BedenkZeiten – Ein Ethik-Blog
Das IZEW befasst sich mit der ganzen Bandbreite anwendungsbezogener ethischer Fragen. Standen in der Vergangenheit einzig Aspekte der Pandemie im Zentrum, soll der Blog in Zukunft die gesamte Vielfalt ethisch relevanter gesellschaftlicher Entwicklungen und Herausforderungen beleuchten. Neben grundlegenden Fragen der Ethik in den Wissenschaften reicht das Spektrum von Ethik und Bildung über gesellschaftliche Wertfragen von Kultur und technischem Wandel bis zu Fragen gelingender Naturverhältnisse und Nachhaltiger Entwicklung. Der Blog versteht sich als Impulsgeber für eine breite gesellschaftliche Diskussion über die vielfältige Frage nach Gerechtigkeit und dem Guten Leben. In diesem Sinne geht es darum, ethische Fragen aus der aktuellen Forschung oder neue Herausforderungen aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen knapp und verständlich zu beleuchten und damit einen Einblick zu geben, was es heißt, normative und Wertekonflikte zu bearbeiten. Dabei wird weiterhin die Inter- und Transdisziplinarität einer Ethik in den Wissenschaften sowohl Ausgangspunkt als auch Ziel sein, sodass die ethisch relevanten Fragen, die sich für wissenschaftliche eben wie andere gesellschaftliche Kontexte stellen, hier einen Ort haben.
Regina Ammicht Quinn und Thomas Potthast
Dieser Blog soll Diskurse anregen, in diesem Sinne freuen wir uns über Anregungen, Kritik und Leserbriefe. Hierzu kann gerne das Kontaktformular genutzt werden.
Um die Herausgabe der Beiträge kümmert sich die Redaktion: Cora Bieß, Friedrich Gabel, Marcel Vondermaßen, Vanessa Weihgold und Katharina Wezel.
19. April 2021
Post-Corona-Perspektive
Sozialer Frieden und gesellschaftlicher Zusammenhalt bedürfen einerseits gerechter Strukturen, andererseits basaler prosozialer Einstellungen zwischen den Gesellschaftsmitgliedern. Diese lassen sich im Begriff des Mitgefühls theoretisch zusammenfassen. Die Auswirkungen der Corona-Pandemie verschärfen einhergehende gesellschaftlichen Spaltungen, welche sich im politischen Miteinander zeigen. Der folgende Beitrag widmet sich der Frage, wie Mitgefühl in dieses Spannungsfeld hineinpasst, und wie seine Berücksichtigung uns Impulse gibt, friedliche Post-Corona-Strukturen zu bauen, die ein ‚Gegeneinander' abbauen und ein ,Füreinander' fördern.
29. März 2021
Nachtrag zum Weltfrauentag
„Trümmerfrauen“, so die kollektive Legende in Deutschland, haben in deutschen Städten selbstlos und optimistisch mit bloßen Händen den Schutt des Krieges weggeräumt und die Städte wieder bewohnbar gemacht. Wie in fast jeder Legende gibt es hier Stücke von Faktizität. Das Trümmerräumen aber war keineswegs eine Arbeit, die allein von Frauen getan wurde (es gab (mehr) Männer und Maschinen), und es war häufig auch keine freiwillige Arbeit.
08. Februar 2021
Covideo Parties und Zoom Fatigue
Die Corona-Pandemie hat das Leben rund um den Globus tiefgreifend verändert. Zusätzlich zu den unmittelbaren gesundheitlichen Gefahren der Pandemie, stellen auch physische Distanzierungsmaßnahmen Herausforderungen für das psychische und soziale Wohlbefinden dar. Die psycho-sozialen Langzeitfolgen sind nicht abzusehen. In diesen problematischen Zeiten spielen Lösungen auf Basis digitaler Technologien eine zentrale Rolle. Doch ungeachtet all der unleugbaren Vorteile und Potentiale, geht die mit der Coronapandemie drastisch angewachsene, sowohl ökonomische als auch emotionale Abhängigkeit von digitalen Lösungen und ihren (kommerziellen) Anbietern auch mit Risiken einher. Diese sind ebenso auf der Ebene individueller Gesundheit wie auf jener sozialer Machtungleichgewichte angesiedelt.
13. Januar 2021
Kinder zu Wort kommen lassen
2021: Ein nassglänzender Morgen im winterlichen Düsseldorf. Schulkinder stehen in kleinen Gruppen vor Werbeplakaten an der Haltestelle. Brillen zum Sonderpreis, Neujahrsrabatte fürs Fitnessstudio. Die Straßenbahn fährt ein. Dichtgedrängt strömen die Kinder in die Bahn, alle tragen eine Mund-Nasen-Bedeckung; ein Mann mit Hut nimmt noch hastig einen Zug von seiner Zigarette, drückt sie auf dem Boden aus und steigt ein. Er trägt keine Maske.
24. November 2020
Sie sind nicht unsere Feinde!
In seiner ersten Ansprache als „president elect“ forderte Joe Biden am 07.11.2020 beide Seiten einer unversöhnlich wirkenden politischen Landschaft in den USA dazu auf, ihre Haltung zueinander zu verändern. „We have to stop treating our opponent as our enemies. They are not our enemies. They’re Americans.” Er bezieht sich dabei auf die Anhänger*innen der in den USA vorherrschenden Parteien der Demokraten und von Präsident Trumps Partei der Republikaner, die sich seit Jahren immer unversöhnlicher gegenüberstehen. Bidens Aufforderung mag naiv wirken, wenn Präsident Trump am gleichen Tag den Demokraten Wahlfälschung vorwirft, immerhin ein schweres Verbrechen, oder einer seiner Söhne Trump auf Twitter auffordert, für die Wahl in den „totalen Krieg“ zu ziehen.
06. April 2021
Ethics and Artificial Intelligence
Is technology ruling our lives? Yes and no - technology in general allows us to live longer, makes our lives easier and is part of our nature, as people depend very much on the creation of a civilization to stay alive. We have no fur, so we need heating; we cannot communicate with everyone in a modern society and therefore need the media to enable democratic deliberations; we are not good at seeing into the future and need a data-driven foresight; and so on.
22. Februar 2021
Ökologische Emotionen?
Im englischen Sprachraum sind „ecological emotions“ ein Schlagwort für die Erforschung emotionaler und psychischer Reaktionen auf den Klimawandel und die Umweltzerstörung geworden. Medien berichten überall auf der Welt von Menschen, die an Eco-Anxiety, Climate Depression oder Ecological Grief leiden (z.B. taz, Le Monde oder Time USA). Was genau dahinter steht und welche ethischen Implikationen dies vor einem Hintergrund vernunftgeprägter Gesellschaften für Bildungskontexte haben kann, soll im Rahmen dieses Beitrags genauer erläutert werden.
25. Januar 2021
Spaltung zeigen?!
Der Beitrag „Schlafschafe und Covidioten“ von Luzia Sievi und Marcel Vondermaßen stellt einen guten Ausgangspunkt für die Diskussion von Moralisierungen in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung rund um die Corona-Maßnahmen dar. Im Folgenden werde ich anhand dieses Beitrags exemplarisch die Schwierigkeit diskutieren, wie die wissenschaftliche Beschäftigung mit moralisierten Themen gegenstandsangemessen erfolgen kann, ohne dass dabei letztlich nur wieder für sich selbst eine überlegene moralische Position beansprucht wird.
21. Dezember 2020
Welche Ernährung wollen wir?
Wie kann ein zukunftsorientiertes Ernährungssystem aussehen? Wie können wir als Bürger*innen dies mitgestalten? In vielen Städten weltweit haben sich Ernährungsräte auf den Weg gemacht, um Akteur*innen entlang der Wertschöpfungskette zwischen Stadt und Land in Dialog zu bringen und um mehr Mitbestimmung in der Ernährungspolitik auf kommunaler Ebene zu ermöglichen. In Kern geht es dabei um Grundfragen der öffentlichen Versorgung und Ernährungsgerechtigkeit.