Institut für Politikwissenschaft

Wissenschaftliche Monographien

Tremmel, Jörg (2020): Normative Politische Theorie: Wissenschaftstheoretische Grundlagen und Anwendungen am Beispiel des politischen Mordverbots. Wiesbaden: Springer VS (325 Seiten; ISBN 978-3-658-02729-2). (Überarbeite Fassung der Habilitationsschrift mit dem Titel "Normative Hypothesen am Beispiel des politischen Mordes"). Hinweis:  Englische Übersetzung erscheint 2023.

Webseite des Verlags: http://www.springer.com/de/book/9783658027292


Abstract:

„Gegen jemand, der versucht, die Demokratie zu beseitigen, sollte man Widerstand leisten.“
„Man sollte die Partei wählen, die die eigene Steuerlast zu minimieren verspricht.“
„Man sollte in einem demokratischen Mehrparteiensystem in einer wohlgeordneten Gesellschaft politische Gegner, die selbst keine Gewalt einsetzen, nicht ermorden.“

Dies sind einige Beispiele für normativ-evaluative Hypothesen. Während innerhalb der zuständigen politikwissenschaftlichen Teildisziplin „Politische Theorie“ der Methodologie der Ideengeschichte ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet wird, lernen Studierende bisher sehr wenig darüber, wie methodologisch mit normativen Hypothesen aus der Welt der Politik verfahren werden kann.

Dieses Lehrbuch ist in zwei Teilen aufgebaut. In seinem Grundlagenteil werden die Beweisbarkeit bzw. Falsifizierbarkeit von normativen Hypothesen, der Status von empirischen Daten für normative Hypothesen und die Sein/Sollens-Dichotomie in den Blick genommen. In seinem Anwendungsteil wird dann anhand eines Beispiels – des Verbots des politischen Mordes – performativ die Praxis bzw. Anwendung des normativen Forschungsansatzes demonstriert. Als Prüfkriterien für normative Hypothesen kommen dabei der Schleier der Unwissenheit, das diskursethische Verfahren, das Verfahren des Unabhängigen Beobachters und der Kategorische Imperativ zum Einsatz.

Zwei Kapitel des Lehrbuches gibt es schon jetzt als Leseproben:

 

Stimmen zum Buch:

»Ein formal wie inhaltlich herausragender Beitrag zur Vitalisierung der Politischen Theorie und der Politischen Ethik. Indem Tremmel philosophische Verfahren der Normenbegründung für die Politikwissenschaft nutzbar macht, belebt er das traditionell fruchtbare Verhältnis der Disziplinen neu. Er ermutigt die Beteiligung der Philosophie an praktischen politikwissenschaftlichen Fragen und die Beteiligung der Politikwissenschaft an normativen Fragen des richtigen politischen Handelns und der moralisch rechtfertigbaren Institutionen.«

Prof. Dr. Claus Dierksmeier
Lehrstuhl für Globalisierungsethik
Institut für Politikwissenschaft
Melanchthonstrasse 36
D-72074 Tübingen
 

»Mit seinem neuen Buch stellt Tremmel seine Doppelkompetenz als Philosoph und Politikwissenschaftler unter Beweis – mit überraschenden Ergebnissen: Nicht alles in der Politik ist Geschmackssache. Eine normative Politikwissenschaft ist möglich. Bestimmte Normen der politischen Moral lassen nicht nur als intuitiv plausibel, sondern auch als objektiv richtig ausweisen.«

Prof. Dr. Dr. h. c. Dieter Birnbacher
Institut für Philosophie
Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Universitätsstr. 1
D-40225 Düsseldorf

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Tremmel, Joerg C. / Robinson, Katherine (2014): Climate Ethics: The Climate Change Conundrum. London: I.B. Tauris (Palgrave Macmillan Imprint). (weitere Informationen zum Buch)


Tremmel, Jörg (2012): Eine Theorie der Generationengerechtigkeit. Münster: mentis.


Der Bezug auf „unsere Pflichten gegenüber künftigen Generationen“ ist eines kraftvollsten, emotionalsten und effektivsten Argumente, das Politikern und Bürgern zur Verfügung steht. Die exakte Art und der Umfang dieser Pflichten sind allerdings unklar. Sind wir kommenden Generationen überhaupt etwas schuldig? Wenn ja, wie groß ist der Umfang unserer Pflichten? Und auf welche Ressourcen oder Güter beziehen sie sich? Dieses Buch kommt zur rechten Zeit: Es liefert die bisher genaueste ethische Landkarte für die immer wichtiger werdende Zukunfts- bzw. Generationenethik. Obwohl von bisher unerreichter Tiefe und Bandbreite macht Tremmels klarer Stil das Buch zu einer leicht lesbaren und abwechslungsreichen Lektüre. Im Ergebnis schlägt dieses Buch eine Theorie der Generationengerechtigkeit vor, die nicht nur für die philosophische, sondern auch die politische Debatte neue Impulse bringen wird.

Zusammenfassung des Werks.


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Verlagsanzeige

"Wenn die menschliche Spezies eines Tages ihre offensichtliche Verantwortung gegenüber der Nachwelt akzeptiert hat, dann könnte sie Tremmels umfangreiche Abhandlung als den Startpunkt des neuen moralischen Zeitalters definieren."

Prof. Dr. Bryan Norton, Professor für Philosophie, Georgia Tech University, USA

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Rezensionen in:

29. März 2013: Gespräch mit Jörg Tremmel im Deutschlandradio

26. April 2013: Einstündige Radiosendung "WDR 5 – Philosophischer Radioabend" (20:05 bis 21:00 Uhr - Audiodatei auf der Homepage der Sendung, rechts 26.04.2013 auswählen)

Englische Fassung:
Tremmel, Joerg C. (2009): A Theory of Intergenerational Justice. London: Earthscan Publishing (263 Seiten; ISBN 978-1-84407-826-4). [Verlagsanzeige, Inhaltsverzeichnis und Teilansicht bei GoogleBooks]

Tremmel, Jörg (2005): Bevölkerungspolitik im Kontext ökologischer Generationengerechtig­keit. Dissertation zum Dr. rer.pol. Wiesbaden: Deutscher Universitäts Verlag (331 S.; ISBN 3-8350-6017-1).

Diese Studie erreichte beim Irmgard Coninx Research Grant Competition die Shortlist der besten drei Arbeiten.

Die Untersuchung prüft, ob Bevölkerungspolitik ethisch vertretbar sein kann, wenn sie durchgeführt wird, um ökologische Nachhaltigkeit zu erreichen. Ausgehend von den Prognosen eines weiteren Anstiegs der weltweiten Bevölkerungszahlen um ein Drittel bis 2050 wird zunächst untersucht, ob Bevölkerungswachstum wirklich zu Naturbelastung führt. Dies wird von Tremmel anhand des Beispiels der rückläufigen Artenvielfalt belegt. Dann wird untersucht, ob wir wirklich eine Verantwortung für zukünftige Generationen zur Erhaltung der Natur haben. Auch diese Hypothese wird betätigt. Daraus entwickelt Tremmel ein Modell zur Bewertung antinatalistischer Geburtenpolitiken: die Vier-Fünftel-Regel. Abschließend wird ein globaler Blick auf die deutsche Debatte geworfen und eine dreiteilige Strategie für die demografische Zukunftsfähigkeit Deutschlands entwickelt.

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Tremmel, Jörg (2003): Nachhaltigkeit als politische und analytische Kategorie. Der deutsche Dis­kurs um nachhaltige Entwicklung im Spiegel der Interessen der Akteure. München: oekom Verlag. (195 S.; ISBN 3-936581-14-2).

Diese Studie wurde mit dem Procter & Gamble-Förder­preis für Leistungen des Wissen­schaftlichen Nachwuchses auf dem Gebiet der Umweltwissen­schaften ausgezeichnet.

Inhalt:

Der Nachhaltigkeitsbegriff hat frühere ökologische Leitbilder wie 'ökologisches Gleichgewicht', 'Schließung von Stoffkreisläufen' oder 'Ecodevelopment' abgelöst. Damit hat sich der Zielkompass von Umweltbewegung und Umweltwissenschaft verändert. Was bedeutet dies inhaltlich, etwa für konkrete Projekte und Visionen von einer wünschenswerten Zukunft?

Die Arbeit untersucht den Diskurs um nachhaltige Entwicklung bzw. Nachhaltigkeit in Deutschland. Im Vordergrund der Erörterung steht die Frage, ob die Definition von Nachhaltigkeit eher von Interessen der politischen Akteure oder von Ideen durch Wissenschaft und wertgeleiteten Diskurs bestimmt wird. Die Kernfragen der Arbeit lauten: Welche Akteure wollen Nachhaltigkeit wie "politisch" definieren? Welche Interessen stehen dahinter? Gibt es Definitionen, die nicht interessengeleitet sind? Wie würde ggf. eine analytische, nicht-interessegeleitete Definition von Nachhaltigkeit lauten? Welche Definition wird sich durchsetzen und wie geschieht dies? Wird sich Nachhaltigkeit als gesellschaftliches Leitbild etablieren können? Inwieweit wird eine 'nachhaltige' Gesellschaft ökologisch sein?

Für die Arbeit wurden mehr als 60 Nachhaltigkeitskonzepte verschiedener Wissenschaftler untersucht. Im Diskurs lassen sich - grob vereinfacht gesagt - zwei konträre Positionen gegenüberstellen.

Als zentrales Merkmal der 'engen Definition' wird das Konzept des Fliessgleichgewichtes gesehen. Es soll nicht mehr Holz geschlagen werden, als wieder nachwächst; es sollen nicht mehr Schadstoffe in die Umweltmedien eingeleitet werden, als diese abbauen können; der Staat sollte - zumindest auf Dauer - nicht mehr Geld ausgeben, als er einnimmt. Bei dieser Definition fallen viele soziale, ökonomische und kulturelle Fragestellungen aus der Extension von Nachhaltigkeit heraus, da sie mit dem Konzept eines Fliessgleichgewichts nicht erfassbar sind. Bei Konflikten genießt die ökologische Säule Priorität. Auf der normativen Ebene wird Nachhaltigkeit bei der engen Definition mit Generationengerechtigkeit begründet. Diese Definition wird vor allem von Ökologen vertreten und ist als umweltpolitisches Leitbild geeignet. Eine in diesem Sinne 'nachhaltige' Gesellschaft wäre nur erreichbar, wenn die Industriegesellschaft ökologisch radikal umgebaut wird.

Die weite Definition sieht das Prinzip des Fliessgleichgewichts nur als ein Teilaspekt, weitere Aspekte, z.B. der Nord/Süd-Ausgleich, der soziale Ausgleich oder die Geschlechtergerechtigkeit, werden ebenfalls in den Nachhaltigkeitsbegriff aufgenommen. Auf der Ebene der Dimensionen sind bei dieser Definition mehrere Säulen gleichberechtigt (z.B. die ökologische, ökonomische und die soziale). Ethische Begründung ist dafür ist dann inter- und intragenerationelle Gerechtigkeit.

Neben diesen beiden in der Wissenschaft anzutreffenden Definitionen gibt es 'politische' Definitionen, die Nachhaltigkeit allgemein mit "einer besseren Welt" oder gar mit kontinuierlichem Wirtschaftswachstum gleichsetzen.

Bis etwa 1998 war die enge Definition führend, aber mit dem Abschlussbericht der zweiten Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages gewannen die Vertreter der weiten Definition die Diskursherrschaft. Die Fraktion, die Nachhaltigkeit vor allem ökologisch und im Sinne der Generationengerechtigkeit definieren wollte, verlor die Meinungsführerschaft.

Nachhaltigkeit ist auch in der weiten Definition keine Formel ohne ökologischen Gehalt. Allerdings besteht stets die Gefahr, dass dieser Kern verloren geht. Die im April 2002 veröffentlichte Nachhaltigkeitsstrategie der deutschen Regierung reicht von der Familien- über die Umwelt- bis zur Wirtschaftspolitik, von der Kriminalitätsbekämpfung bis zur Ausländerpolitik. Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) bemängelte daraufhin in einer ungewöhnlich scharfen Stellungnahme eine "Begriffsauflösung". Umweltwissenschaft und Umweltbewegung stehen vor der Frage, ob sie den Begriff ab jetzt nur noch mit erklärendem Adjektiv verwenden ("ökologische Nachhaltigkeit"), oder sich gänzlich nach einem neuen Leitbegriff umsehen.

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