Institute of Classical Archaeology

Antike des Monats Oktober: Der Illioneus

Der Torso eines knienden Knaben ist um 1402 in einer Florentiner Sammlung nachgewiesen, und über Rom, Prag und Wien gelangte er 1814 in den Besitz des Bayerischen Kronprinzen Ludwig, der die Skulptur zu dem phantastischen Preis von 6000 Dukaten erwarb. Da selbst Bertel Thorvaldsen sich eine Ergänzung nicht zutraute, war der Knabe bei Eröffnung der Münchner Glyptothek als einziges Stück in fragmentiertem Zustand ausgestellt.

Die um 300 v. Chr. entstandene Skulptur zeigt Ilioneus, den jüngsten Sohn der Niobe, dessen Schicksal sich am ausführlichsten in Ovids Metamorphosen überliefert findet. Demnach schmähte die Thebanerin Niobe die Göttin Leto, da diese nur zwei, sie selbst dagegen 14 Kinder hatte. Zur Strafe töteten Letos Kinder, die Götter Apoll und Artemis, Niobes sieben Söhne und sieben Töchter.

Am Boden kauernd, vergeblich vor den Pfeilen der göttlichen Geschwister Deckung suchend, gehörte der Ilioneus ursprünglich zu einer umfangreichen Skulpturengruppe, die den Höhepunkt des Mythos lebensgroß in Marmor inszenierte.

Am 28.10.2012 ist der Gipsabguss des Ilioneus Gegenstand der Führung „Jeder sei auf seine Art ein Grieche! – Mit Goethe & Schiller durch den Rittersaal“ (Beginn: 11.00 am Eingang des Museums).