Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)

„Ethik in Organisationen: Bildung und Soziales“ – Netzwerktreffen zum Projektende und zur Weiterführung am IZEW

Das Projekt „Ethik in Organisationen: Bildung und Soziales“, gefördert vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Baden-Württemberg (Beginn 2014), lief zum Jahresende 2018 aus. Im Juli vergangenen Jahres trafen sich am IZEW Vertreter*innen der wissenschaftlichen Ethik, der Pflege- und Erziehungswissenschaft mit Vertreter*innen von sozialen Organisationen, um sich über Inhalte, Formate und Methoden wissenschaftlicher Ethikweiterbildungen auszutauschen. Ein wichtiges Ziel war es, ein tragfähiges Netzwerk von interessierten Wissenschaftler*innen und Praxisvertreter*innen zu initiieren.

Aus den Erfahrungen im Projekt konnte von unserer Mitarbeiterin Christiane Burmeister berichtet werden, dass ethische Weiterbildungen mit spezifischem Themenzuschnitt innerhalb eines bestimmten Organisationssettings aus verschiedenen Gründen sinnvoller sind als Fortbildungsformate, die sich an einzelne Teilnehmer*innen wenden. So ist es gerade die Auseinandersetzung mit mehreren teilnehmenden Kolleg*innen derselben Einrichtung, welche wichtige ethische Erkenntnisse, z.B. die Pluralität von Wertperspektiven oder die Infragestellung kollektiv eingehegter Vorstellungen, vermitteln kann. Zugleich können Änderungsimpulse für die Praxis in diesen Settings eine größere Wirkung zur Folge haben, wenn sie dort entstehen, wo sie für den Praxistransfer auch aufgegriffen werden können.

Das Weiterbildungsangebot unseres Projektes stieß mit spezifischen Angeboten in sozialen Organisationen auf großes Interesse. So wurden mehrere Workshops zum Thema „Ethik der Sozialen Arbeit im Handlungsfeld Migration und Flucht‘“ angeboten. Außerdem war das Thema „Digitalisierung“ für mehrere Workshops Schwerpunkt der ethischen Reflexion, u.a. für den Abschlussworkshop des Projekts mit dem Titel „Digitalisierung im Gesundheitswesen“. Für die BruderhausDiakonie, eine große soziale Organisation aus der Region, hat das Team des IZEW im Rahmen des Projekts einen Vorschlag für das Ethik-Management entworfen; im Rahmen dessen führte das IZEW eine Reihe von Workshops für Führungskräfte der BruderhausDiakonie durch. Dieses Angebot der Ethik-Schulungen wird auch 2019 von Kolleg*innen aus dem Team weitergeführt.

Im Laufe des Weiterbildungsprojekts wurde die Konzeption von Lehrinhalten von einer intensiven Forschungsarbeit begleitet, deren Ergebnisse in verschiedenen Beiträgen publiziert wurden. Außerdem wurden innovative Lehrmethoden konzipiert und vielfältige Lehrmaterialien gesammelt. Auf der Grundlage diese verschiedenen Erfahrungen werden wir auch in Zukunft weiterarbeiten, um auf dem Gebiet der Ethik-Weiterbildung für Berufstätige Ansprechpartner zu bleiben. Wir streben in diesem Zusammenhang die Weiterführung des Forschungsprojekts „Grundlagen der Organisationsethik“ an. Zudem wird das Team des Weiterbildungsprojektes für die Zeitschrift der Akademie für Ethik in der Medizin (AEM) ein Sonderheft zu „Organisationsethik in Einrichtungen des Gesundheitswesens“ publizieren.
Eine zentrale Leitfrage unserer zukünftigen Forschungsarbeit wird sein sich mit den inhaltlichen und didaktischen Ansprüchen an ethische Weiterbildungen. Dies hängt mit den weiteren grundlegenden Fragen zusammen, worin das Spezifikum ethischer Expertise liegt und inwiefern ethische Reflexion und Begründung zur Lösung alltäglicher moralischer Probleme überhaupt beitragen können. Verbunden damit ist wiederum die Frage, wie ethische Kompetenzen gut und erfolgreich vermittelt werden können. Es wird am IZEW also weiterhin darum gehen, ethisches Reflektieren im Kontext der Weiterbildung von Berufstätigen zu erforschen und weiter zu entwickeln. Das kann nicht ohne den Bezug zur Praxis geschehen. Dabei werden wir uns in Zukunft nicht auf Berufstätige in sozialen Organisationen beschränken, sondern organisationsethische Fragestellungen aufgreifen, die sich auch in Wirtschaftsunternehmen und anderen Institutionen stellen.