16.-17. Januar 2025, Universität Tübingen
Der Workshop geht einem ästhetischen Konzept nach, das mehr denn je provoziert und zu Widerspruch reizt: dem der Freiheit der Kunst. Jörg Robert zeigt im historischen Teil seines Buchs zur Genealogie und Kritik der ästhetischen Autonomie (Andere Ästhetik 7, 2024) wie sich der Vorstellungskomplex um 1800 allmählich zu einer Reflexionsfigur über das Verhältnis von Kunst, Künstler und Gesellschaft verdichtet.
Doch erst aus den Perspektiven der kritischen Theorie (Adorno, P. und Chr. Bürger) und der Sozialgeschichte der Kunst (Bourdieu) wird aus diesem locker gefügten Argumentationssystem eine konsistente ‚Autonomieästhetik‘. Deren Folgeerscheinungen – etwa das ‚Schisma‘ von Kunst und Leben, Kunst und Nicht-Kunst – wird ideologiekritisch entlarvt und dem gesellschaftlichen ‚Verblendungs-zusammenhang‘ zugeschrieben.
Robert zeigt außerdem, wie sich die älteren Autonomietopoi (licentia poetica, Genie / ingenium, poetica veritas) unter dem Einfluss des Freiheitskonzepts zu einem konsistenten Reflexionssystem verdichten. Den eben genannten Motiven ‚innerer‘ (autologischer) Autonomie, die vor allem poetologische und werkästhetische Kriterien betreffen, stehen Aspekte äußerer (heterologischer) Autonomie gegenüber: die Freiheit der Literatur von Zwecken und Zwängen – vom Recht (Schiller), von Eingriffen des Staates, der Wirtschaft, der Wissenschaft, der Moral und Philosophie oder Religion und Theologie; hinzu kommt auf poetologischer Ebene die Aufwertung der Fiktion.
Der Workshop fragt nach Ausprägungen und theoretischen Konzepten ästhetischer Autonomie seit dem 18. Jahrhundert.
Das Programm finden Sie hier
Organisation:
Prof. Dr. Jörg Robert (Eberhard Karls Universität Tübingen)
PD Dr. Lore Knapp (Universität Bielefeld / Universität Tübingen)