Institute of Classical Archaeology

Neue Untersuchungen zu den Horrea Agrippiana in Rom

Forschung

Ziel des Kooperationsprojektes zwischen der Soprintendenza Statale di Rom (Francesco Prosperetti und Stefania Trevisan), dem Deutschen Archäologischen Institut der Abteilung Rom (Ortwin Dally) und dem Institut für Klassische Archäologie der Eberhard-Karls-Universität Tübingen (Johannes Lipps) ist es, die existierende Dokumentation um Fotografien der Bauglieder zu ergänzen und digital zugänglich zu machen. Bei dieser Gelegenheit gilt es, die Rekonstruktion Bauers kritisch zu prüfen und gegebenenfalls zu modifizieren. Damit soll letztlich ein Beitrag, um die Anlage anschließend in ihrem architektur- und wirtschaftsgeschichtlichen Kontext besser zu verstehen.

Anlass zur nochmaligen Untersuchung der Horrea Agrippiana gibt eine Reihe an ungewöhnlichen Eigenarten der Rekonstruktion Bauers, die zwar postuliert, aber bisher nicht nachgewiesen worden sind. Diese sollen durch eine erneute Sichtung und fotografische Dokumentation der Bauteile überprüft werden. Fraglich an der bisherigen Rekonstruktion erscheint u.a.

  1. ob die dokumentierten Bauglieder wirklich drei verschiedenen Ordnungen/Stockwerken angehören;
  2. ob die Portiken der Horrea mit einem Kreuzgratgewölbe überspannt waren. Damit würde es sich um die frühste bekannte Verwendung dieser Gewölbeform handeln, die sicher erst für die neronische Zeit belegt ist;
  3. ob die Portikus unterhalb des Gewölbes durch frei sichtbare, eiserne Zuganker gesichert war, was (wenn überhaupt) erst ab trajanischer Zeit begegnet;
  4. ob die Bauglieder aus Travertin, deren Ornamentik nur grob angelegt ist, ursprünglich zusätzlich stuckiert waren, oder wir hier eine frühe Form von kontextbezogener Bossenästhetik fassen.

In einem zweiten Schritt wird die bauliche Einbettung der Horrea Agrippiana in ihr Umfeld vor verschiedenen historischen Hintergründen untersucht; im Vordergrund steht dabei – neben der Frage der Rekonstruktion – die nach der Organisation der Versorgung der Stadt Rom mit Wirtschaftsgütern während der römischen Kaiserzeit.