Institut für Kriminologie

Verurteilte Sexualstraftäterinnen – eine empirische Analyse sexueller Missbrauchs- und Gewaltdelikte

Dissertation Dr. Ulrike Hunger

Bei dem Bereich der Sexualkriminalität steht den Meisten das Bild eines männlichen Täters vor Auge. Worte wie „Sexualstraftäterin“, „Missbrauchstäterin“ und „Vergewaltigerin“ scheinen absurd und muten seltsam an. Für viele ist kaum vorstellbar, dass eine Frau sexuell missbraucht oder gar Gewalt anwendet, um sexuelle Übergriffe zu begehen. Bei den Sexualstraftaten handelt es sich vielmehr um eine Männerdomäne. Daher stehen auch Männer im Fokus der Forschung. Ob es überhaupt Sexualstraftäterinnen gibt und wodurch sie sich auszeichnen, blieb bisher weitgehend unerörtert. Diesen Fragen widmet sich die vorliegende Arbeit, indem sie sich mit den verurteilten sexuellen Missbrauchstäterinnen und den verurteilten sexuellen Gewalttäterinnen auseinandersetzt.

Dabei wird zunächst in einem theoretischen Teil definiert, was unter verurteilten Sexualstraftäterinnen zu verstehen ist, und ein Überblick über die sexuellen Missbrauchs- und Gewaltdelikte gegeben. Im Anschluss daran wird sich dem Umfang der Sexualkriminalität in den Kriminalstatistiken, insbesondere der Polizeilichen Kriminalstatistik, der Strafverfolgungs- und der Strafvollzugsstatistik, gewidmet. In einem weiteren Schritt folgt eine Auseinandersetzung mit den Erklärungsansätzen für die geringe Kriminalitätsbelastung der Täterinnen. Letztlich wird der nationale und internationale Forschungsstand zum sexuellen Missbrauch sowie zur sexuellen Gewalt dargestellt.

Das Kernstück der Arbeit bildet die durchgeführte empirische Untersuchung. Sie geht auf der Basis einer Analyse von Strafakten der Frage nach, wodurch sich die Täterinnen, die Opfer, die Taten und die justizielle Verarbeitung von Missbrauchs- und Gewaltdelikten auszeichnen und ob es frauentypische Merkmale bei dieser Art der Kriminalität gibt. Für die Auswertung wurden zwei Gruppen gebildet: die Gruppe des sexuellen Missbrauchs und der sexuellen Gewalt. In erstere flossen 82 weibliche Täter ein, die wegen eines sexuellen Missbrauchsdeliktes in Bayern oder Baden-Württemberg im Zeitraum von 2003-2012 rechtskräftig verurteilt wurden. Ihnen gegenübergestellt wurde eine männliche Vergleichsgruppe von 82 sexuellen Missbrauchstätern aus den genannten Bundesländern und demselben Zeitraum. Die Gruppe der sexuellen Gewaltdelikte beinhaltete 22 weibliche und 16 männlichen Personen, die im Zeitraum der Jahre 2003 bis 2012 wegen eines sexuellen Gewaltdeliktes in Bayern oder Baden-Württemberg verurteilt wurden. Untersucht wurden beispielsweise demographische Merkmale, familiäre Hintergründe, Vorstrafen, das Opfergeschlecht, die Opfer-Täterinnen-Beziehung, Mitwirkende, Tathandlungen, die Motivation und Sanktionen.

 

Erstgutachten: Professor Dr. Jörg Kinzig

Zweitgutachten: Professorin Dr. Rita Haverkamp

Disputation: 15. Mai 2018

 

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