Uni-Tübingen

Florence Brunner, M.A.

Kollegiatin

Akademischer Werdegang

08/2009 – 09/2011

Bachelor of Arts in Germanistik und Philosophie (mit Nebenkursen in Latein, Spanisch und Neurologie) an der Universität Lausanne

10/2011 – 09/2012ERASMUS-Jahr und drittes Bachelorjahr an der Universität Tübingen
08/2012 – 06/2014Master of Arts in Germanistik und Philosophie mit dem Spezialisierungsprogramm des Centre d’études médiévales et post-médiévales (CEMEP)
20.03.2014Verteidigung der Masterarbeit „Fischarts Transformation religiösen Wissens in seinen Neubearbeitungen des Ulenspiegel und des Gargantua
seit 04/2014Doktorandin im DFG-Graduiertenkolleg 1662 „Religiöses Wissen“ der Eberhard-Karls-Universität Tübingen zum Thema „Religiöse Spannungen in deutscher und französischer Literatur des 16. Jahrhunderts: Eine intertextuelle Studie“ unter der Betreuung von Prof. Dr. Klaus Ridder in älterer deutschen Sprache und Literatur
Weitere Betreuer:

Prof. Dr. Volker Leppin (Ev. Theologie, Tübingen)

Prof. Dr. Andreas Holzem (Kath. Theologie, Tübingen)

Prof. Dr. Thomas Hunkeler (Französische Sprache und Literatur, Fribourg, CH)

Berufliche Stationen

05/2010 – 02/2014

Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Schweizer Nationalfondprojekts „De(kon)struktive Kommunikation im Eulenspiegelbuch” unter der Leitung von Prof. Dr. Alexander Schwarz, Deutsche Linguistik an der Universität Lausanne. Tätigkeiten im Gebiet der Editionsforschung, Transkription, Ausstellungsorganisation, Homepageverwaltung, Tagungen und Publikationen

Gargantua und die Geschichtklitterung: Religiöse Spannungen in deutscher und französischer Literatur des 16. Jahrhunderts

Die Tätigkeit des Übersetzens in der Frühen Neuzeit kann eine überraschend kreative Prägung aufweisen. Die Vorlagen erfahren aufgrund religiöser, politischer und biographischer Umstände in der Übersetzung eine Anpassung, die den ursprünglichen Stoff verformt und neue Lesarten fördert. Johann Fischarts „Übersetzung“, die Geschichtklitterung (1575), von Rabelais' Meisterwerk Gargantua (1534/35) ist ein seltenes Juwel in der französisch-deutschen Übersetzungstradition des 16. Jahrhunderts. Ihr hohes Maß an Uminterpretation und Kreativität ist von besonderer Relevanz für den dynamischen Begriff des religiösen Wissens.

Die vergleichende, kontextbezogene Analyse wirft einen neuen Blick auf die in der Forschung viel diskutierte Frage der ideologischen Deutbarkeit des Gargantua. Aufbauend auf vorangehende Ausführungen zur religiösen Ausgangslage im Frankreich der 30er und im Deutschland der 70er Jahre des 16. Jahrhunderts, diskutiere ich Parallelen zum vorherrschenden humanistischen, evangelischen und gallikanischen Gedankengut und konzentriere mich auf Textmodifikationen in der Geschichtklitterung in Form von Intensivierungen, Ergänzungen und Verdrehungen wie auch Weglassungen religiös aufgeladener Sujets.

Im Zentrum meiner Untersuchung liegen vier Kategorien aus dem religiösen Bezugsrahmen: christliche Praktiken (Sakramente, Formalismus, Prozessionen/Wallfahrten, Messe, Heiligenverehrung, Beichte, Predigten/Bibelauslegung, Bibelstudium), kirchliche Institutionen (Mönchtum, Sorbonne, Inquisition), die innere Haltung (Pharisäertum, Selbstprofilierung) und Glaubensinhalte (Leichtfertigkeit der Eide, Macht der Heiligen, des Weihwassers und der Reliquien, Macht(losigkeit) des Teufels, Christus als Erlöser, Bedeutung der Gnade).