Institute of Classical Archaeology

Wintersemester 2015/16

Mittwochs, 18 c.t. Seminarraum 165, Schloss Hohentübingen

Ausnahmsweise 19 s.t. !

14.10.2015 - Prof. Dr. Ioannis Mylonopoulos (New York)

The Excavations at the Sanctuary of Poseidon in Boeotian Onchestos. Thoughts after two Campaigns.

In the summer of 2014, Columbia Universitys Department of Art History and Archaeology initiated the excavation of the sanctuary of Poseidon in Onchestos (director: Professor Ioannis Mylonopoulos), the seat of the Boeotian Confederacy, under the auspices of the Athens Archaeological Society. The excavation focuses on two large areas (Site A: 0.6 ha; Site B: 1.03 ha) between Thebes and Haliartos. During the first campaign, a geomagnetic survey provided much information on architectural remains still hidden in the ground including the existence of a substantial round structure with a diameter of over 131 feet at Site B. Site A corresponds to the sanctuarys center, the site of the temple. Here, an impressive rectangular building with three, probably wooden, interior columns is currently explored. The structure dates back to the 6th century BCE and was enlarged in the late 4th, perhaps shortly after 338 BCE. Site B seems to have been the sanctuarys administrative center and includes a large square building with an interior courtyard surrounded by colonnades. In addition, a large part of the northern wall of a monumental building from the late 4th century was unearthed. The wall is over 13.1 feet wide and 91.8 feet long. The excavation has already yielded a rich array of finds: vases and vase-fragments (several bearing graffiti), numerous bronze objects (including several strigils), bronze and silver coins, weapons (among them a fully preserved sword), objects associated with horse- and chariot races, and many architectural elements (including several architectural terracottas bearing floral and abstract decoration in black, white, and red color on a beige background). Although, after only two years of excavation the questions are far more numerous than the answers, we can securely state that the site was one of the major sacred sites of Central Greece.

04.11.2015 - Prof. Dr. Elena Mango (Bern)

Himera. Neueste Forschungen zu einer griechischen Koloniestadt Siziliens am Kreuzweg der Kulturen.

Himera, 649 v. Chr. als chalkidisch-dorische Mischkolonie gegründet und 409 v. Chr. zerstört, wird von Thukydides explizit als die einzige griechische Stadt an Siziliens Nordküste erwähnt. Diese geographisch einsame Lage sowie der ethnische und kulturelle Kontext – in indigenem Umfeld und an phönizisch-karthagisches Einflussgebiet angrenzend – stellen ein fundamentales Element für das Verständnis der Geschichte dieser Stadt am Kreuzweg verschiedener Interessensphären dar und machen sie zu einem Modellfall für die Erforschung interkultureller Kontakte dreier antiker Kulturen.

Ein noch junges Himera-Projekt der Universität Bern unter der Leitung von Prof. Dr. E. Mango, das auf Einladung und in Zusammenarbeit mit der Direktion des Parkes von Himera durchgeführt wird, widmet sich einem bislang weitgehend unerforscht gebliebenen Teil der Stadt, dem Piano del Tamburino. Die Erforschung dieses 30ha weiten Gebietes, das mit einem breiten, interdisziplinären Methodenfächer untersucht wird, ist für das Verständnis der Entwicklung der Koloniestadt und des Systems ‚Stadt’ von grosser Wichtigkeit und wird darüber hinaus beitragen, die Position und Bedeutung von Himera innerhalb der griechischen Koloniestädte Siziliens besser zu definieren.

Muss leider kurzfristig entfallen!

11.11.2015 - David Ojeda Nogales (Tübingen)

Metallanstückungen an römischen Skulpturen in Spanien

Das Problem der Metallanstückungen an Skulpturen archaischer und klassischer Zeit ist gut bekannt. Hingegen ist diese Thematik im Fall der römischen Plastik noch nicht gründlich untersucht. Ziel des Vorträges wird es sein, einige Beispiele römischer Zeit aus Spanien zu analysieren und zu beweisen, dass die Untersuchung dieses Problems die Identifizierung vieler Darstellungen methodisch auf eine neue Grundlage stellen kann.

25.11.2015 - Prof. Dr. Johanna Fabricius (Berlin)

Bilder besetzen - Zu Strategien symbolischer Konkurrenz in der späten Republik.

Die Gesellschaft der späten Römischen Republik ist durch ein starkes Konkurrenzverhältnis zwischen den Angehörigen der Oberschicht geprägt, das auch in den archäologischen Denkmälern einen Niederschlag gefunden hat. Insbesondere die Analyse der Bilderwelt der Münzen läßt unterschiedliche Strategien führender Politiker wie Caesar und Pompejus, Marcus Antonius und Octavian erkennen, den Rivalen visuell herauszufordern, seine Bilder zu okkupieren oder symbolische Gegenkonzepte zu entwerfen.

02.12.2015 - Dr. Domenico Esposito (Berlin)

Das Stadtbild von Herculaneum in Spätrepublikanischer und Augusteischer Zeit.

Der Schwerpunkt des Vortrags ist die Transformation des Stadtbildes von Herculaneum während des Prozesses der Romanisierung. Dank des Ausbruchs des Vesuvs, der die Stadt unter 30 Metern Asche komplett verschüttet hatte, ist Herculaneum eine der besten Beispiele, um die Architektur und die Ausstattung öffentlicher Gebäuden in ihrer Gesamtheit zu analysieren (z.B. Baudekoration, Wandmalereien, Skulpturen, Inschriften). Folgende Aspekte stehen im Zentrum des Vortrages: Die imago Urbis von Herculaneum als Spiegel der Urbanitas; die Rezeption der Augusteischen Propaganda; Kult und Feier des mythischen Begründers (Herkules) und des Kaiserkults (Princeps und Domus Divina); die Selbstdarstellung der Mitglieder der lokale Elite.

03.12.2015 - Dr. Hanswulf Bloedhorn (Tübingen)

Carl Watzinger im Orient (1905–1918)

Carl Watzinger nahm 1905 am Synagogen-Survey der DOG unter Heinrich Kohl teil und reiste mit diesem 1907 nochmals durch Palästina und Syrien zwecks Erkundung römischer Städte. 1908 und 1909 nahm er an der DOG-Grabung in Jericho unter Ernst Sellin teil. Von 1916 bis 1918 war er mit Karl Wulzinger an dem von Theodor Wiegand geleiteten Deutsch-Türkischen Denkmalschutz-Kommando beteiligt, das, in Jerusalem und Damascus stationiert, hinter der Front mit der Dokumentation archäologischer Stätten zwischen Petra und Antiocheia am Orontes von Cemal Paşa beauftragt war.

16.12.2015 - Dr. Veronika Sossau (Tübingen)

Opfer, Kommunikation und Macht: Konsum und Distribution von Fleisch im vor-archaischen und archaischen Griechenland.

Als ernährungsphysiologisch nicht unmittelbar essentielles, aber mit besonderem sozialem Prestige bedachtes Nahrungsmittel, nutzen Menschen und andere Primaten Fleisch als Werkzeug zur Manipulation des Verhaltens anderer. Nach einer Überprüfung der Möglichkeiten der Nachweisbarkeit des Stellenwerts von Fleischkonsum und -distribution in archäologischen Kontexten wird diskutiert, auf welche Art diese Motive in zeitgemäßen Bildern und Texten thematisiert werden.

13.01.2016 - Prof. Dr. Ralf von den Hoff (Freiburg)

Hellenistische Skulptur aus Pergamon.

Thema des Vortrags sind die Ergebnisse mehrjähriger Forschungen im Gymnasion von Pergamon und zu dessen skulpturaler Ausstattung in hellenistische Zeit. Sie betreffen vor allem die Frage nach dem Aussehen der Bildnisse pergamenischer Herrscher im Gymnasion.

20.01.2016 - Prof. Dr. Hrvoje Gračanin (Tübingen)

Dalmatien und Südpannonien im Zeitalter Justinians im Lichte der schriftlichen und archäologischen Quellen.

Die Geschichte Dalmatiens und des südpannonischen Raumes in der Spätantike ist von einer Reihe von Forschungsfragen gekennzeichnet, die nicht mit viel Sicherheit beantwort werden können. Das gilt besonders für den Zeitraum vom frühen 5. bis zum frühen 7. Jahrhundert. Der Hauptgrund für die lückenhafte Erkenntnisse über die verschiedenen geschichtlichen Entwicklungen im spätantiken Dalmatien und Südpannonien ist ein Mangel an schriftlichen als auch archäologischen Quellen. Eine gewisse Ausnahme bildet die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts, die zum sogenannten Zeitalter Justinians I. gehört. Der Vortrag beabsichtigt, einen Überblick der vorhandenen schriftlichen Quellen zu geben, und sie in einen sinnvollen Zusammenhang mit den ausgewählten archäologischen Funden, welche in das Zeitalter Justinians I. datierbar sind, zu bringen. Die Absicht ist zu zeigen, wie man die Aussagekraft beider Quellenarten benutzen kann und welche Interpretationsmöglichkeiten sie bieten, um eine plausible geschichtliche Rekonstruktion zu erzeugen.

27.01.2016 - Prof. Dr. Cornelia Weber-Lehmann (Bochum)

Etruskische Meeresbilder im Grabkontext.

Die etruskische Kunst ist von Beginn an reich an Darstellungen des Meeres, seiner tierischen Bewohner und seiner menschlichen Anwohner und Befahrer. Realistisch anmutende Szenen stehen neben solchen mit Mythen und mythischen Fabelwesen. Seit je hat man daher nach der Deutung dieser Szenen gefragt; dabei ist vor allem in den letzten Jahren die Neigung gewachsen, die Interpretation der Meeresbilder mit einem wie auch immer gearteten Jenseitsglauben der Etrusker in Verbindung zu bringen. Der Vortrag will in der Zusammenschau des aus den unterschiedlichsten Denkmälergattungen stammenden Materials und in einem chronologischen Querschnitt nach Argumenten suchen, die geeignet sind, die Beliebigkeit der bisherigen Diskussion zu überwinden.

03.02.2016 - Prof. Dr. Martina Seifert (Hamburg)

Asklepioskult - visuelle Kommunikationsstrategien im klassischen Athen.

Von der Athener Akropolis stammen mehr als 200 figürliche Weihreliefs an Asklepios. Der Vortrag greift die These auf, dass die Dedikationen Teil einer kommunikativen Strategie zur Etablierung des neuen Kultes an der Akropolis bildeten.

10.02.2016 - Dr. Victoria Räuchle (Wien)

„Ein teures Gut pflegt Frauen ihre Leibes Frucht zu sein“ (Eur. Phoen. 355). Bildliche und schriftliche Konzepte von Mutterschaft im Athen des 5. und 4. Jahrhundert v. Chr.

Die literarischen Quellen lassen kaum einen Zweifel daran aufkommen, dass die Zuneigung einer Mutter zu ihrem Kind im Athen klassischer Zeit (5./4. Jh. v. Chr.) als naturgegebene Eigenschaft konzipiert wurde. Die visuellen Medien, insbesondere attische Grabreliefs und Vasenmalerei, zeichnen indes ein ganz anderes Bild: Wenn die Mutter-Kind-Bindung hier überhaupt thematisiert wird, so erscheint sie überwiegend als eine von Contenance geleitete Beziehung, die sich in ihrem Verlauf immer stärker den Idealen von emotionaler Kontrolle und familiärer Philia verpflichtet und somit als erlerntes Verhalten zu verstehen ist. Der Vortrag wird diesen scheinbar diametral entgegengesetzten Konzeptionen antiker Mutterschaft auf den Grund gehen.