›Reinfried von Braunschweig‹ und Johanns von Würzburg ›Wilhelm von Österreich geben Auskunft über die folgende Jahrhundertwende.Das Corpus wird durch weitere literarische Gattungen wie vor allem den Sangspruch oder allgemein reflektierende Lieder des Minnesangs ergänzt, um zu analysieren, wie sich die reflektierenden Passagen in einen allgemeinen, gattungsübergreifenden Diskurs über den Mensch einschreiben. Da für jeden der fünf Romanautoren eine lateinische Bildung vorauszusetzen ist, nimmt auch die Rezeption gelehrten Wissens eine wichtige Rolle ein. Die von Autoren wie Wilhelm von St. Thierry oder Hugo von St. Viktor im 12. Jh. begonnene und durch die Rezeption von Aristoteles' ›De anima‹ und ›Physik‹ im 13. Jh. intensivierte Beschäftigung der Wissenschaft mit der Frage Quid est homo? wird für das Verständnis der volkssprachigen literarischen Texte fruchtbar gemacht.Der inhaltliche Zugriff auf die anthropologischen Reflexionen des höfischen Romans wird ergänzt durch einen poetologischen: Es soll eine Poetik der Reflexion formuliert werden, mit der die besondere Ästhetik, die durch das Zusammenspiel von lehrhaft-wissenschaftlichen und poetisch-unterhaltenden Aspekten in den Reflexionen entsteht, erschlossen werden kann.

Rebekka Nöcker: Fastnachtstheater und Ordnungsdiskurs in süddeutschen Reichsstädten

Habilitationsprojekt

Die Feier der Fastnacht war ein wichtiges Element der mittelalterlichen urbanen Festkultur. Im 14. und 15. Jahrhundert formte sich in den Städten das Fastnachtstheater mit seinen komplexen öffentlichen Spiel- und Schaubräuchen aus (textfrei: Schauläufe und Umzüge, Fastnachtsturniere, szenische Darstellungen, Tanzrituale, Heischgänge, Festmähler, weitere Bräuche und Festpraktiken; textiert: Einzelvorträge, Aufführungen von Fastnachtspielen). Insofern der Fastnacht die verkehrte Welt inhärent ist, setzten die fastnächtlichen Aktivitäten die Verkehrung der geltenden sozialen Ordnung in Szene. Dadurch gerieten nicht nur die ordnungssichernden Normen und Regeln in den Blick, sondern auch die Defizite der sozialen Mechanismen. Die spielerische Ordnungsüberschreitung konnte in reale Entgrenzung umschlagen und bewirken, dass unterschwellige Konflikte zum offenen Ausbruch kamen.

Als stadtgesellschaftliches Handeln standen die theatralen Fastnachtsaktivitäten daher stets unter offizieller Kontrolle: Einerseits förderte die politische Führungsschicht Festrituale, insoweit sie dem städtischen Repräsentationsbedürfnis dienten (besonders bei Großveranstaltungen wie Turnieren, Schauläufen, Schautänzen oder Maskenumzügen). Wo allerdings Normenverstöße und Ordnungsverletzungen die öffentliche Sicherheit, die Belange einzelner Bürger oder der politischen und kirchlichen Institutionen und ihrer Autoritäten betrafen, suchte die städtische und kirchliche Obrigkeit andererseits, das Fastnachtstheater durch eine entsprechende Ordnungsgesetzgebung zu disziplinieren.

Die Einzelstudie zielt darauf, die komplexen Bezüge zwischen theatralen Darbietungen, Zuspitzungen situativer Bedrohung und ordnungssichernden Maßnahmen herauszuarbeiten. Insofern gerade unter dem Deckmantel der Fastnacht soziale Spannungen und Unruhen offenbar wurden, lässt sich das Fastnachtstheater und seine kulturelle Einbindung in Prozesse sozialer Ordnung als Indikator für eben jene sozialen Spannungen begreifen. Im Fokus steht daher insbesondere der Schnittpunkt zwischen den kommunikativen Mechanismen des städtischen Ordnungsdiskurses und jenen Mechanismen symbolisch-sozialer Kommunikation des theatralisch-ritualisierten Fastnachtshandelns.

Gegenstand der Studie ist das Fastnachtstheater in solchen Städten, aus denen keine textierten Fastnachtspiele erhalten sind (wie dies nur für Nürnberg der Fall ist; s. dazu die Einzelstudie von Beatrice von Lüpke), für die aber intensiv betriebene theatrale Fastnachtsaktivitäten belegt sind. Den Ratsprotokollen des Stadtregiments lassen sich Hinweise sowohl auf Formen wie Träger des Fastnachtstheaters, auf das städtische Ordnungsdenken, auch auf akute Konfliktsituationen und Bedrohungszusammenhänge entnehmen. In der Studie sollen daher die erhaltenen Archivalien in Ulm, Regensburg und Straßburg sowie weitere relevante Quellentypen (Chroniken, Predigten, literarische Werke) unter Ordnungs- und Bedrohungsaspekten ausgewertet werden. Die drei Reichsstädte bieten sich für die Analyse ästhetisch-kultureller, sozialhistorischer und ordnungspolitischer Interaktionsprozesse im Rahmen der Fastnacht deshalb an, weil zwar intensive Theatertraditionen bekannt und in Teilen erforscht sind, jedoch in der Fastnachtsforschung bislang nicht systematisch im Blickpunkt standen. Der Blick liegt hier außerdem auf dem Fastnachtstheater als Medium politisch-religiöser Agitation während der Reformationszeit. In ihr nutzte man zunächst die Ausdruckformen der Fastnacht, um reformatorische Ideen durchzusetzen, schaffte den Festtermin dann aber vielfach ab, weil man die Fastnacht als Negativsymbol der alten kirchlichen Ordnung sah. Untersucht wird der Zeitraum von 1450 bis 1550.

Patrizia Späth: Romanhafte Mären. Erzählen vom Liebestod in der mittelhochdeutschen Versnovellistik

Dissertationsprojekt

Im Zentrum der Arbeit steht eine Gruppe von mittelhochdeutschen Kurzerzählungen, die das Motiv des bekenntnishaften Liebestods der weiblichen Hauptfigur in den Mittelpunkt rücken und damit einen neuen Erzähltypus begründen: Erstmals wird in mittelhochdeutschen ‚Mären‘ von der absoluten Minne erzählt. Dicht nacheinander entstehen zwischen 1260 und der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts Konrads von Würzburg Herzmære, die drei Fassungen des Schüler zu Paris, die Frauentreue, Hero und Leander und Pyramus und Thisbe. Diese neue Art der Auseinandersetzung mit dem Thema der passionierten Liebe in der mittelalterlichen Kurzepik lässt sich weder aus der Tradition der deutschen Stricker-Mären noch aus der der altfranzösischen Fabliaux umstandslos herleiten. Wegen der schwierigen Einordnung in die Märentradition plädierte man dafür, diese Texte als „eigene Gruppe, etwa von ‚sentimentalen Mären‘, für sich [zu] belassen“ (Strasser 1989, S. 172). Die Forschung hat diese „Liebestodgeschichten“ (Fischer 1983, S. 109) in erster Linie als Antwort auf die volkssprachigen höfischen Romane des deutschen Mittelalters, insbesondere Gottfrieds von Straßburg Tristan, verstanden. Allerdings bereitet gerade die enge Orientierung dieser Texte an den höfischen Romanen Schwierigkeiten bezüglich der Gattungszuordnung: Eben hieran entzündete sich der bis heute anhaltende Forschungsstreit über die Definition der Gattung Märe.

Ziel der Untersuchung ist es, diese kleine, durch eine „Ästhetik des Liebestods“ (Kiening 2007) gekennzeichnete Textgruppe an der Schnittstelle zwischen Märe und Roman gattungstheoretisch neu zu bestimmen und damit auch die Gattungsfrage neu zu stellen. Während für den spätmittelalterlichen Roman bereits Untersuchungen der gattungstypischen Anhäufung intertextueller Verweise vorliegen (Ridder 1998, 1999; Schulz 2000), fehlt eine vergleichbare Studie für die spätmittelalterliche Kleinepik. Doch die dem nachklassischen Roman bescheinigte Hybridität scheint mindestens auch für die hier im Zentrum stehenden Mären, die sich das Motiv des Liebestods auf unterschiedlichste Weise produktiv aneignen, konstitutiv zu sein und eine entsprechende Interpretationsmethodik zu erfordern.