Institute of Art History

Mélanie Pala M.A.

Das Bild des Gastarbeiters. Eine kunsthistorische Untersuchung zu einem Phänomen der Arbeitsmigration

Was haben Gastarbeiter mit Kunst zu tun? Diese Frage stellt sich aufgrund eines bestimmten Erwartungsbildes, das sich in den letzten Jahrzehnten in den Köpfen der Menschen eingebrannt hat: Der Begriff Gastarbeiter wird mit einer bildungsfernen Schicht assoziiert, ein Bild, das der elitär empfundenen bildenden Kunst gegenüber steht.

Die Auseinandersetzung mit Migration und Integration gehört schon seit Jahren zum Alltag: Unsere Gesellschaft setzt sich zunehmend aus Menschen aus unterschiedlichen ethnologischen Herkünften zusammen und die Frage nach Identität und Zusammengehörigkeit wird stetig lauter. Um das Phänomen der Gastarbeiter in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wird es hingegen immer ruhiger und die Einzelschicksale verschwinden zunehmend hinter Glas in Ausstellungen von historischen Museen – selten jedoch in Kunstmuseen.

Hier knüpft diese Untersuchung an und beschäftigt sich erstmals mit der Rolle des Gastarbeiters in der Kunst, sowohl als Künstler, Objekt oder Inhalt. Anhand von unterschiedlichen Visualisierungsmethoden, die sich zum Teil sehr kritisch mit diesem Thema auseinandersetzen, werden das visuelle Bild untersucht und Rückschlüsse auf das mentale Erwartungsbild gegenüber den Gastarbeitern gezogen, reflektiert und differenziert analysiert.

Als Basis und als Vergleich für das Bild dienen zum einen Fotografien von Unternehmen, die die Arbeitnehmer angeworben haben und zum anderen die aus privaten Haushalten der ausländischen Arbeitnehmer stammen. Trotz unterschiedlicher Beweggründe für die Aufnahmen finden sich gemeinsame Motive, die das Bild des Gastarbeiters, vor allem durch die Presse, bis heute prägen. Hierbei sind Fragen zum Kontext der Berichte und die gewünschte Wirkung auf die Öffentlichkeit unerlässlich, um das heutige Image nachvollziehen zu können.

Bislang werden in Ausstellungen hauptsächlich Objekte, Fotografien oder Presseberichte aus dem Alltag der Arbeitsmigranten ausgestellt. Diese sollen für den durchschnittlichen Museumsbesucher – eine Zielgruppe, die vor allem dem Bildungsbürgertum zugewiesen ist und damit kaum Anknüpfungspunkte mitdem Alltag und den Problemen der Gastarbeiter hat – Aufklärungsarbeit leisten.

Diese Arbeit veranschaulicht durch den Vergleich unterschiedlicher Visualisierungsmethoden, dass die bildende Kunst auch ein wertvolles Aufklärungsmedium ist, um das bis heute unveränderte Image der Gastarbeiter zu verstehen, und zudem ein anderes Erwartungsbild schaffen kann.