Zentrum für Gender- und Diversitätsforschung (ZGD)

Wissenschaftliches Selbstverständnis

Das Zentrum für Gender- und Diversitätsforschung ist ein interdisziplinäres und interfakultäres Forschungszentrum. Es versteht sich als Impulsgeberin für einen dynamischen Austausch zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit im Sinne des Mottos „Research – Relevance – Responsibility“ des Exzellenzkonzepts der Universität Tübingen. Forschung zu Gender- und Diversitätsthemen soll eine zentrale Plattform geboten werden.

In der vielschichtig vernetzten und fragmentierten sowie von Paradoxien der Gleichheit und Ungleichheit geprägten Gegenwartsgesellschaft ist die Differenzierung zwischen Menschen von zentraler Bedeutung für die Organisation des Zusammenlebens und gesellschaftlicher Teilhabe. Dies betrifft sowohl Fragen der Anerkennung von Unterschiedlichkeit als auch Fragen der Verteilungsgerechtigkeit. Die Suche nach Antworten auf gesellschaftlich virulente Fragen der Differenzierung verlangen sowohl empirisches Wissen über den gesellschaftlichen Status Quo als auch erkenntnistheoretische Reflexion darüber, wie sich soziale Strukturen durch etablierte Beobachtungsschemata reproduzieren. Gender- und Diversitätsthemen kommt dabei oft eine Art Querschnittsfunktion zu. Für ein Verständnis der zunehmenden Komplexität dieser Diskurse – gerade auch an der Schnittstelle zwischen wissenschaftlichen und anderen Bereichen – bedarf es einer interdisziplinären Auseinandersetzung mit entsprechenden Themenfeldern und einer Bewusstmachung potentieller Handlungs- und Interventionsoptionen.

Die Konzepte ‚Gender‘ und ‚Diversität‘ sollen hier als perspektivenschärfende Zugänge zu interdisziplinärer Forschung verstanden werden. Dabei leistet das Zentrum für Gender- und Diversitätsforschung im Rahmen seiner Aktivitäten einen kontinuierlichen Beitrag zur theoretischen und methodischen Ausformulierung beider Wissensformen.

In der wissenschaftlichen Ausrichtung des Zentrums sollen ‚Gender‘ und ‚Diversität‘ nicht als objektive und ‚natürliche‘ Eigenschaften von Personen oder Gruppen verstanden werden. Vielmehr ermöglichen sie Wissen über komplexe und vielschichtige Prozesse der Klassifizierung und Kategorisierung von Personen und Gruppen sowie deren gesellschaftliche Konsequenzen. Sowohl die interdisziplinäre Erforschung von Prozessen der Differenzierung als auch die reflexive Erörterung der dahinter stehenden erkenntnistheoretischen Grundlagen gehören zum Forschungsspektrum des Zentrums und werden nicht zuletzt als Beiträge zur kritischen Reflexion gesellschaftlicher Praktiken verstanden.