Institute of Classical Archaeology

Sog. Haus des Augustus

Rekonstruktion und Bedeutung der Stuckdekoration des sogenannten Oecus

Das Projekt

Das in den 1960er Jahren ausgegrabene sog. Wohnhaus des Kaisers Augustus auf dem Palatin in Rom ist bis heute nicht umfassend rekonstruiert. Diese Aussage gilt besonders für die ursprünglich aufwendig gestalteten Innenräume. Deren erhaltene Wandmalereien waren zwar schon oft Thema wissenschaftlicher Abhandlungen, aber ihre u.a. auch durch die Deckengestaltung bedingte Raumwirkung wurde bis heute nicht thematisiert.

In einem der prächtigsten Empfangsräume des Hauses – dem sogenannten Oecus – wurden bei den Ausgrabungen am Boden mehrere hundert, sehr kleinteilige Stuckfragmente gefunden, die ursprünglich das Deckengewölbe des Raumes verzierten. In den vergangenen Jahren wurden diese Stücke bereits restauriert und dokumentiert. Ziel des laufenden Projektes ist es, auf der Grundlage der gefundenen Stuckfragmente das Aussehen der Stuckdecke zeichnerisch zu rekonstruieren und somit detaillierte Aussagen über die mögliche antike Raumwahrnehmung zu gewinnen.
Das angestrebte Projekt versteht sich als Grundlagenforschung mit der Absicht, eine neue Ausgangsbasis zu liefern, um Fragen nach der Funktion und Bedeutung der architektonischen Ausstattung des Raumes im Kontext des gesamten Hauses und im Vergleich zur übrigen zeitgenössischen Wohnarchitektur beantworten zu können.

Bisheriger Forschungsstand

Die archäologischen Zeugnisse des Wohntraktes des sog. Augustushauses wurden in den Grabungen der 1960er Jahre durch Gianfilippo Carettoni im Westen des Palatins freigelegt und benannt. Vornehmlich setzte Carettoni sich mit der Raumtypologie und den Wandmalereien auseinander, die bis heute die Forschungsdiskussionen bestimmen. In den letzten Jahren rückte daneben auch das weitere Umfeld der Anlage in den Blickpunkt wissenschaftlicher Arbeiten. So wurden die Peristyle, der Apollontempel, die „Danaidenportikus“ und die Bibliotheken in die Betrachtung miteinbezogen, wobei vor allem deren architektonische Rekonstruktion im Vordergrund des Interesses stand. Eine Einbeziehung weiterer, dem sog. Haus des Augustus nur zum Teil sicher zuweisbarer Strukturen erfolgte durch Maria Antonietta Tomei.

Eine umfassende Bauaufnahme und Publikation des architektonischen Befunds sowie der verschiedenen, bei den Grabungen gemachten Funde steht nach wie vor aus. Dies gilt insbesondere für die aufwändigen Stuckdekorationen der meist tonnengewölbten Decken. Auf dieses Desiderat machte bereits Harald Mielsch 1975 aufmerksam./p>