Tübingen School of Education (TüSE)

Migration und Flucht

Der Teilbereich Migration und Flucht untersucht den institutionalisierten Umgang mit Flucht/Migration im Schulsystem. Die Forschungsprojekte gehen hierbei von der Annahme aus, dass sowohl schulische Bildungsorganisation als auch unterrichtliche Bildungspraxis den gesellschaftlichen Phänomenbereich Migration/Flucht spezifisch konstituieren. Im Fokus steht hierbei die forschungsleitende Frage, welche praktische Relevanz soziokulturelle bzw. sozioökonomische Askriptionen im Kontext lern- und leistungsbezogener Differenzierung im (Fach-)Unterricht besitzen und wie diese den differenziellen Zugang zu ungleichwertigen Bildungsangeboten regulieren.

 

Forschungsprojekte

Flucht und Migration als Bezugsproblem kommunaler Bildungspolitik und Bildungspraxis

Kooperationsprojekt: Prof. Dr. Marcus Emmerich, Universität Tübingen / Prof. Dr. Ulrike Hormel, PH Ludwigsburg

Die jüngste Fluchtmigration aus Krisen- und Kriegsgebieten sowie diejenigen Migrationsphänomene, die aus der Ausweitung der EU-Freizügigkeitsregelungen auf Bulgarien und Rumänien resultieren, bilden gegenwärtig nicht nur den Gegenstand migrationspolitischer, sondern zunehmend auch sozial- und bildungspolitischer Thematisierungen. Aufgrund der Tatsache, dass im Zuge der aktuellen Migrations- und Fluchtbewegungen auch Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter migrieren, werden in den Kommunen (Städten, Kreisen) nicht nur migrationspolitische Strategien (Stichwort: Integration) entwickelt, auch die Beschulung der neu migrierten Schüler:innen wird auf lokaler/regionaler Ebene organisiert. Dabei zeichnet sich nicht nur ab, dass die Kommunen unterschiedliche Wege gehen und – landes- und bundesweit betrachtet – eine Varianz im bildungsinstitutionellen Umgang mit Flucht und Migration generieren; vielmehr werden neu migrierte Schüler:innen in die Strukturen eines ausdifferenzierten und hochselektiven Schulsystems inkludiert.

Das Forschungsprojekt geht vor diesem Hintergrund der Frage nach, wie innerhalb der Organisationsstrukturen lokaler Schulsysteme mit Flucht und ,neuer‘ Migration umgegangen wird, welche Handlungsstrategien auf kommunaler Ebene verfolgt und welche operativen Schritte in den Bildungsorganisationen praktisch umgesetzt werden.

Mit Fokus auf die prekären Bedingungen von Bildungsteilhabe in der Migrationsgesellschaft knüpft das Projekt an die erziehungswissenschaftliche sowie bildungs- und organisationssoziologisch konturierte Forschung zu Genese sozialer Differenz und Ungleichheit im und durch das Bildungssystem an, setzt dabei aber einen spezifischen Akzent auf das ,Interplay‘ zwischen Organisationen der kommunalen Ebene und dem lokalen Schul- und Ausbildungssystems, das auf Basis qualitativ-rekonstruktiver Verfahren der Datenanalyse empirisch untersucht wird.