Institute of Classical Archaeology

Forschungskolloquium SoSe 2013

Mittwochs, 18 c.t. Seminarraum 165, Schloss Hohentübingen

17.04.2013 - Dr. des. Marcel Danner (Köln)

Spätantike Häuser in Ostia. Die Wohnkultur des 3. bis 5. Jahrhunderts n. Chr. im Spiegel neuerer Forschungen.

Jenseits ausgesuchter Einzeldenkmäler wie der Villa von Piazza Armerina wurde die Wohnkultur der Spätantike bislang nur in Ansätzen erforscht. Im Rahmen des Vortrags soll anhand einer Reihe von Befunden aus Ostia gezeigt werden, welche Rückschlüsse die Häuser über Transformationen der römischen Gesellschaft zwischen dem 3. und dem 5. Jahrhundert n. Chr. zulassen. Neueste Forschungen gestatten dabei insbesondere im Fall von Ostia ein vertieftes Verständnis des historischen Wandels.

24.04.2013 - Dr. Jens-Arne Dickmann (Freiburg)

Ruhe und Bewegung. Städtischer Verkehr in den Vesuvstädten.

Jenseits von öffentlicher Architektur und der Ausstattung von Wohnhäusern stellt der Befund der Vesuvstädte auch den reichsten Befund für die Kenntnis städtischen Verkehrs dar. Straßen, Kreuzungen, Bürgersteige und Läden scheinen unseren eigenen Erfahrungen dabei so sehr zu entsprechen, dass man kaum auf die Idee kommt, ihre Funktion und Benutzung genauer zu hinterfragen. Der Vortrag wird zeigen, dass Aufenthalt und Bewegung in der römischen Stadt in viel höherem Maße sozial als rein verkehrstechnisch geregelt wurden.

19.06.2013 - Dr.-Ing. Arnd Hennemeyer (Zürich)

Licht für den Göttervater. Neues zum Zeustempel von Olympia.

Als Phidias für den Zeustempel von Olympia eine kolossale, goldelfenbeinerne Zeusstatue schuf, wurde auch die Architektur der Cella umfassend umgebaut. Bei der jüngst abgeschlossenen Neuuntersuchung der Ruine und ihrer verstürzten Bauglieder konnten hierzu, neben zahlreichen anderen Forschungsergebnissen, wichtige neue Beobachtungen gewonnen werden. Zum einen waren demnach die Umbaumaßnahmen weit umfangreicher als bislang angenommen. Zum anderen ergeben sich Änderungen für die Abfolge und Rekonstruktion der einzelnen Elemente, die zu einer neuen Interpretation des Umbaus führen. Der Entwurf dieses Umbaus wurde oft als rückschrittlich oder mittelmäßig im Vergleich zur Statue beurteilt. Tatsächlich entsprach er völlig dem Stand seiner Zeit und lässt Entwurfsprinzipien der attischen Hochklassik erkennen. Er ist unter verschiedenen Aspekten zu betrachten: den Materialoberflächen, bauphysikalischen Problemen und insbesondere der räumlichen Organisation der Cella und der Beziehung auf die Statue.

26.06.2013 - Prof. Dr. Henner von Hesberg (Rom)

Geänderte Anfangszeit - 20.00 Uhr!

Das Theater in Apollonia (Albanien) und das griechische Theater in barbarischer Umgebung.

Der Vortrag behandelt die Rekonstruktion und Bedeutung des Theaters in Apollonia (Albanien). Die Anlage entstand in hellenistischer Zeit. Die Bühne besitzt dabei eine ungewöhnliche Form, die aber in Theatern der Region wieder aufgenommen wird. Der Bau bildet in vieler Hinsicht den konkreten und ideelen Mittelpunkt der Stadt, so dass auch deren Entwicklung über diese Anlage erschlossen werden kann.

03.07.2013 - Dr. Dominik Maschek (Darmstadt)

Wetteifernde nobiles, aufstrebende Veteranen? Das spätrepublikanische Mittelitalien im Spiegel seiner Grabbauten.

Ab dem 1. Jh. v. Chr. prägten aufwändig gestaltete Grabmonumente in zunehmendem Maße das Erscheinungsbild römischer Landschaften. Diese Entwicklung vollzog sich vor dem historischen Hintergrund fundamentaler gesellschaftlicher Veränderungen, die mit dem Aufschwung Roms zur dominanten Macht des Mittelmeerraumes zusammenhingen. Bauliche Gestaltung und ornamentaler Schmuck der Grabdenkmäler geben wertvolle Hinweise auf diese Transformationsprozesse und dienen zugleich als wertvolle Quellen für Bestattungssitten und lokale Bautraditionen in den verschiedenen Regionen Mittelitaliens. Um sich dieser historischen Diversität anzunähern, soll im Zuge des Vortrags anhand ausgewählter Beispiele von Bautypen, Dekor, Inschriften und Statuenschmuck ein chronologisch wie geographisch differenzierter Blick auf die spätrepublikanische Grabarchitektur geboten werden.

11.07.2013 - Dr. Birgit Bergmann (Regensburg)

Vom Kranz zum historischen Kontext. Das Porträt des Augustus in den Musei Capitolini, Stanza degli Imperatori 6.

Die Büste des ‚Augustus Imperatori 6’ gehört nicht zuletzt aufgrund ihres ungewöhnlichen Kranzes zu den bekanntesten Porträts des ersten Princeps. Bis heute besteht in der Forschung allerdings keine Einigkeit darüber, um was für einen Kranz es sich handelt, da die Blattform nicht eindeutig identifizierbar ist und keine unmittelbaren Parallelen bekannt sind. Dank eines bisher nicht beachteten ikonographischen Details und einer seltenen Variante eines bekannten Denartypus ist es jedoch möglich, den Kranz sicher zu benennen. Dies erlaubt dann sogar die Rekonstruktion des historischen Kontextes, in dem das ursprüngliche Porträt entstanden ist, das die heute erhaltene Büste wohl lediglich kopiert: Es wurde für eine Statue des Augustus konzipiert, die der Senat dem Princeps zu Ehren nach dessen Rückkehr nach Rom 19 v. Chr. im Anschluß an die Wiedergewinnung der an die Parther verlorenen Feldzeichen aufstellte.

17.07.2013 - Dr. Johannes Lipps (München)

Neue Forschungen zum sog. Haus des Augustus. Aussehen und Wirkung antiker Decken im Kontext spätrepublikanischer Wohnarchitektur.

In den 1960er und 1970er Jahren wurde auf dem Palatin in Rom unter Leitung von Gianfilippo Carettoni ein Peristyl mit umliegenden Räumen ergraben und hypothetisch als Wohnhaus des Kaisers Augustus identifiziert. Da das Haus nur kurze Zeit in Benutzung war und anschließend zugeschüttet wurde, sind die Räume außergewöhnlich gut erhalten geblieben und weisen neben Fußböden und Wandmalereien sogar – was sehr selten ist – Überreste der einstigen Deckengestaltung aus Stuckdekor auf. Ausgangspunkt des Vortrags sind ca. 5000 Stuckfragmente aus dem sog. Oecus, einem besonders prächtig ausgestatteten Raum des Hauses, die 2009 dokumentiert wurden. Auf dieser Grundlage wird eine Rekonstruktion der Decke erarbeitet und begründet. Dadurch wird erstmals ein Ensemble spätrepublikanischer Decken eines reichen, aristokratischen Hauses des antiken Roms wieder gewonnen. Diese Decken sollen in einem zweiten Schritt in einen breiteren architekturhistorischen Kontext eingebettet werden.