Uni-Tübingen

B 07

Eine Jagd nach Rohstoffen? Dynamiken der Siedlungsentwicklung an der nördlichen Peripherie Mesopotamiens

Fachklassifizierung

Vorderasiatische Archäologie

Geographie

Bodenkunde

Geomorphologie

Projektleitung

Pfälzner, Peter, Prof. Dr.

Eberhard Karls Universität Tübingen

Institut für die Kulturen des Alten Orients (IANES)

Schloss Hohentübingen

Burgsteige 11

72070 Tübingen

Telefonnummer: 07071 29 78530

E-Mail-Adresse: peter.pfaelznerspam prevention@uni-tuebingen.de

 

Scholten, Thomas, Prof. Dr.

Eberhard Karls Universität Tübingen

Fachbereich Geowissenschaften, Forschungsbereich Geographie

Lehrstuhl für Bodenkunde und Geomorphologie

Rümelinstraße 19–23

72070 Tübingen

Telefonnummer: 07071 29 72400

E-Mail-Adresse: thomas.scholtenspam prevention@uni-tuebingen.de

DoktorandInnen

und Postdocs

Sconzo, Paola, Dr.

SFB 1070 RessourcenKulturen

Gartenstr. 29

Raum 313

72074 Tübingen

Telefonnummer: 07071 29 73592

Fax: 07071 29 35266

E-Mail-Adresse: paola.sconzospam prevention@uni-tuebingen.de

Das Projekt untersucht die sozialen Dynamiken, welche aus der Nutzung von Ressourcen im Bereich der nördlichen Gebirgsränder Mesopotamiens entstehen, und zwar sowohl im Spannungsverhältnis zu den expandierenden Staaten Mesopotamiens als auch in einer endogenen Perspektive. In der ersten Projektphase standen die Interessen der mesopotamischen Staaten an den Ressourcen der Gebirgsregionen im Vordergrund. Diese wurden sowohl durch eine textliche Analyse als auch durch vier Feldkampagnen (2013, 2014, 2015, 2016) eines archäologischen Surveys in der Region des Östlichen Ḫabur-Flusses (Nordirak) untersucht. Es zeigte sich, dass der Zugang zu Rohstoffen in der Region sowie die ökonomische Nutzung von Ressourcen aus der Region nicht die hauptsächliche Antriebsquelle der Expansion gewesen sein konnte. Vielmehr ist der Anschluss an und die Kontrolle von Wegenetzen als ein entscheidendes Motiv der politischen Aktivitäten der mesopotamischen Staaten auszumachen. Zusätzlich wurde festgestellt, dass die Region selbst sich auf zwei wesentliche RessourcenKomplexe stützt: erstens, die Landwirtschaft auf Basis der Nutzung von Boden und Wasser sowie zweitens, der regionale und interregionale Austausch auf der Basis von Wegen und Netzwerken. Aus diesem Grund steht in der zweiten Förderphase die intensive Untersuchung der beiden genannten RessourcenKomplexe im Vordergrund. Dies erfolgt in einer diachronisch vergleichenden Perspektive, um charakteristische Konstellationen einzelner Perioden in derselben Region unterscheidbar zu machen. Dabei wird die These zugrunde gelegt, dass unterschiedlich ausgebildete Netzwerke die Ursache für unterschiedliche Ausprägungen der beiden hauptsächlichen RessourcenKomplexe sind. Diese Netzwerke werde vor allem anhand der räumlichen Parameter in den Siedlungssystemen der einzelnen Perioden erforscht. Dabei wird ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, zu beurteilen, in welchen Zeiten externe Staaten Einfluss auf die lokalen Netzwerke ausübten bzw. diese an die eigenen Netzwerke anschlossen, und in welchen Perioden sich regionale oder gar lokale Netzwerke ohne äußere Einflüsse entwickelten. Es geht also um die Abgrenzung endogener von exogen beeinflussten Netzwerken. Um die natürlichen Komponenten der Netzwerke (Böden, Wasser, Topographie) kompetent untersuchen und in die historischen Modelle einbinden zu können, stößt, vom Projekt S unterstützt, in der zweiten Förderperiode die Geographie als interdisziplinär eingebundenes Fach zum Projekt hinzu, um eine gemeinsame archäologisch-geographische Feldarbeit durchzuführen. Gemeinsam werden die hauptsächlichen Ressourcen der endogenen Netzwerke analysiert und interpretiert: das agrarische Potential anhand einer Untersuchung der Böden, die Rolle von Wasser in Form von Flüssen, Quellen und Brunnen, der regionale und interregionale Austausch anhand der Wege und topographischen Landschaftsformen sowie durch die Beurteilung von Siedlungsverteilungsmustern, und die soziale Integration anhand der periodenspezifischen Siedlungssysteme. Die Netzwerke werden durch eine genaue Betrachtung der räumlichen Bezüge zwischen Siedlungen und zwischen Siedlungskammern periodenbezogen rekonstruiert. Zu diesem Zweck werden die archäologischen Surveyaktivitäten punktuell intensiviert und regional ausgeweitet. Es werden mehrere benachbarte, aber topographisch und naturräumlich unterschiedliche Siedlungskammern durch Surveys erschlossen, um deren regionales und interregionales Gefüge anhand der Verteilung von Siedlungen und von geographisch dazwischenliegenden Siedlungen (Gateway Communities) analysieren zu können. Auf diese Weise wird sich feststellen lassen, wie in einzelnen Perioden RessourcenKomplexe aktiviert wurden und in welcher Komplexität sie sich entwickelt haben. Es soll möglich werden, zwischen Netzwerken auf der Makro-, Meso- und Mikroebene zu unterscheiden und dadurch unsere Einsicht in die Evolution und Devolution von RessourcenKomplexen zu fördern.