Evang. Institut für Berufsorientierte Religionspädagogik

Aktuelles

18.12.2015

Bildungspolitischer Austausch zum BRU

Bericht zum Podium vom 14.12.2015

Bildung und Persönlichkeit. Erwartungen von Wirtschaft, Kirche und Politik. Stellungnahmen und Diskussion (14.12.2015)

Am 14.12.2015 fand ein hochkarätig besetzter bildungspolitischer Austausch zum BRU statt, gemeinsam veranstaltet von EIBOR und KIBOR. Referenten waren u.a. Bildungsminister Andreas Stoch, die Bischöfe Frank O. July und Dr. Gebhardt Fürst sowie die bildungspolitischen Sprecher der Parteien im Landtag.

Bericht zum Podium vom 14.12.2015 von Matthias Gronover (KIBOR)

"Bildung und Persönlichkeit. Erwartungen von Wirtschaft, Kirche und Politik“, so war die Abendveranstaltung am 14. Dezember 2015 überschrieben, die das Katholische und das Evangelische Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (KIBOR und EIBOR) gemeinsam durchführten. Zu Gast waren der Bildungsminister des Landes Baden-Württemberg Andreas Stoch (MdL), Bischof Dr. Gebhard Fürst und Landesbischof Frank Otfried July. Die Veranstaltung wurde kooperativ von der Hauptabteilung Schulen der Diözese Rottenburg Stuttgart und deren Leiterin Frau Ordinariatsrätin Ute Augustyniak-Dürr sowie der evangelischen Landeskirche Württemberg, hier verantwortlich Herr Oberkirchenrat Baur, durchgeführt.

Die Wirtschaftsvertreter Frau Susanne Kunschert von der Pilz-AG in Ostfildern und Frau Juliane Lechner von der IHK Stuttgart sowie Herr Professor Landmesser von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg betonten die Bedeutsamkeit des Religionsunterrichts in einer Gesellschaft, die einem Wertewandel unterliegt, der bisher als selbstverständlich geltende Orientierungen massiv infrage stellt. Frau Susanne Kunschert schilderte eindrücklich, wie sie im christlichen Geist ihre Firma als Geschäftsführerin leitet und im Glauben immer wieder den entscheidenden Bezugspunkt für ihr Handeln findet. Frau Juliane Lechner betonte in ihrer Rede die hohe Bedeutsamkeit des Religionsunterrichts, gerade nicht nur mit Blick auf die Werteerziehung, sondern mit Blick auf die jungen Menschen, die im Religionsunterricht vor allem an sich selbst Bildungsarbeit leisten würden und so zu einem sichereren Selbstbild kämen. Herr Landmesser unterstrich diese Wahrnehmungen noch durch eigene Forschungsergebnisse, die zeigten, dass die Leistungsmessung der Schulen in Noten für die Personalentwicklung kaum verlässliche Daten brächten; im diesem Horizont sei der Religionsunterricht besonders wichtig, weil er durch die Förderung von personaler und sozialer Kompetenz ganz entscheidend zur Persönlichkeitsbildung beiträge und dadurch gerade solche Fähigkeiten fördert, die in Unternehmen entscheidend wichtig sind: eine klare Position beziehen zu können, Werte benennen zu können, soziales Miteinander erfolgreich gestalten zu können.

Bildungsminister Andreas Stoch stellte sich voll hinter den konfessionellen Religionsunterricht. Er sieht im Religionsunterricht einen wichtigen Baustein der Persönlichkeitsbildung, der auch den vielfachen Verzweckungen, denen schon Jugendliche unterlägen, widerstehen könne. Der Religionsunterricht sei, so Stoch, gerade auch im berufsbildenden Bereich auch deswegen zentral, weil er Raum zur Auseinandersetzung mit der eigenen Person böte und in der differenzierten, religiös pluralen Gesellschaft wichtige Kompetenzen im mitmenschlichen Umgang vermittle.

Landesbischof July ging nochmals besonders auf den Zusammenhang von religiöser Bildung und der christlichen Kernbotschaft ein, die die Gottebenbildlichkeit des Menschen betont. Die Bewusstmachung der eigenen Würde und der Zusage Gottes an den Menschen müsse in einer Gesellschaft immer wieder betont werden, die oftmals nach den Gesetzen von Leistungssteigerung und Effizienz funktioniere. Daran schloss sich auch Bischof Dr. Gebhardt Fürst an, der dies exemplarisch auch vor dem Hintergrund sozialer Netzwerke durchbuchstabiert. Beide Bischöfe betonten, wie auch Minister Stoch, dass für die Optimierung und Weiterentwicklung des Religionsunterrichts an berufsbildenden Schulen die Institute für berufsorientierte Religionspädagogik herausragend wichtig sein und die bisherige Arbeit unbedingt weitergeführt werden müsse.

Die bildungspolitischen Sprecher der Parteien – Muhterem Aras von den Grünen, Dr. Stefan Fulst-Blei von der SPD, Dr. Timm Kern von der FDP und Herr Minister a.D. Ulrich Müller von der CDU waren sich einig, dass der Religionsunterricht an der Berufsschule aber auch im allgemeinbildenden Bereich unbedingt beibehalten und weiter entwickelt werden müsse. In diesem Zusammenhang wurde deutlich, dass die Grenzen des Religionsunterrichts vorrangig als Chance zur Kooperation in der Fächergruppe und mit anderen Fächern wahrgenommen werden sollten. Hier sieht die Politik die Kirchen in der Pflicht, über bisherige und erfolgreich etablierte Kooperationsformen hinaus weitere Möglichkeiten zu entwickeln, damit auch der Religionsunterricht in Zukunft erfolgreich sein kann.

Durch alle Beiträge zog sich der Wunsch, dass auch die muslimischen Gemeinschaften Religionsunterricht etablieren. Alle betonten die Dringlichkeit islamischen Religionsunterrichts.

Eindrücklich zeigte dieser Abend, wie bedeutsam religiöse Bildung in der Schule und besonders in der Berufsschule ist: es besteht ein breiter Konsens, dass der Religionsunterricht auf der Basis seiner Bekenntnisorientierung weiterentwickelt werden muss. Alle in Baden-Württemberg politisch relevanten Parteien positionierten sich dazu eindeutig. Die Kirchen zeigten, dass sie nicht nur am Religionsunterricht in seiner bisherigen Form festhalten wollen, sondern dass sie ihn begleitet durch die Institute KIBOR und EIBOR auch für zukunftsfähig halten.

Die Präsenz aller relevanten Bezugsgruppen des Religionsunterrichts ließ es erwarten: Das Auditorium war zum Rand gefüllt.

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