Katharina Seibert: Who cares? Negotiating Gender and Society at Spain’s Sickbeds, 1930-1948
Im März 2025 erschien im Wallstein Verlag das neue Buch von Katharina Seibert mit dem Titel: “Who cares? Negotiating Gender and Society at Spain’s Sickbeds, 1930-1948”.
Die 1930er und 1940er Jahre waren eine entscheidende Phase in der spanischen Zeitgeschichte im Allgemeinen und in der Geschichte des spanischen Gesundheitswesens im Besonderen. Innerhalb zwei Jahrzehnte wurde ehrgeizig eine moderne Republik gegründet, ein Bürgerkrieg gekämpft und schließlich von einer ultranationalistischen Diktatur abgelöst. In diesen zwanzig Jahren wurden Fragen zum Verhältnis zwischen Staat und Gesellschaft in einer bis dahin ungekannten Intensität aufgeworfen. Das Gesundheitswesen war einer von vielen Schauplätze, auf dem dieses Verhältnis ausgehandelt wurde. Verfechter:innen der Privatisierung von Medizin und Versorgung kollidierten mit Befürworter:innen von wohlfahrtsstaatlichen Ansätzen, weltliche Krankenpflegerinnen forderten das katholische Pflegemonopol heraus, Ärzt:innen und Chirurg:innen verteidigten den Zugang zu medizinischem Wissen und ihre hegemoniale Position am Krankenbett gegen die Veränderungen, die das Berufsfeld durchlief. Die Studie wirft einen geschlechterhistorischen Blick auf das (militärische) Gesundheitswesen und rekonstruiert die sich überlappenden Prozesse der Berufsfeldentwicklung und gesellschaftlichen Transformation vor dem Hintergrund konkurrierender politischer Projekte und des Wettbewerbs um Modernität im Europa der Zwischenkriegszeit. Oder in anderen Worten: Während die Demokrat:innen die Republik am Krankenbett verteidigten, bauten die Franquist:innen dort ihre Vision des „neuen“ Spaniens auf.