Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)

Nachhaltige Entwicklung als Aufgabe der Hochschulen – Ergebnisse aus dem Projekt Hoch-N

Eine gesellschaftliche Transformation hin zu nachhaltigeren Lebens- und Wirtschaftsweisen ist angesichts der gegenwärtigen sozial-ökologischen Herausforderungen dringend notwendig. Diese Aufgabe erfordert die Beteiligung aller gesellschaftlichen Akteur*innen. Dabei kommt den Hochschulen ein besonderer Stellenwert zu: sie produzieren aktuelles Wissen, das zu gesellschaftlichen Veränderungen beiträgt; sie sind Orte, an denen nachhaltige Praxis ganz konkret umgesetzt, ausprobiert, und vorgelebt werden kann; und sie bilden zukünftige Entscheidungsträger*innen vieler Fachrichtungen aus, die dann selbst als Multiplikator*innen, als ‚change agents‘, in der Gesellschaft wirken. Das vom BMBF geförderte und von einem internationalen Beirat begleitete Verbundprojekt „Nachhaltigkeit an Hochschulen: entwickeln – vernetzen – berichten (Hoch-N)“ hat zum Ziel, die Nachhaltige Entwicklung der deutschen Hochschullandschaft zu fördern. Es stellt die Frage: „Wie kann es komplexen Organisationen wie Hochschulen gelingen, den Prozess einer nachhaltigen Entwicklung innerhalb der eigenen Institution anzustoßen, aufrecht zu erhalten und zu einer dauerhaften Aufgabe machen?1

Mit diesem Fragenkomplex haben sich die 11 Hoch-N-Verbundhochschulen in einer ersten zweijährigen Forschungsphase auseinandergesetzt und zwar in allen Hochschul-Handlungsfeldern:

  • Universitäts-Governance (Universitäten Vechta und FU-Berlin),
  • Forschung (Leuphana Universität Lüneburg und LMU München),
  • Lehre (Universitäten Tübingen und Bremen),
  • Transfer (Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde),
  • Betrieb (TU Dresden und Hochschule Zittau/Görlitz), und
  • Nachhaltigkeitsberichterstattung (Universitäten Hamburg und Duisburg-Essen).

Zu den einzelnen Handlungsfeldern sind in partizipativer Forschung Leitfäden entstanden, die aktuelle Themen, good-practice-Beispiele und innovative Ideen zur Weiterentwicklung der Handlungsfelder zur Verfügung stellen. Die Leitfäden sind hier als Open-Source Dokumente erhältlich: https://www.hochn.uni-hamburg.de/3-aktuelles/nachrichten/87-hoch-n-leitfaeden.html Diese Leitfäden sind der Auftakt zur nächsten Phase des Projekts: lebendige Dokumente, die von 2018-2020 mit Interessierten gemeinsam erprobt und weiterentwickelt werden. Danach werden sie in einer Finalversion zusammengefasst und open-source zur Verfügung gestellt.

Der enge bundesweite Austausch und die vielfältigen Veranstaltungsformate in Hoch-N haben dazu beigetragen, dass sich bis heute ein starkes Netzwerk entwickelt hat:  etwa 100 Hochschulen haben sich bereits als Hoch-N-Partner angeschlossen. Darin können Studierende, Wissenschaftler*innen und Praktiker*innen durch einen wertschätzenden Umgang jenseits der Hierarchieebenen gemeinsam neue Sichtweisen und Möglichkeiten für Nachhaltigkeit an Hochschulen entwickeln und Unterstützung bei konkreten Vorhaben bekommen. Von Einzelpersonen bis hin zur gesamten Hochschule, für alle Nachhaltigkeitsakteur*innen gibt es die Möglichkeit, sich zu beteiligen!  Informationen dazu finden sich hier: https://www.hochn.uni-hamburg.de/5-mitmachen.html

Am Ethikzentrum der Universität Tübingen befindet sich eine der Forschungsstellen zum Thema Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in der Hochschullehre, die andere in Bremen. Besonders wichtig war uns zum einen inhaltlich die Verbindung von Ethik und BNE, zum anderen in Sachen Partizipation die aktive, gleichwertige Mitarbeit von Studierenden und dem „netzwerk n“, das bundesweit Studierende zu so genannten „Wandercoaches“ in Sachen Nachhaltigkeit ausbildet und bei Nachhaltigkeitsaktivitäten an ihren Hochschulen berät. Aus insgesamt vier Praxis-Forschungs-Sessions in Tübingen und Bremen sowie zwei empirischen Forschungsprojekten haben wir verschiedene „Portale“ gestaltet, die Anregungen für die Umsetzung, Integration, und Verstetigung von BNE in der Hochschullehre bieten. Sie greifen Themen auf, die zu diesem Zeitpunkt des Internationalen BNE-Diskurs, des Weltaktionsprogramms BNE und des Nationalen Aktionsplans in Deutschland, besonders aktuell sind:

  • Kernelemente/Qualitätskriterien für Hochschul-BNE
  • Integration von BNE in bestehende Curricula/Lehrveranstaltungen
  • didaktische und methodische Besonderheiten von BNE
  • Transformation von Lehr-Lern-Kulturen durch BNE

Ab 2019 werden wir zu diesen Themen – und selbstverständlich auch zu Ethik und BNE – Weiterbildungen anbieten und ein kreatives, unterstützendes Netzwerk für alle Nachhaltigkeitsakteur*innen im Bereich Lehren und Lernen weiter ausbauen. Machen Sie doch einfach mit! https://www.hochn.uni-hamburg.de/-downloads/handlungsfelder/lehre/hoch-n-leitfaden-bne-in-der-hochschullehre.pdf

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1 HochN-Leitfäden, Einleitung: Bassen, A.; Schmitt, C.T.; Stecker, C.; Rüth, C. (2018)