Uni-Tübingen

Irina Pawlowsky

Kollegiatin

   
     
     
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irina.pawlowskyspam prevention@uni-tuebingen.de

Akademischer Werdegang

04/2006-09/2007

Studium der Fächer Geschichte, Englisch, Pädagogik für das Lehramt an Gymnasien an der Universität Paderborn

10/2007-04/2012 Studium der Fächer Geschichte, Musik, Pädagogik für das Lehramt an Gymnasien an der Universität Kassel, Abschluss: 1. Staatsexamen
10/2013-12/2013 Stipendiatin des Deutschen Historischen Instituts in Rom
02/2014-03/2014 Stipendiatin des DAAD

Berufliche Stationen

05/2008-06/2008

Studentische Hilfskraft bei Evaluationsprojekt an der Universität Kassel

10/2009-02/2010 Tutorin in der Fachgruppe Geschichte an der Universität Kassel
03/2009 bis 02/2012 Studentische Hilfskraft beim DFG-Projekt „Das Museum Fridericianum als ein Ziel von Bildungs- und Forschungsreisen der europäischen Aufklärung. Kommentierte, digitalisierte Edition des Besucherbuchs 1769-1796“, Universität Kassel
08/2012 bis 09/2013 Wissenschaftliche Angestellte im Seminar für Neuere Geschichte an der Universität Tübingen
seit 04/2014 Kollegiatin im DFG-Graduiertenkolleg 1662 „Religiöses Wissen im vormodernen Europa“ an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen

Publikationen

Wissensproduktion und Wissenstransfer. Die Debatte über eine Verbindung von Amazonas und Orinoco und ihre Akteure, in: Anne Mariss/Silke Förschler (Hg.): Verfahrensweisen der Naturgeschichte. Akteure, Tiere, Dinge in der Frühen Neuzeit. Köln, Weimar, Wien: Böhlau 2017 (in Vorbereitung).

Jesuit Missions and the Transfer of Local Knowledge: Early Modern Cartography between Amazon, Orinoco and Europe, in: Anne Mariss/ Annette Gerok-Reiter/Markus Thome (Hg.): Aushandlungen religiösen Wissens – Negotiated Religious Knowledge. Produktive Konkurrenzen in der Vormoderne – Productive Rivalries in Premodern Times. Erscheint in der Reihe: Spätmittelalter, Humanismus, Reformation bei Mohr Siebeck: Tübingen 2017 (in Vorbereitung).

Bericht zum Symposium „Die musikalische Missionsarbeit der Jesuiten in Spanisch- und Portugiesisch-Amerika, 1540-1773: Forschungsperspektiven" vom 20. Januar 2012

 

Vorträge

„Mission im Umfeld kolonialer Grenzkonflikte – das Wirken des Jesuitenpaters Samuel Fritz in der Provinz Maynas im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert“, Workshop: Orden in der Krise - Möglichkeiten und Grenzen religiöser Lebenswelten in der Vormoderne (Tübingen 2013)

„Die jesuitische Maynas-Mission im 17. und 18. Jahrhundert – Handlungsräume von Überseemissionaren“, DHI Rom Mittwochsvortrag (Rom 2013)

„Was bleibt von der großen Euphorie? – Reflektionen frühneuzeitlicher Jesuiten über die Maynas-Mission (oberer Amazonas)“, Workshop: Mission im Spannungsfeld der Interkulturellen Theologie und Inkulturation (Tübingen 2014)

„Bewegtes Wissen zwischen dem Amazonas und Europa –
La Condamine und der Transfer von Naturkenntnissen jesuitischer Missionare im 18. Jahrhundert”, Tagung: Akteure, Tiere, Dinge. Verfahrensweisen der Naturgeschichte (Kassel 2015)

“Knowledge between the Amazon and Europe – Charles Marie de La Condamine and the Transfer of Natural Knowledge of Jesuit Missionaries in the 18th Century”, Jahrestagung Grako 1662:

Religiöses Wissen an Diskursgrenzen: Verschränkungen –Grenzen –Produktive Konkurrenzen (Oxford 2015)

“Jesuit Geographic Knowledge and the Construction of the Amazon: Cartography between Empirical Knowledge, Missionary World Views and Political Claim”, 3rd Cambrige-Tübingen Workshop: Global Dimensions of European History (Tübingen 2016)

„Missionsräume am Amazonas: Produktion, Funktion und Rezeption jesuitischer Kartographie im 17. und 18. Jahrhundert“, Workshop: Mission/s/Kartographie: Funktionen, visuelle Strategien, Wissenstransfer (1500-1800) (Tübingen 2016)

 

Lehre

(mit Prof. Dr. Renate Dürr) Hauptseminar: Kartographie in der Frühen Neuzeit (SoSe 2016)

 

Vita

Stipendien und Forschungsaufenthalte

„Die Gesellschaft Jesu als Träger von Wissen. Jesuitische Karten des Amazonas-Raums im 17. und 18. Jahrhundert“

Im Rahmen des Promotionsprojekts soll die Produktion von Karten des oberen Amazonasraums durch die Jesuiten im 17. und 18. Jahrhundert untersucht werden. Im Zentrum stehen Karten sowie dazugehörige naturkundliche Berichte jesuitischer Missionare der sog. Maynas-Mission (1638-1768). Die sowohl handgezeichneten als auch gedruckten Karten entstanden zum Teil in der Mission und zum Teil in Europa nach der Ausweisung der Jesuiten aus Spanisch-Amerika.

Wenn man die Annahme zugrunde legt, dass die spezifischen Interessen, Intentionen, religiösen und politischen Weltbilder von Kartenproduzenten maßgeblich die Repräsentation geographischer Räume beeinflussten, so führt dies zu der Frage, welchen Einfluss der Missionskontext auf die Produktion kartographischen Wissens über den Amazonas hatte. Hierzu gehörten zum einen die Bedingungen für die Wissensproduktion vor Ort, wie der intensive Kontakt der Missionare zur lokalen Bevölkerung und die damit zusammenhängende Rolle indigener Informanden, und zum anderen die spezifischen Anforderungen, die mit der Durchführung der missionarischen Tätigkeit verbunden waren, beispielsweise die Notwendigkeit, das Missionsgebiet ausdehnt zu bereisen und sich im Missionsalltag in unbekannten Räumen zu orientieren. Doch ihr kartographisches Wissen nutzten die Jesuiten nicht nur für das praktische Vorgehen vor Ort, sondern ebenso zur Verteidigung der von ihnen beanspruchten Missionsgebiete, vornehmlich gegen die Ansprüche der Portugiesen oberhalb der Río Negro-Mündung. Die Karten der Missionare fungierten somit auch als missionspropagandistisches Mittel, durch das politische und religiöse Räume erst konstruiert wurden. Einen wichtigen Bestandteil machte hierbei die Repräsentation der lokalen Bevölkerung aus. Dabei war ethnographisches Wissen über ‚heidnische‘ Siedlungsgebiete nicht nur ein praktisches Mittel zur Kennzeichnung lokaler Ethnien, von denen man hoffte, sie in naher Zukunft ebenfalls der Mission hinzuführen und in einem Missionsdorf ansiedeln zu können. Vielmehr vermittelten die Karten durch ihre Fülle an ethnographischen Daten zu den mitunter als ‚Barbaren‘ bezeichneten Bevölkerungsgruppen auch die Notwendigkeit fortlaufender missionarischer Bemühungen. Eine weitere zentrale Funktion von Karten war darüber hinaus die durch sie suggerierte ‚wissenschaftliche‘ Verlässlichkeit der empirischen Beobachtungen von Missionaren. So wurde durch die Publikation jesuitischer Werke mit Blick auf das Interesse der europäischen Gelehrten immer auch auf die wissenschaftliche Bedeutung der Gesellschaft Jesu verwiesen und – in Anbetracht antijesuitischer Stimmungen – kartographisches Wissen mitunter gezielt als projesuitisches Argument verwendet.

Nachdem die hier zu untersuchenden Karten der Jesuiten bislang vor allem mit Blick auf nationalgeschichtliche Fragestellungen zur Ausbreitung kolonialer Territorien diskutiert und von der Ordensgeschichtsschreibung vornehmlich als Zeugnisse wissenschaftlicher Leistungen jesuitischer Geistlicher behandelt wurden, sollen in diesem Projekt die durch die Karten vermittelten politischen, religiösen, wissenschaftlichen und ordensinternen Diskurse untersucht werden. Von diesen wird angenommen, dass sie ebenso die Repräsentation des Amazonasraums mitbestimmten, wie die verschiedenen Informationsquellen, die den Jesuiten als Grundlage für ihre geographischen Kenntnisse dienten (hierunter indigene Informanden, eigene empirische Beobachtungen, tradiertes kartographisches Wissen, Reiseberichte etc.).