Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2012: Alumni Tübingen

Matinee – Begegnungen mit Julius Herburger (1900 – 1973)

Tübinger Alumni erfuhren Näheres über den deutschen Künstler

Anfang Oktober 2011 hatten die Mitglieder der Alumni-Regionalgruppe Ravensburg der Universität Tübingen die Gelegenheit, bei der Matinee „Begegnungen mit Julius Herburger (1900 bis 1973)“ den Künstler näher kennen zu lernen. Die Veranstaltung fand in den historischen Räumen des Vogthauses Ravensburg statt.


Um die wechselvolle Lebensgeschichte des Künstlers Julius Herburger, einem der großen Söhne der Stadt Ravensburg, in Erinnerung zu rufen, hat sich eine Privatinitiative gebildet, an der sich auch Mitglieder der Regionalgruppe Ravensburg und Umgebung der Tübinger Alumni beteiligten.


Die Kunsthistorikerin Andrea Dreher führte in das vielschichtige Werk und die Lebensgeschichte des Malers ein: Julius Herburger wurde am 25. Mai 1900 in Ravensburg geboren und ist hier am 2. September 1973 verstorben. Er ist einer jener Vertreter der "gebrochenen" Biographien, hat zwei Weltkriege erlebt und war Zeitzeuge eines Jahrhunderts des gesellschaftlichen und kulturellen Umbruchs. Für sein Frühwerk wurde er mit dem Kunstpreis der Stadt Stuttgart ausgezeichnet, war jüngstes Mitglied des Künstlerbundes Berlin, seine Bilder wurden auf einer Wanderausstellung in Berlin, Essen, Stuttgart, München und Wien ausgestellt. Auf seiner Studienreise 1926 mit Willi Baumeister nach Paris war er Gast in den Ateliers von Fernand Léger und weiteren.

1937 wurde sein frühes Ölgemälde „Meersburg" (1924) aus dem Ulmer Museum als „entartet" beschlagnahmt und wahrscheinlich am 29. März 1939 mit dem „unverwertbaren Rest" im Hof der Berliner Hauptfeuerwache verbrannt. Eine ähnlich wechselvolle Geschichte erlebte sein Wandbild „Die Freunde" im Albert-Einstein Gymnasium Ravensburg/Spohn-Gebäude, das in dieser Zeit übertüncht und erst in den 1980er Jahren wieder freigelegt wurde.


Mit der Kabinettausstellung konnte Andrea Dreher im stilvollen Ambiente des historischen Vogthauses mit den von privaten Leihgebern zur Verfügung gestellten Werken einen wichtigen Einblick in Leben und Werk des Künstlers geben.


Anschließend folgte die Lesung aus dem schriftlichen Nachlass des Künstlers durch Professor Dr. Joachim Güntzel, der zu Beginn die Frage in den Raum stellte, warum dem schriftlichen Nachlass Herburgers in seiner Heimatstadt Ravensburg nicht größere Aufmerksamkeit zuteil würde. Um den literarischen Wert dieses Nachlasses zu unterstreichen, begann die Lesung mit ausgewählten Gedichten des Künstlers: „Ich höre in der stillen Nacht", „Ein Tag", und „Herbst". Das zweite der genannten Gedichte, „Ein Tag", erlebte eine literarische Premiere: Es wurde bei den Recherchen im Vorfeld zur Matinee im Stadtarchiv Ravensburg gefunden.


In Verbindung mit der sichtbaren Präsenz von Herburgers bildhaftem Schaffen verstärkte sich bei den Anwesenden auf diese Weise der Eindruck einer echten Begegnung mit Julius Herburger. Insgesamt war es ein gelungener Sonntagvormittag, den alle Anwesenden in bleibender Erinnerung behalten werden.


Susanne Caillet, LL.M.