Uni-Tübingen

16.09.2019

Alumni-Führung der Regionalgruppe Ravensburg

Kuratorenführung durch die Ausstellung "Reflexionen des Naiven – Jan Balet als Maler, Graphiker und Illustrator" im Museum Langenargen am Bodensee

Kurator Dr. Ralf Michael Fischer führte durch die Ausstellung.

Bereits seit 2003 gibt es für Ravensburger Alumni der Universität Tübingen die Möglichkeit, über die Regionalgruppe Kontakt untereinander und zur Universität zu halten und vor allem exklusive Veranstaltungen zu besuchen. So wurde im Juni 2019 eine Kuratorenführung durch die Ausstellung „Reflexionen des Naiven – Jan Balet als Maler, Graphiker und Illustrator“ im Museum Langenargen am Bodensee angeboten. 

Museumsleiter und Kurator Dr. Ralf Michael Fischer, der am Kunsthistorischen Institut der Universität Tübingen als Privatdozent lehrt, führte durch die Ausstellung. Der Künstler Jan Balet (1913–2009) wuchs am Bodensee auf, nach seiner Emigration 1938 in die USA machte er als Graphiker und Illustrator Karriere und kehrte schließlich 1965 nach Europa zurück, um in Deutschland, Frankreich und der Schweiz als freier Künstler zu arbeiten. 

Die aktuelle Ausstellung dient vor allem dazu, die Zusammenhänge zwischen den kommerziellen und künstlerischen Arbeiten Balets zu erhellen. Zu sehen sind deshalb nicht nur die hintersinnigen Gemälde des Künstlers, sondern auch seine vorbereitenden Aquarellskizzen, Druckgraphiken sowie vor allem seine Kinderbücher und ausgesuchte kommerzielle Arbeiten wie Magazin- und Plattencover. 

Durch die Auswahl der Exponate sind neue Einsichten in Balets Oeuvre möglich: Sie führen eindrucksvoll vor Augen, dass Balets Kunst sich nicht nur auf sein populärstes Motiv, nämlich Katzendarstellungen, reduzieren lässt, sondern ungleich komplexer ist. Wichtige Themen sind insbesondere Paarbeziehungen sowie Sport oder Reisen, wobei diese oft voller ironischer Anspielungen auf Geschichte, Bibel und Mythologie sind und sich augenzwinkernd, bisweilen sarkastisch mit der Unbeständigkeit des Lebens, aber auch mit menschlicher Einsamkeit beschäftigen. 

Im Lauf der Führung wurde vor allem klar, dass Jan Balets Bilder keinesfalls einfach oder gar illustrativ sind, obwohl sie auf den ersten Blick sehr zugänglich wirken. Es wurde einerseits nachvollziehbar, inwiefern er seine Kenntnisse als Werbegrafiker nutzte, um mit seinen Bildern Aufmerksamkeit beim Publikum zu erwecken. Andererseits entziehen sich seine Motive oft klaren Interpretationen, da Balets Synthese minutiöser Details mit abstrakten Formen und bewussten Verfremdungen demonstriert, dass es ihm auch darum geht, präzise Kompositionen zu schaffen, die nicht realistisch sein sollen, sondern einer eigenen konsequenten Bildlogik folgen. Die für Balet häufig reklamierte Naivität liegt folglich weniger in seinem Werk, sondern er spielt selbstironisch mit der Naivität seines Publikums, und zwar sowohl im Hinblick auf den oft unbedarften Umgang mit Bildern als auch auf die Irrungen und Wirrungen in der Konfrontation mit existenziellen Fragen und menschlichen Befindlichkeiten.

Herzlichen Dank an Dr. Ralf Michael Fischer für die außerordentlich interessanten und vielschichtigen Einblicke in das Schaffen des Künstlers Jan Balet und die hervorragend kuratierte Ausstellung!

Susanne Caillet

Weitere Informationen finden Sie auf der Internetseite der Alumni-Regionalgruppe Ravensburg

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