Uni-Tübingen

Newsletter Uni Tübingen aktuell Nr. 1/2017: Forum

Zu Besuch in der Alten Aula

Die Alte Aula in der Münzgasse 30, die in direkter Nachbarschaft zur Stiftskirche liegt, ist mit Baujahr 1547 eines der ältesten Gebäude der Universität Tübingen und das dritte Gebäude an dieser Stelle. Die beiden Vorgängergebäude waren abgebrannt, wodurch neben Beständen der damaligen Universitätsbibliothek auch die ältesten Verwaltungsakten der Universität zerstört worden sind. Rechts daneben befindet sich das älteste Gebäude der Universität, das früher „Collegiengebäude“ genannt wurde, und in dem heute das Institut für Erziehungswissenschaft seinen Sitz hat. Das Collegiengebäude ist zudem das erste Vorlesungsgebäude – vorher fanden diese im Chor der Stiftskirche statt.

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts diente die Alte Aula selbst als Hauptgebäude der Universität, bevor diese Funktion die Neue Aula übernahm. In der Alten Aula waren danach unter anderem das Zoologische Institut, die Geologisch-mineralogische Sammlung sowie das Philologische und Historische Seminar beheimatet.

Vor der bislang letzten, 2012 abgeschlossenen Sanierung waren in der Alten Aula die Fachbereiche Orientalistik und Indologie untergebracht. Seit der Renovierung sind hier die Fachbibliothek des Instituts für Erziehungswissenschaft, ein Festsaal sowie im Obergeschoss einige Büros des Instituts beheimatet. Ein großer Anteil der Studierenden besteht aus angehenden Lehrerinnen und Lehrern, die ihre pädagogischen Studienanteile absolvieren und von der Abteilung für Schulpädagogik betreut werden. Die anderen Studierenden, die Sozialpädagogik oder Allgemeine Pädagogik studieren, arbeiten später oft in der Wissenschaft oder in der pädagogischen Praxis – allerdings nicht als Lehrer, sondern in der Kinder-, Jugend- oder auch Altenhilfe. Absolventen des Studiengangs Erwachsenenbildung/Weiterbildung orientieren sich beruflich meist in Richtung betriebliche Personalführung oder Weiterbildungseinrichtungen.

Lernen mit Blick auf den Neckar

„Inzwischen bin ich nur noch hier am Institut für Erziehungswissenschaft und kaum noch in anderen Universitätsgebäuden wie etwa der Universitätsbibliothek. Vor allem die Bibliothek in der Alten Aula mag ich sehr gerne“, sagt Eva-Maria Popp, die gerade im dritten Semester des Masterstudiengangs „Forschung und Entwicklung in der Sozialpädagogik“ ist. „Das Praktische ist, dass man sich hier einen eigenen so genannten Tischapparat zusammenstellen kann, also Bücher, die man aktuell für seine Arbeit benötigt und die man dann für die gesamte Dauer des Projekts nutzen kann.“ Ihr Lieblingsplatz zum Lernen ist im unteren Stockwerk der Fachbibliothek. „Dort gibt es lange Tische an der Fensterseite mit Blick auf den Neckar“, erzählt sie.

Nina Wlassow ist seit Januar 2015 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Sozialpädagogik tätig. Sie hat bereits an der Universität Tübingen mit einem Bachelor in Erziehungswissenschaft mit Schwerpunkt Sozialpädagogik abgeschlossen und danach den Masterstudiengang „Forschung und Entwicklung in der Erziehungswissenschaft“ (heute: „Forschung und Entwicklung in der Sozialpädagogik“) absolviert. Wlassow forscht derzeit im Rahmen des Projekts „Transition Processing“: „Wir untersuchen dabei die Übergangsphase junger Menschen von der Schule in den Beruf, die die Berufsberatung der Agentur für Arbeit nutzen. Es handelt sich um ein Verbundprojekt von fünf Universitäten. Jede Hochschule beschäftigt sich mit einem anderen Berufsberatungsservice.“

Arbeitsplatz mitten in der Altstadt

Die Belegung der Büroräume in der Alten Aula, die alle im zweiten Obergeschoss zu finden sind, wechselt immer wieder je nach aktuellem Raumbedarf. Bis vor kurzem waren hier Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Schulpädagogik, Erwachsenenbildung/Weiterbildung und Sozialpädagogik untergebracht. Mittlerweile sind einige Kollegen wieder zurück in das Gebäude der Erwachsenenbildung schräg gegenüber in der Münzgasse 11 umgezogen.

„Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich den Neckar. Bei geöffnetem Fenster kann man im Sommer die Straßenmusiker auf dem Holzmarkt hören. Ich habe es sehr nah zu allen möglichen Anlaufpunkten wie verschiedenen Universitätseinrichtungen, Essgelegenheiten für die Mittagspause oder auch zum Bahnhof. Im Sommer holen wir uns oft irgendwo etwas zu essen und setzen uns dann auf die Mauer neben der Stiftskirche“, erzählt Nina Wlassow. Der einzige Nachteil, wenn man in der Alten Aula arbeite, sei, dass die meisten Kolleginnen und Kollegen in den anderen Gebäuden des Instituts für Erziehungswissenschaft in der Münzgasse 11 und 22-28 ihre Büros haben. In den Büros in der Alten Aula selbst ist nur Platz für etwa 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Dadurch fällt die Möglichkeit spontaner dienstlicher Absprachen leider oft weg“, sagt Nina Wlassow.

Viel Erziehungswissenschaft auf engem Raum

Aufgrund der benötigten Raumgröße finden die Vorlesungen des Instituts für Erziehungswissenschaft im Kupferbau oder der Neuen Aula statt. Räume für die Seminare gibt es im 2. Stock der Alten Aula, im Gebäude Münzgasse 22 und bei der Erwachsenenbildung in der Münzgasse 11. „Die Räumlichkeiten für Lehrveranstaltungen sind hier aufgrund der gewachsenen Studierendenzahl inzwischen wirklich sehr begrenzt. Die noch relativ neuen beiden Seminarräume in der Alten Aula haben für etwas Erleichterung gesorgt – eng bleibt es aber trotzdem“, meint Wlassow. „Toll finde ich, dass der Festsaal der Alten Aula auch für Veranstaltungen anderer Fachbereiche und Einrichtungen der Universität genutzt wird. Man bekommt so allein schon durch die aufgehängten Plakate und Hinweisschilder einen Eindruck davon, was sich in anderen Bereichen tut.“

Johannes Baral