Uni-Tübingen

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03.11.2020

Schon Grundschulkinder verstehen Wissenschaft

In Zeiten von Corona wichtiger denn je: Studie der Universität Tübingen bestätigt, wie Grundschulkinder ein Verständnis für wissenschaftliche Prozesse entwickeln können

Im Kurs „Kleine Forscher“ der Hector Kinderakademie erforschten Grundschulkinder ihre eigenen Sinne.

Schon Grundschulkinder der dritten und vierten Klasse können lernen, wie Wissenschaft funktioniert. Dies zeigt eine neue Studie des Hector-Instituts für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen: Nach speziellen Kursen, in denen Kinder selber forschen durften, konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeigen, dass diese dabei ein Verständnis für grundlegende Abläufe von Wissenschaft entwickelt hatten. Gerade in Pandemie-Zeiten sei ein grundlegendes Verständnis insbesondere der Naturwissenschaften unerlässlich, um politische Entscheidungen, die unseren Alltag unmittelbar betreffen, zu verstehen und einzuordnen, erklärt Autorin Dr. Julia Schiefer. Die Ergebnisse wurden im Journal of Educational Psychology veröffentlicht.

„Viele Kinder, aber auch Erwachsene, haben zunächst eine vereinfachte Vorstellung davon, was Wissenschaft leisten kann und was nicht“, sagt Julia Schiefer. „Sie gehen beispielsweise häufig davon aus, dass Forschungsergebnisse endgültig sind oder eine absolute Wahrheit liefern.“ Dies sei ein Trugschluss, wie aktuell die Erforschung von SARS-coV-2 zeige.

Mit Kolleginnen und Kollegen hatte sie die Förderung des Wissenschaftsverständnisses in Kursen an den Hector Kinderakademien untersucht, die ein Förderprogramm für besonders begabte und hochbegabte Kinder anbieten. Insgesamt nahmen 310 Kinder der dritten und vierten Klasse an 28 Standorten in ganz Baden-Württemberg an der Studie teil. Dabei wurden die Kinder nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Hälfte besuchte den Kurs „Kleine Forscher – Wir arbeiten wie Wissenschaftler“ sofort, die andere Hälfte (die Kontrollgruppe) besuchte den Kurs erst später.

In dem Kurs schlüpften die Kinder zehn Wochen lang selbst in die Rolle eines Forschenden, indem sie unter anderem ihre eigenen Sinne oder unbekannte Objekte erforschen oder Versuche zu elektrischen Fischen im Schülerlabor Neurowissenschaften der Universität Tübingen durchführen konnten. Neben dem aktiven Experimentieren und Beobachten standen die Vermittlung von naturwissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen, das kritische Hinterfragen von Ergebnissen sowie der intensive Austausch zwischen den Kindern ‒ beispielweise im Rahmen von sogenannten „Forscherkongressen“ ‒ im Vordergrund. Wie der anschließende Vergleich mit den Kindern aus der Kontrollgruppe zeigte, verstanden die Kinder nach dem Besuch des Kurses den Ablauf eines Forschungsprozesses besser, hatten eine genauere Vorstellung über die Natur von Wissen und waren insgesamt motivierter, sich mit Naturwissenschaften zu beschäftigen. Hierbei profitierten die Mädchen durch den Kurs insgesamt stärker als die Jungen. Die Ergebnisse runden eine Serie von zuvor durchgeführten kleineren Studien ab, bei denen bereits ähnliche Effekte gefunden wurden. Die jetzt publizierte Studie zeigt jedoch zum ersten Mal, dass der Kurs auch in seinem flächendeckenden Einsatz in der Praxis wirksam ist.

Kontakt:

Universität Tübingen
Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung

Pressekontakt:

Eberhard Karls Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Dr. Karl Guido Rijkhoek
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Pressereferentin
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Telefax +49 7071 29-5566
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