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24.11.2022

Internationales Forscherteam identifiziert neue Dinosaurier-Art

Breitköpfiges Reptil aus Transsylvanien gibt Einblicke in Fauna Europas am Ende der Kreidezeit

Bewohner der „Insel der Zwerg-Dinosaurier“ im heutigen Transsylvanien in der Kreidezeit: Transylvanosaurus (vorne rechts), sowie Schildkröten, Krokodile, riesige Flugsaurier und andere Zwerg-Dinosaurier.

Ein internationales Forscherteam hat im Westen Rumäniens eine bislang unbekannte Dinosaurier-Art entdeckt und nach dem Fundort Transsylvanien benannt: Transylvanosaurus platycephalus lebte vor etwa 70 Millionen Jahren und war ein Pflanzenfresser, wie der Paläontologe Felix Augustin von der Universität Tübingen berichtete. Der Fund wurde nun von der Fachzeitschrift Journal of Vertebrate Paleontology veröffentlicht. An der Studie waren neben Augustin Wissenschaftler der Universität Bukarest und der Universität Zürich beteiligt.

Transylvanosaurus platycephalus bedeutet übersetzt „breitköpfiges Reptil aus Transsylvanien“. Der bislang unbekannte Dinosaurier war ungefähr zwei Meter lang, ging auf zwei Beinen und gehörte zur Gruppe der sogenannten Rhabdodontiden. In Transsylvanien erreichten sie, wie andere Dinosaurier dort auch, nur eine geringe Körpergröße und sind deshalb als „Zwergsaurier“ bekannt. Die von Transylvanosaurus gefundenen Schädelknochen geben damit weitere Einblicke in die Fauna kurz vor dem Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren. „Vermutlich führte ein begrenztes Nahrungsangebot im damaligen Europa zu einer angepassten Statur“, sagte Augustin.

Europa war in der Kreidezeit, die vor 145 Millionen Jahren begann und vor 66 Millionen Jahren endete, ein tropischer Archipel. Transylvanosaurus lebte auf einer der vielen Inseln gemeinsam mit anderen Zwergdinosauriern, Krokodilen, Schildkröten und riesigen Flugsauriern, deren Flügel bis zu zehn Meter Spannbreite maßen. „Mit jeder neu entdeckten Art löst sich die weit verbreitete Annahme weiter auf, die Fauna in der Kreidezeit in Europa sei artenarm gewesen“, so Augustin.

Die Rhabdodontiden stellten zur damaligen Zeit die häufigste Gruppe unter den kleinen bis mittel-großen Pflanzenfresser Europas dar. Manche Arten, die in derselben Gegend gefunden wurden, hatten deutlich schmalere Schädel als Transylvanosaurus. Im Gebiet des heutigen Frankreichs dagegen lebten seine nächsten Verwandten – eine große Überraschung für die Wissenschaftler. Wie war der Transylvanosaurus auf die „Insel der Zwergsaurier“ im heutigen Transsylvanien gekommen?

In der Publikation rekonstruieren die Paläontologen Felix Augustin, sein Doktorvater Zoltán Csiki-Sava von der Universität Bukarest, Dylan Bastiaans von der Universität Zürich/ Naturalis-Museum Leiden und der unabhängige Forscher Mihai Dumbravă aus Dorset verschiedene Möglichkeiten. Die ältesten Knochenfunde von Rhabdodontiden stammen aus Osteuropa – von dort könnten sich die Tiere nach Westen ausgebreitet haben, spätere Arten könnten wieder zurückgewandert sein. Durch Schwankungen des Meeresspiegels und tektonische Prozesse sind zwischen den vielen Inseln zeitweise Landverbindungen entstanden und haben die Ausbreitung begünstigt, vermuten die Wissenschaftler. Außerdem sei anzunehmen, dass fast alle Dinosaurier schwimmen konnten, auch Vertreter des Transylvanosaurus. „Sie hatten kräftige Beine und einen kräftigen Schwanz. Die meisten Tierarten, insbesondere Reptilien, können von Geburt an schwimmen“, so Augustin. Eine zweite Möglichkeit ist, dass sich parallel verschiedene Linien der Art in Ost- und Westeuropa entwickelt haben.

Kontakt:

MSc. Felix Augustin
Universität Tübingen
Abteilung für Geowissenschaften
Telefon +49 7071 29-73193
felix.augustinspam prevention@uni-tuebingen.de


Dr. Zoltan Csiki-Sava
University of Bucharest
Faculty of Geology and Geophysics
Telephone +40 722 844 810
zoltan.csikispam prevention@g.unibuc.ro

Dylan Bastiaans
University of Zurich, Switzerland and
Naturalis Biodiversity Center, Leiden, the Netherlands
Tel: +41775285268 / +31634975206
Dylan.bastiaansspam prevention@naturalis.nl  / dylan.bastiaansspam prevention@pim.uzh.ch

 

Pressekontakt:

Eberhard Karls Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Dr. Karl Guido Rijkhoek
Leitung

Tilman Wörtz
Pressereferent
Telefon +49 7071 29-76788
 Telefax +49 7071 29-5566
tilman.woertzspam prevention@uni-tuebingen.de

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