China Centre Tübingen (CCT)

China– Ein modernes Empire?

 
Zur Person

Gunter Schubert ist Professor für Greater China Studies an der Universität Tübingen und Direktor des dort angesiedelten European Research Center on Contemporary Taiwan (ERCCT). Derzeitige Forschungsschwerpunkte sind u.a. die Entwicklung des chinesischen Privatsektors, die politische Ökonomie der sino-taiwanischen Beziehungen, Immigrationspolitik in Ostasien und der Einfluss chinesischer „Globalpolitik“ auf regionale und internationale Ordnungen.

 

Zum Vortrag

Die Frage des sog. Chinesischen Aufstiegs und seiner Folgen für die internationale Ordnung beschäftigt Medien und Wissenschaft seit langem. In diesem Vortrag wird der Hypothese nachgegangen, dass chinesische „Globalpolitik“ zunehmend der Logik imperialen Handelns folgt und deshalb aus der Perspektive dieser Handlungslogik erklärt werden kann. Die Vorstellung von „Raumtiefe“ und eine daran gekoppelte „Peripheriepolitik“, eine „Zivilisierungsmission“, der Vorrang imperialer (nationaler) Interessen vor jedem anderen (regionalen und globalen) Ordnungsrahmen – dies sind die wesentlichen Merkmale, die ein Empire auszeichnen. Imperien sind nicht per se kriegerisch, jedoch überwölbt imperiale Politik gegebene Ordnungsstrukturen und richtet die politischen Akteure auf das imperiale Zentrum aus. Der Vortrag wird an verschiedenen Beispielen chinesischer Globalpolitik aufzeigen, warum China heute am besten als modernes Empire zu begreifen ist und worauf sich die Welt im Umgang mit dem „Reich der Mitte“ zukünftig einzustellen hat. 

Literatur:

Bhattancharya Abanti. (2016) Conceptualizing the Silk Road Initiative in China's Periphery Policy. East Asia (33), 309-328.

Dai Xinyuan and Renn, Duu. (2016) China and International Order: The Limits of Integration. Journal of Chinese Political Science 21(2), 177-197.

Mühlhahn Klaus. (2019) Making China Modern: From the Great Qing to Xi Jinping, Cambridge/Mass.: Belknap Press.

Münkler Herfried. (2005) Imperien: Die Logik der Weltherrschaft. Vom Alten Rom bis zu den Vereinigten Staaten, Berlin: Rowohlt.