University Library

Der Hohenasperg, aus der Vogelperspektive gesehen

Die Universitätsbibliothek Tübingen besitzt eine eigentümliche Ansicht der Festung Hohenasperg, angefertigt von dem gelehrten Pfarrer und Sprachwissenschaftler Friedrich Carl Fulda (1724-1788), der von 1751 bis 1758 dort Garnisonspfarrer war.

Fulda hat außer einigen gedruckten Werken viele Manuskripte zur Sprach- und Geschichtswissenschaft hinterlassen, darunter die großformatige „Darstellung eines genealogischen Stammbaums der Geographie“. Die Ansicht des Hohenaspergs gelangte um 1820 mit weiteren Handschriften durch seinen Sohn, den Tübinger Professor für Kameralwissenschaft und Staatswirtschaft, Friedrich Karl von Fulda (1774-1847), in den Besitz der UB.

Fulda beschäftigte sich vor allem mit der Erforschung der Stammwurzeln aller Sprachen und der Suche nach einer Ursprache der Menschheit sowie der gotischen Bibelübersetzung des Bischofs Wulfila im 4. Jahrhundert.

In einer alten Aufzählung von Fuldas hinterlassenen Arbeiten heißt es „Ein Calendarium perpetuum und ein Grundriss nebst dem perspectivischen Horizonte der Vestung Hohenasperg füllten daselbst seine Nebenstunden“.

Fuldas eigentümliche Zeichnung im Format 65 x 54 cm zeigt die berühmt-berüchtigte Festungsanlage aus der Vogelperspektive, und zwar aus großer Höhe, wie von einem Fesselballon aus gesehen, also ganz anders als die sonst bekannten Ansichten. Eine solche Ansicht mit einfachen Mitteln so akkurat anzufertigen, dürfte nicht ganz einfach gewesen sein. Die Darstellung des Hohenaspergs befindet sich auf einer drehbaren Scheibe, umgeben von der Gradeinteilung des Horizonts. Am Tafelrand sind die umliegenden Orte mit der jeweiligen Gradangabe eingetragen. Mit Hilfe dieser Angaben lässt sich durch Drehen der Scheibe ermitteln, in welcher Blickrichtung ein bestimmter Ort von der Festung aus zu sehen ist.

Trotz der Größe der Tafel sind diese Details winzig klein, aber mit Hilfe einer Lupe gut zu erkennen. Beigefügt sind noch weitere kleine Zeichnungen, darunter vier detailgenaue Miniaturansichten (10 x 7 cm), die den Hohenasperg aus der Perspektive eines Fußgängers von den vier Himmelsrichtungen aus zeigen.

Fulda beabsichtigte wohl keine künstlerische Darstellung, eher eine möglichst detailgenaue topographische Arbeit. Sie wurde 1763, also vor nunmehr 353 Jahren, fünf Jahre nach Fuldas Weggang vom Hohenasperg, fertig.