Spiel – interdisziplinäre Annäherungen an ein menschliches Grundphänomen
jeweils Donnerstag, 18 Uhr c. t., Hörsaal 21, Kupferbau
Organisation:
Prof. Dr. Boris Kotchoubey, Medizinische Psychologie und Dr. Niels Weidtmann, Forum Scientiarum / Philosophie
Das Spiel kann begeistern, ist freies Handeln und trotzdem eigentümlich ernst. Im Spiel lernt der Mensch für das Leben, weil der Verlauf wesentlich davon abhängt, wie stark er selbst sich einbringt.Der Philosoph Eugen Fink sah daher im Spiel eine Grundstruktur des menschlichen Daseins. Diese hohe Bedeutung des Spiels zeigt sich schon in der Antike, etwa darin, dass die Olympischen Spiele ursprünglich Spiele für die Götter waren. Die Begeisterung für ein gelungenes Spiel durchzieht die Geschichte und ist bis heute auf individueller wie gesellschaftlicher Ebene ungebrochen.
Freies Spiel gibt es vielfach auch bei Tieren, aber in keiner anderen Spezies ist es so weit verbreitet wie bei den Menschen. Es benötigt viel Energie, ohne einen unmittelbaren Nutzen zu erbringen, doch könnte gerade dieses spielerische Element menschlichen Verhaltens für die Entwicklung der Sprache von Bedeutung gewesen sein. Denn nur der Mensch verwendet Zeichen symbolisch, d.h. so, dass sie auch ohne unmittelbaren Bezug zum Bezeichneten funktionieren. Die Entwicklung eines solchen Zeichensystems setzt die Fähigkeit zu „ziellosem“, spielerischem Operieren mit dem Bezeichnenden und dem Bezeichneten voraus.
Angesichts dieser konstitutiven Bedeutung des Spiels und des freien Spielverhaltens in der evolutionären und der ontogenetischen Entwicklung des Menschen überrascht, wie wenig intensiv sich die Forschung diesen Phänomenen gewidmet hat.
Termine
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18.10.2018
Dr. Niels Weidtmann, Forum Scientiarum / Philosophie, Tübingen
Das Spiel des Lebens – eine philosophische Einführung in das Phänomen des Spiels
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25.10.2018
Prof. Dr. Robert Kirstein, Klassische Philologie, Tübingen
Wenn Texte Gespräche führen. Literatur als Spiel in der Antike
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08.11.2018
Prof. Dr. Claudia Friedrich, Entwicklungspsychologie, Tübingen
Spielend lernen im Kindesalter
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15.11.2018
Dr. Georg Martius, MPI Intelligente Systeme, Tübingen
Playful Machines
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22.11.2018
Prof. Dr. Gabriele Alex, Ethnologie, Tübingen
Soziale Strukturen lernen – Kinderspiele in (Süd)Indien
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29.11.2018
Prof. Dr. Ansgar Thiel, Sportwissenschaft, Tübingen
Spiel und Bewegungskultur aus einer sozialwissenschaftlichen Perspektive
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06.12.2018
Prof. Dr. Jürgen Wertheimer, Internationale Literaturen, Tübingen
Der Mensch ist nur da Mensch, wo er spielt – Schillers Ethik und Ästhetik des Spiels
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13.12.2018
Prof. Dr. Boris Kotchoubey, Medizinische Psychologie, Tübingen
Schrödingers Zoo: Biologische Voraussetzungen und Vorläufer des Spiels
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20.12.2018
Dr. Thomas Franz, Katholische Theologie / Philosophie, Würzburg
Weltspiel und Menschenspiel. Eugen Finks phänomenologisch-ontologischer Zugang zum Spiel
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17.01.2019
Prof. Dr. Hermann Lichtenberger, Evangelische Theologie, Tübingen
Werden wie die Kinder. Spiel in der Jesusverkündigung
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24.01.2019
Prof. Dr. Markus Rieger-Ladich und Dr. Christian Grabau,
beide Erziehungswissenschaft, Tübingen
Spielen als Privileg? Ein Disput zwischen Pierre Bourdieu und Jacques Rancière
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31.01.2019
Prof. Dr. Michael Franke, Linguistik, Osnabrück
Sprachspiele: Wie Spieltheorie die Anwendung und die Entwicklung der Sprache modelliert
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