Institute of Classical Archaeology

Forschungskolloquium WS 2013/14

Mittwochs, 18 c.t. Seminarraum 165, Schloss Hohentübingen

06.11.2013 - Dr. Ursula Quatember (Wien / Regensburg)

Der Hadrianstempel – Hadrians Tempel?
Archäologische und bauhistorische Untersuchungen an der Kuretenstraße in Ephesos.

Das zumeist als Hadrianstempel bezeichnete Gebäude aus der römischen Kaiserzeit an der Kuretenstraße in Ephesos ist – nicht zuletzt aufgrund des im Jahr 1957/58 durchgeführten Wiederaufbaus – eines der bekanntesten Monumente von Ephesos. Seit seiner Entdeckung sind mehr als 50 Jahre vergangen. Fragen zu Chronologie, Funktion und Rekonstruktionsdetails sind in dieser Zeit von der Forschung zwar vielfach und kontrovers diskutiert, aber nicht endgültig gelöst worden. Die ursprüngliche Interpretation als Neokorie-Tempel für Kaiser Hadrian wird heute hingegen weitgehend abgelehnt.

Von 2009 bis 2012 wurde am Österreichischen Archäologischen Institut ein Projekt durchgeführt, das eine umfassende Neuuntersuchung des Gebäudes zum Ziel hatte (FWF-Projekt Nr. P-20947-G02) und dessen Ergebnisse kurz vor der Publikation stehen. Im Vortrag stehen Überlegungen zur Funktion und Nutzung des Gebäudes im Vordergrund. Von besonderer Bedeutung ist dabei der übergreifende Forschungsansatz, der Architektur, Ausstattung und Inschriften in die Gesamtinterpretation einbezieht. Alle diese einzelnen Elemente der Untersuchung tragen zu einem facettenreichen Bild bei, das unser Verständnis für das Kult- und Festwesen im Kleinasien der römischen Kaiserzeit bereichert und eine neue Interpretation des Tempels an der Kuretenstraße ermöglicht.

13.11.2013 - PD Dr. Caterina Maderna (Mainz / Heidelberg)

Zeitgenosse Hercules - Der Held als römischer "Mitbürger".

Der Vortrag wird sich mit dem Phänomen beschäftigen, dass der römische Hercules der Kaiserzeit seinen Betrachtern nicht selten mit individualisierten Zügen – das heißt gleichsam in der Gestalt eines ‚Mitbürgers‘ – begegnet und versuchen, die Ursprünge sowie Ursachen für derartige Erscheinungsformen des mythischen Helden zu ergründen.

27.11.2013 - Prof. Dr. Annette Haug (Kiel)

Kleidung und Nacktheit. Körper- und Rollenbilder im frühen Athen.

Im Rahmen des Vortrags werden frühgriechische Darstellungen des 8. und 7. Jh. v.Chr. als Medium der Kommunikation von Körperkonzepten thematisiert. Dabei wird mit Kleidung und Nacktheit ein spezifischer Aspekt herausgegriffen – wird doch die Wahrnehmung des Körpers maßgeblich über das Verdecken und Zeigen von Haut strukturiert.

04.12.2013 - Prof. Dr. Marion Meyer (Wien)

Kultgemeinschaften im Erechteion von Athen.

Das Erechtheion ist ein Tempel, der durch seine bauliche Anlage mit zwei Portalen auf unterschiedlichen Niveaus, seine einzigartige Gestaltung der Rückseite und zwei Anbauten deutlich zeigt, dass er mehrere Kulte und Kultstätten unter einem Dach vereint. Der Vortrag geht der Tradition der Kultgemeinschaft von Athena und Erechtheus nach und fragt nach möglichen Gründen für die Errichtung dieses Tempels an dieser Stelle.

Winckelmann-Vortrag

11.12.2013 - Prof. Dr. Tonio Hölscher (Heidelberg)

Titel noch nicht bekanntgegeben.

18.12.2013 - Dr. Cristina Murer (Berlin)

Ehrenstatuen für prominente Bürgerinnen aus kaiserzeitlichen Stadträumen Italiens und Nordafrikas.

Neben Ehrenstatuen für die Mitglieder der domus Augusta und ranghoher Büger sind in den Stadträumen Italiens und Nordafrikas seit der frühen Kaiserzeit auch für die Bürgerinnen solche Monumente errichtet worden. Dabei waren es vornehmlich die weiblichen Angehörigen der Lokalö- und Eichselite, die aufgrund vollbrachter Wohltaten, ihrer Zugehörigkeit zu den randhöchsten gentest der heweiligen Stadt oder infolge der Ausübung städtischer Priesterinnenämter mit solchen Statuen ausgezeichnet wurden. Im Zuge dieses Vortrags werden einzelene statuarische und epigraphische Zeugnisse aus Herculaneum, Pompeji, Ostia und Leptis Magna vor ihren einstigen Aufstellungsorten und somit innerhalb ihres jeweiligen urbanistischen und szialhistorischen Umfeldes besprochen. Dabei kann aufgezeigt werden, dass, obschon im 1. bis zum 4. nachchristlichen Jahrhundert reichsweit die gleichen Statuentypen für die Ehrenmonumente nichtkauserlicher Frauen verwendet wurden, sich die eigentliche historische Bedeutung und Funktion der Monumente erst in ihrer lokalen Werewelt erfassen lässt.

08.01.2014 - Dr. Jon Albers (Bonn)

Etruskische Heiligtümer in archaischer und klassischer Zeit.
Architektur und urbanistische Einbindung von Sakralbauten im südlichen Etrurien.

Die Erforschung der etruskischen Tempel war bislang vornehmlich auf den sogenannten Tuskanischen Tempel Vitruvs fokussiert. Im Rahmen des Vortrages sollen Beispiele mittelitalischer Kultbauten – auch abseits jenes Tuskanischen Tempels – hinsichtlich Form und Architektur analysiert werden. Dabei steht auch die Lage dieser Kultbauten im urbanistischen Kontext einzelner südetruskischer Metropolen im Zentrum des Vortrages.

22.01.2014 - Dr. Rüdiger Splitter (Kassel)

Die erste Aufstellung der Kasseler Antikensammlung im Museum Fridericianum 1779 - 1785.

Landgraf Friedrich II. von Hessen Kassel (reg. 1760-1785) besuchte Rom im Winter 1776/1777, seine Erwerbungen trafen im Laufe des folgenden Sommers in Kassel ein. Schon am 12. April 1777 rief der Landgraf die "société des Antiquités" ins Leben - zur Erforschung der schon vorhandenen Sammlung wie auch der Neuerwerbungen. Die öffentliche Präsentation im neu gebauten Museum Fridericianum wurde am 23. Mai 1779 "den Fremden zu ersten mahl vorgezeiget". Mithilfe historischer Inventare und Archivalien gelang im vergangenen Jahr eine vollständige Rekonstruktion der historischen Präsentation. Der Vortrag beleuchtet außerdem die Romreise Friedrichs II. und die Geschichte der Altertümergesellschaft: ein Blick auf die Wurzeln der Klassischen Archäologie am Ende des 18. Jahrhunderts.