Leitbild, Aufgabe und Struktur des Forums
Die zunehmende Spezialisierung der Einzelwissenschaften hat die Verständigung zwischen den Wissenschaften schwieriger gemacht. Vor allem die großen Bereiche der Natur- und der Geisteswissenschaften haben in den zurückliegenden 150 Jahren gleichsam wissenschaftliche Paralleluniversen aufgebaut, die gelegentlich als „zwei Kulturen“ bezeichnet werden.
Zugleich war die Notwendigkeit einer fächerübergreifenden Verständigung nie so hoch wie heute. Viele aktuelle Forschungsfragen erfordern die enge Zusammenarbeit mehrerer Disziplinen. Zunehmend wird klar, dass nur die disziplinäre Vielfalt dem Reichtum unserer Lebenswelt annähernd gerecht zu werden vermag. Damit wächst auch die Einsicht, dass die verschiedenen Wissenschaftskulturen einander ergänzen können und nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen.
Das FORUM SCIENTIARUM möchte zur besseren Verständigung zwischen den Fächern und Disziplinen beitragen. Die alte Idee einer Universalwissenschaft wird heute vom Dialog zwischen Wissenschaften mit jeweils universalem Anspruch abgelöst. In ihm lebt das Ideal der Universitas weiter.
Aufgabe
Das FORUM SCIENTIARUM lädt WissenschaftlerInnen und Studierende aller Disziplinen dazu ein, über Fächergrenzen hinweg gemeinsam an Sachthemen zu arbeiten. Im Vordergrund stehen dabei zum einen Fragen, die zwischen den Geistes- und den Naturwissenschaften diskutiert werden, zum anderen Fragen der Interkulturalität und der Stellung von Wissenschaft in verschiedenen Kulturen und historischen Epochen.
Im Dialog reflektieren die Wissenschaften auch die eigenen Grundlagen und ihr Verhältnis zur Lebenswelt. Der Austausch zwischen den Wissenschaften fördert deshalb zugleich die Verständigung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft.
Der Dialog lässt sich darum in drei Ebenen gliedern:
- Dialog zwischen den Wissenschaften
- Dialog zwischen Wissenschaft und Lebenswelt
- Dialog zwischen den Kulturen (mit Blick auf die jeweilige Stellung von Wissenschaft)
Das FORUM SCIENTIARUM koordiniert bestehende fächerübergreifende Initiativen und bietet eigene Lehrveranstaltungen an. Außerdem finden am Forum Tagungen und Vortragsreihen statt und es wird ein zweisemestriges Studienkolleg für Studierende aller Fachrichtungen durchgeführt.
Struktur
Das FORUM SCIENTIARUM ist sowohl eine Einrichtung der Lehre als auch ein Marktplatz, auf dem sich die Wissenschaften begegnen und gemeinsame Projekte initiieren können. Es fördert den Dialog zwischen den Wissenschaften, indem es schon vorhandene Kooperationen vernetzt und ausbaut und eigene Projekte und Initiativen in fächerübergreifender Forschung und Lehre auf den Weg bringt. Dafür ist die Tübinger Universität mit ihrem breiten Spektrum an Fächern und Kompetenzen der richtige Ort.
Lehre:
- Das FORUM SCIENTIARUM bietet ein Studienkolleg für 25 ausgewählte Studierende aller Fächer an, die sich über zwei Semester intensiv mit interdisziplinären Fragestellungen beschäftigen wollen.
- Darüber hinaus finden am FORUM SCIENTIARUM zahlreiche Seminare mit fächerübergreifendem Charakter statt. Viele dieser Seminare werden von DozentInnen verschiedener Fächer gemeinsam geleitet.
Forschung:
- Das FORUM SCIENTIARUM veranstaltet Workshops und Tagungen zu interdisziplinären Fragestellungen.
- Es lädt WissenschaftlerInnen dazu ein, für einige Wochen und Monate ans Forum zu kommen, um dort interdisziplinäre Forschung zu betreiben und mit Studierenden zu arbeiten.
- Gemeinsam mit Partnern aus den Fakultäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen stößt das Forum Projekte an, die fächerübergreifend angelegt sind.