Prof. Dr. Jörg Robert

Dissertation

Poetologie im Prosaroman.

Fortunatus WickramFaustbuch.

Poetik und Episteme Band 2. Würzburg: Königshausen & Neumann 2018.
Die Bezeichnung Prosaroman ist in der Forschung immer wieder als Hilfskonstruktion beschrieben worden. Inwiefern diese jedoch berechtigt ist, klärt die folgende Studie. Prosaromane sind durch eine gemeinsame Form, nicht aber durch eine explizite Regelpoetik gekennzeichnet. Die grundlegende These ist, der Prosaroman bemüht sich um literarische Legitimierung im Kanon der etablierten Gattungen durch poetologische Verfahren, die sich aus textuellen Phänomenen (Paratexten, intermedialer Gestaltung, Struktur) und aus der expliziten Auseinandersetzung mit literarischer Kunst ergeben. Er wird zum Ort poetologischer Potenziale (‚Poetik im Vollzug‘) und gibt Aufschluss über Produktions- und Rezeptionsbedingungen von Literatur in einer Epoche, die durch die Medienrevolution des Buchdrucks geprägt ist und den Roman in Prosa neu entwickeln muss. Das erzeugte Wissen über Literatur unterliegt nicht nur Pluralisierungen, sondern daraus resultierenden Stabilisierungen literarischer Autoritäten – zu denen die Bibel gehört. Für eine Poetologie bedeutet das, diese Dynamik im Literatursystem zu berücksichtigen und den `Sitz im Leben´ sozialgeschichtlich zu fassen. Denn die behandelten Romane haben den Anspruch, religiöses und historisches Wissen der Zeit zu vermitteln.
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Aktuelle Aufsätze

Geisterexperimente in Andreas Gryphius’ Cardenio und Celinde. In: Oliver Bach und Astrid Dröse (Hgg.): Andreas Gryphius (1616–1664): Zwischen Tradition und Aufbruch. Berlin/Boston 2020, S. 576–600.

Die Faustbücher des 16. Jahrhunderts: zwischen Literatur und Theologie. In: Annette Gerok-Reiter u.a. (Hg.): Aushandlungen religiösen Wissens – Negotiated Religious Knowledge. Tübingen 2020, S. 79–99.

Eine Närrin als konstitutiver Störfaktor in Jörg Wickrams Goldtfaden (1557). In: Daphnis 48 Heft 3 (2020), S. 379–402.

Goethes Faust und der Augenblick. In: Literaturstraße 21 (2020), S. 93–110.