Institute of Classical Archaeology

Anazarbos: Aufarbeitung der Surveyunternehmung (2004-2007) in der Metropolis des Ebenen Kilikien

Anazarbos, modern Dilekkaya (Wunschfelsen) liegt ca 60km nordöstlich der heutigen Großstadt Adana am Fuße eines mächtigen Felsmassivs, das als letzter Ausläufer des Taurus-Gebirges aus der kilikischen Ebene ragt. Ursprünglich trug das über 220m hohe und ca 4,5km lange Riff den Namen Anazarbos, doch ging dieser später auf die antike Stadt über, die an der Westflanke des Felsens entstand. Aus der römischen Kaiserzeit sind neben Circus, Theater, Amphitheater auch noch zwei Thermenanlagen, ein Bogenmonument, ein Torbau, ein Aquädukt, ausgedehnte Nekropolenanlagen, sowie eine Prozessionstreppe und vor allem zwei monumentale und sich kreuzende Säulenstrassen erhalten geblieben. Mehrere große Kirchenbauten, ein Bogenmonument, ein weiterer Aquädukt und große Wohnhäuser stammen aus der Spätantike. Die hoch anstehende Stadtmauer geht in ihrem heutigen Erscheinungsbild auf arabische Zeit zurück, folgt aber wohl einem byzantinischen Entwurf. Hoch auf dem Felsen thronen die armenische Burg mit der Krönungskirche der armenischen Könige und ausgedehnte Reste einer byzantinischen Burganlage; Münzbilder deuten jedoch an, dass der Burgberg schon in der römischen Kaiserzeit stark befestigt war.

Von 2004 – 2007 fand in dieser einstmals bedeutenden, heute jedoch fast vergessenen kilikischen Stadt ein ausgedehnter Feldsurvey mithilfe von Luftbildern, topographischer Aufnahme, geophysikalischer Prospektion und intensiver Begehung statt, dessen Ergebnisse demnächst in einer Monographie vorgelegt werden sollen. Einige vorläufige Berichte und Einzelstudien sind zwar bereits in den letzten Jahren vorgelegt worden (s. u.), doch fehlen noch mehrere wichtige Teilbereiche (Bauornamentik, Keramik, Nekropolen, Einzelgebäude, Kirchen) und vor allem eine Zusammenfassung der Resultate. Im Ebenen Kilikien liegen nicht nur die Anfänge und das Erscheinungsbild urbanistischer Strukturen noch großteils völlig im Dunkeln, sondern sind auch der Umgang mit einem bemerkenswerten Naturraum und die Erschließung der umgebenden politischen Räume inmitten eines hart umkämpften Grenzlandes weitgehend unbekannt. Wichtigstes Ziel des Surveyprojektes in dieser modern nicht überbauten Stadt stellt daher letztlich die Verfolgung und Interpretation eines Siedlungsgeschehens über eine Zeitspanne von mehr als siebzehn Jahrhunderten dar.

Verantwortlicher:
Prof. Dr. Richard Posamentir

Mitarbeiter:
Prof. Dr. M. H. Sayar (Univ. Istanbul); Prof. Dr. A. U. DeGiorgi (Florida State University); Dr. Chr. Nowak (DAI Rom); Dr. A. Eger (Chicago University); Dr. U. Kelp (Uinv. Köln/DAI Berlin); Dipl.-Ing. H. Birk (Trossingen); Dipl.-Ing. I. Engelmann (Univ. Weimar); Dipl.-Ing. B. Kellner (Univ. Weimar); Dipl.-Ing. A. Schanze (Dresden); M. Rönnberg (Universität Tübingen)

Bisher erschienene Publikationen der Surveyteilnehmer: