Practical Theology III

Marcel Brenner

Gefeiertes Abendmahl (Arbeitstitel)

Ethnografie gegenwärtiger evangelischer Abendmahlspraxis und damit verbundener religiöser und theologischer Vorstellungen von Glaubenden

Danksagen – Brotbrechen – Teilen: Das scheint der Kern eines gefeierten Abendmahls zu sein, sogar über konfessionelle Grenzen hinweg. Wie sich religiöse Mahlfeiern allein schon innerhalb der Evangelischen Kirchen in Deutschland im Detail ausgestalten, weist auf eine für Einzelne kaum zu fassende Pluralität hin. Kirchenleitungen versuchen diese Vielfalt in verbindlichen, möglichst viele ansprechenden und gleichzeitig traditionsgestützten Liturgien immer wieder festzuhalten. Die Dogmatiken und weitere systematisch-theologische Schriften sind gefüllt von Lehrsätzen, wie diese Praxis zu deuten, zu verstehen und zu feiern ist. Vielleicht entsprechen aber traditionelle Lehren wie der Aspekt der Absolution oder die Frage nach der Realpräsenz nicht der Alltagsdogmatik. Neben der dogmatischen Relevanz des Abendmahls ist nämlich heutzutage eine geringe Teilnahme Evangelischer an Abendmahlsgottesdiensten zu beobachten.
Sich zum gemeinsamen Essen und Trinken zu versammeln ist nicht so trivial, wie es zunächst scheint. Sind Zusammenkünfte noch rituell inszeniert und religiös konnotiert, ist die soziologisch-kulturanthropologische Perspektive umso interessanter. Auch die Frage nach der Materialität (bspw. bei der Auswahl von Brot und Wein) ist bei derartigen Feiern komplex.
Das Promotionsprojekt beschäftigt sich mit einem Perspektivwechsel, der mit qualitativ empirischen Daten in Verbindung steht. Es nimmt mit ethnografischen Methoden in den Blick, wie Menschen gegenwärtig in den Evangelischen Kirchen Deutschlands das Abendmahl wahrnehmen, erleben, verstehen, deuten und gestalten. Zudem wird nach Gründen gefragt, die Teilnahme am Abendmahl abzulehnen oder weshalb diese Feiern als befremdlich empfunden werden.
Die Studie beschäftigt sich also mit der landauf landab tatsächlich gefeierten Praxis und den daran anknüpfenden individuellen, gelebten Deutungen. Damit leistet sie einen Beitrag zur Erforschung gelebter Religion und ihrer impliziten Lehre. Praxeologisch werden Anschlussfragen nach den zugehörigen Ordnungen und Strukturen, die mit dieser Praxis in Verbindung stehen, bearbeitet.