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13.07.2021

Erste Artenkenntnis-Prüfung an der Universität Tübingen

Neues Angebot des Zentrums für Wissenschaftliche Weiterbildung: Zertifizierung von botanischen Artenkenntnissen

Erste Artenkenntnis-Prüfung an der Universität Tübingen

Am 9. Juli fand an der Universität Tübingen erstmals die Zertifizierung von botanischen Artenkenntnissen über das Zentrum für Wissenschaftliche Weiterbildung statt. Dieses Angebot will dem hohen Bedarf an Fachkräften mit Artenkenntnissen, vor allem vor dem Hintergrund des prognostizierten Artensterbens und dem einhergehenden Verlust von Ökosystemdienstleistungen begegnen. Die Zertifikate haben für ganz Südwestdeutschland Aussagekraft und stellen einen transparenten und belastbaren Leistungsnachweis dar. An einer Ausweitung dieses Standards für ganz Deutschland wird derzeit gearbeitet. 

45 Prüflinge hatten sich auf ein Spektrum von 200 Pflanzenarten vorbereitet, darunter Gräser wie das Zittergras, Kräuter wie die Kartäuser-Nelke und Gehölze wie die Sal-Weide oder die Rotbuche. Aus diesem Spektrum musste jeder Prüfling 20 Arten erkennen und richtig benennen, und die richtige Pflanzenfamilie zu jeder Art nennen. Auf langen Tischen im Foyer des Botanik-Baus auf der Morgenstelle 3 waren hierfür 60 Pflanzenarten ausgestellt und nummeriert. So konnten die Prüflinge in Ruhe und mit ausreichend Abstand die Pflanzenarten betrachten. Die Kandidatinnen und Kandidaten waren gut vorbereitet, 76% der Teilnehmenden haben die Prüfung mit Auszeichnung bestanden. Durchgeführt wurden die Prüfungen vom Botanischen Garten und dem Institut für Evolution und Ökologie (EvE) der Universität Tübingen. Dr. Alexandra Kehl vom Botanischen Garten und Michael Koltzenburg vom EvE sind auch Mitglieder in der AG Feldbotanik, die die Zertifikate zur Artenbestimmung für Baden-Württemberg mitentwickelt hat.

In nationalen, regionalen oder lokalen Projekten sind Artenkennerinnen und Artenkenner in der Konzeption, Durchführung und Evaluierung unabdingbar. Zertifiziertes Expertenwissen ist beim Beachten von Umweltstandards und bei der Umsetzung von Gesetzesvorgaben vonnöten. Das hier geprüfte Zertifikat SW 200 ANEMONE stellt die Einsteigerstufe dar. Die nächste Stufe, das Zertifikat SW 400 BERBERIS findet am 16. Juli für 25 Prüflinge statt. Hier werden 32 aus 400 Pflanzenarten sowie Merkmale der Pflanzenfamilien abgefragt, zusätzlich müssen unbekannte Pflanzenarten bestimmt werden. 

Die Prüfungsanforderungen sind den Gegebenheiten in Südwestdeutschland angepasst. Sie entsprechen bezüglich Aufbau, Stoffumfang und Prüfungsschwellen weitgehend dem Schweizer System, das Kenntnisse von Arten, Gattungen und Familien wie auch die Kompetenz im Bestimmen von Arten prüft. Die Artenlisten auf dem ersten Niveau SW 200 ANEMONE und auf dem zweiten Niveau SW 400 BERBERIS sind im ganzen Südwestdeutschen Raum einheitlich und enthalten häufige bzw. repräsentative Arten. Ab dem Zertifizierungsniveau SW 600 CORYDALIS wird eine Regionalisierung der Pflanzenlisten eingeführt, um der unterschiedlichen Verbreitung zahlreicher Arten Rechnung zu tragen. Bislang bietet lediglich die Universität Freiburg dieses Niveau an. Das Zertifizierungsniveau SW 600 CORYDALIS Freiburg berücksichtigt entsprechend stärker Arten des Oberrheingebiets mit Kaiserstuhl und Schwarzwald. Die Artenlisten für die Niveaus SW 600 CORYDALIS Landau und SW 600 CORYDALIS Tübingen sind in Bearbeitung.

Alexandra Kehl

Infos und Anmeldung: 

https://uni-tuebingen.de/weiterbildung/programm/feldbotanik/

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