Franziska Boll (geb. Plamper) M.A.
Die Rolle von Opernhäusern und Konzerthallen als Flaggschiffe der Kultur in Skandinavien:
Eine Untersuchung des Phänomens anhand von Henning Larsens Opernhaus in Kopenhagen und seinem Konzert- und Kongresszentrum Harpa in Reykjavik
In den skandinavischen Ländern sind in den vergangenen 30 Jahren zahlreiche Opern- und Konzerthäuser sowie Bauten, die mehrere unterschiedliche Institutionen unter einem Dach vereinen, entstanden, die gezielt als Flaggschiffe der Kultur konzipiert wurden. Zu den berühmten Vorbildern dieser Tendenz zählen das von Jørn Utzon entworfene Opernhaus in Sydney, das als Wahrzeichen Australiens weltweit bekannt ist, und das Guggenheimmuseum in Bilbao von Frank Gehry, dessen weitreichender Einfluss sich in dem Begriff Bilbao-Effekt niedergeschlagen hat. Die Funktionalisierung von Opern- und Konzerthäusern als Flaggschiffe der Kultur lässt sich anhand verschiedener Merkmale feststellen, neben dem Standort bestimmen das Renommee der Architekten, die Auffälligkeit der Architektur aber auch diverse Prozesse rund um den Bau sowie die urbane Einbindung ihren Erfolg. In Skandinavien zeichnen sich diese neuen Bauten durch die vermehrte Verwendung von Glas für die Fassadengestaltung, durch eine variable Öffnung und Zugänglichkeit, durch die Situierung in der Nähe von Wasserflächen, insbesondere in ehemaligen Hafengebieten und die dadurch anvisierte Revitalisierung der brachgefallenen Hafenareale sowie durch eine Besetzung als Landmarken und Wahrzeichen. Diese insgesamt fünf Aspekte bilden den inhaltlichen Rahmen für die Analyse der beiden gewählten Bauten des Architekturbüros Henning Larsens: das im Jahre 2005 eröffnete Opernhaus in Kopenhagen und das 2011 fertiggestellte Konzert- und Kongresszentrum Harpa in Reykavik. Die beiden Häuser werden in chronologischer Reihenfolge detailliert beschrieben und die politischen, kulturellen als auch historischen Voraussetzungen der jeweiligen Stadt eruiert, um die Grundlagen für die Entstehung und die Errichtung dieser als Vertreter gewählten Bauten greifen zu können. Von besonderem Interesse ist zudem ihre Rezeption, die sich bereits seit ihrer Fertigstellung gewandelt hat und wesentlich von den beteiligten Akteuren bestimmt ist. Die neuen Opern- und Konzerthäuser in Skandinavien sollen nicht als repräsentative Bauten für eine gesellschaftliche Elite angesehen werden, vielmehr signalisieren sie durch die eingesetzten Materialien, ein breites Veranstaltungsprogramm und verlängerte Öffnungszeiten demokratische Offenheit und sprechen somit ein breites Publikum an.