Klinische Psychologie und Psychotherapie

Informationen zum laufenden ImPuls-Projekt finden Sie auf folgender Seite:  https://www.impuls.uni-tuebingen.de/

ImPuls - Starke Psyche durch Motivation und Bewegung

Pilotstudie von ImPuls nun abgeschlossen

Die Evaluation von ImPuls wurde im Rahmen einer Pilotstudie im Oktober 2020 abgeschlossen. Die Evaluation erfolgte an einer Gesamtstichprobe von 74 Personen. Eine überblicksartige Darstellung der Ergebnisse ist auf der Homepage des Instituts für Sportwissenschaft zu finden: uni-tuebingen.de/de/182554

Evaluation von ImPuls als neue Versorgungsform

Aufbauend auf der Pilotstudie begann im September 2020 ein vom Innovationsfonds gefördertes Projekt, bei dem ImPuls als neue Versorgungsform evaluiert wird: innovationsfonds.g-ba.de/projekte/neue-versorgungsformen/impuls-starke-psyche-durch-motivation-und-bewegung.371. In zehn Studienzentren in Baden-Württemberg wird in einer randomisiert kontrollierten Studie bei 600 Patientinnen und Patienten untersucht, welchen Einfluss ImPuls im Vergleich zur Regelversorgung auf die psychischen Symptome hat. Neben der Analyse der Wirksamkeit und Kosteneffektivität wird auch der Prozess der Implementierung von ImPuls evaluiert. Nähere Informationen und Teilnahmevoraussetzungen zum Projekt, finden Sie unter:  uni-tuebingen.de/de/182554

 

Allgemeine Informationen zum Projekt

Seit Februar 2018 wird an der Abteilung für Klinische Psychologie und Psychotherapie der Eberhard Karls Universität Tübingen, in Kooperation mit dem Institut für Sportwissenschaften (Prof. Dr. Gorden Sudeck), der Tübinger Akademie für Verhaltenstherapie (TAVT) und der psychotherapeutischen Hochschulambulanz, ein gruppentherapeutisches Bewegungsprogramm, mit dem Namen ImPuls: Starke Psyche durch Motivation und Bewegung. Ein verhaltenstherapeutisches Bewegungsprogramm für auf einen Therapieplatz wartende Verhaltenstherapiepatienten, für den ambulanten psychotherapeutischen Kontext durchgeführt. ImPuls richtet sich an Menschen mit unterschiedlichen psychischen Erkrankungen (Angststörungen, Depression, ADHS, Schlafstörungen), die auf einen Psychotherapieplatz (Verhaltenstherapie, Psychoanalyse etc.) warten. ImPuls hat zum Ziel, in ca. vier Wochen, Wissen über die positiven Effekte von sportlicher Aktivität aufzubauen, Motivation und Freude daran zu erlangen sich körperlich zu betätigen, einen Umgang mit allen psychologisch relevanten Hürden in der Ausübung von sportlicher Aktivität zu erlangen, sowie bewegungsbezogene Gesundheitskompetenz zu erwerben. Dies alles soll die Teilnehmenden dazu befähigen, sportliche Aktivität selbst in ihren Lebensalltag zu integrieren.

Wissenschaftliche Befunde über sportliche Aktivität und psychische Gesundheit

Psychische Erkrankungen sind in Deutschland ansteigend. Sie stellen eine der drei häufigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit in Deutschland dar (Bundespsychotherapeutenkammer, 2015). Gleichzeitig müssen Personen sehr lange Wartezeiten (mindestens 3 Monate) für einen Psychotherapieplatz in Kauf nehmen (Bundespsychotherapeutenkammer, 2011; Zeit, 2014). Lediglich 2,5% aller Menschen mit einer psychischen Störung erhalten eine Psychotherapie (Nubling & Nick, 2014). Betrachtet man schließlich noch die Einhaltung von Therapieempfehlungen bei Psychotherapien zeigt sich eine sehr hohe Abbruchrate von 20-60 % (Jacobi, 2011; Salmoiraghi & Sambhi, 2010; Swift & Greenberg, 2012). Diese Versorgungslücken könnten durch sporttherapeutische Ansätze geschlossen werden, denn die empirische Evidenz bzgl. der Wirkung sportlicher Aktivität auf die psychische Gesundheit ist mittlerweile sehr überzeugend. So ist die therapeutische Wirkung von sportlicher Aktivität bei an Depression erkrankten Patienten vergleichbar mit den Effekten von kognitiver Verhaltenstherapie und klassischen Antidepressiva (Cooney et al., 2013; Schuch et al., 2016; Wolf & Hautzinger, 2012). Positive Effekte zeigen sich zudem bei Patienten mit Angststörungen (Jayakody, Gunadasa, & Hosker, 2014; Stonerock, Hoffman, Smith, & Blumenthal, 2015), ADHS (Archer & Kostrzewa, 2012; Memarmoghaddam, Torbati, Sohrabi, Mashhadi, & Kashi, 2016), sowie Schlafstörungen (Morita, Sasai-Sakuma & Inoue, 2017; Reid et al., 2010). Dennoch existieren bisher keine therapeutischen und störungsübergreifenden Bewegungsprogramme für den ambulanten psychotherapeutischen Kontext.

Haben wir Ihr Interesse geweckt und möchten Sie uns helfen, eine neue Behandlungsform für Psychotherapiepatienten zu entwickeln und zu evaluieren?

Ablauf und Patienteninfos

Folgende Kriterien sollten für eine Teilnahme erfüllt sein:

  • Sie stehen auf der Warteliste für einen Psychotherapieplatz und müssen voraussichtlich noch mindestens 4 Monate auf den Therapieplatz warten
  • Sie machen aktuell nicht mehr als einmal pro Woche (Ausdauer-)Sport
  • Sie sind zwischen 18 und 65 Jahren alt
  • Sie nehmen keine Psychopharmaka oder haben seit mindestens zwei Monaten Ihre Psychopharmaka (z.B. Sertralin) nicht verändert
  • Sie nehmen keine Benzodiazepine (z.B. Lorazepam)

Bei einer Teilnahme würden Sie folgende Schritte durchlaufen:

  • Zwei diagnostische Untersuchungen à 2 h
  • Zufällige Einteilung zur Kontrollgruppe (nur Psychotherapie im Anschluss des Programms) oder zur ImPuls-Gruppe (ImPuls-Bewegungsprogramm und anschließende Psychotherapie)
  • Im Anschluss: zwei weitere diagnostische Untersuchungen à 2 h
  • Garantierter, zeitnaher Einzelpsychotherapieplatz im Anschluss an die Studie*

Wenn Sie der ImPuls-Gruppe zugeteilt werden, durchlaufen Sie ein dreimonatiges Bewegungsprogramm: In den ersten vier Wochen finden dreimal pro Woche Kleingruppensitzungen (4-5 Personen) statt, die aus einer Kombination von gemeinsamem Ausdauersport, sowie psychoedukativen Elementen besteht und von zwei Experten betreut werden. Das Training wird individuell an Ihre Fitness angepasst. Im Anschluss daran, soll acht Wochen lang zweimal pro Woche eine selbständige sportliche Betätigung bei vielfältigen lokalen Sportanbietern/Vereinen (z.B. Kooperation mit dem Hochschulsport) stattfinden.

* Wenn Sie sich auf der Warteliste einer Praxis oder externen Ambulanz befinden und wider Erwarten 1 Jahr nach Studienbeginn keinen Therapieplatz erhalten, erhalten Sie bevorzugt einen Therapieplatz in unserer Hochschulambulanz (vorausgesetzt es besteht eine Indikation).