Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters

Unterregenbach. Die Ausgrabungen der Jahre 1979–1988

Das von der Wüstenrot Stiftung geförderte Promotionsprojekt (Förderzeitraum 2022–2025) widmet sich den Ausgrabungen in Unterregenbach von 1979–1988 sowie der Erforschung der mittelalterlichen Kulturlandschaft im Umfeld des Ortes. 

Dorfansicht. Links ein Kiesweg, grüne Hügel im Hintergrund, eine Wiese im Vordergrund.

Beteiligte:

Moritz Foth, M. A.
Prof. Dr. Natascha Mehler
PD. Dr. Lukas Werther

 

Beteiligte Institutionen / Projektpartner / Förderer:

Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters, Eberhard Karls Universität Tübingen
Landesamt für Denkmalpflege, Regierungspräsidium Stuttgart https://www.denkmalpflege-bw.de/  
Wüstenrot Stiftung https://wuestenrot-stiftung.de/                  
Stiftung Archäologische Erforschung Unterregenbach https://www.stiftung-unterregenbach.de/

Projektbeschreibung

Unterregenbach (Lkr. Schwäbisch Hall, Baden-Württemberg) stellt für die Archäologie des Mittelalters in mehrfacher Hinsicht einen Fundplatz von großer Bedeutung dar: Zum einen besitzt er aufgrund der kaum andernorts anzutreffenden Konstellation aus Siedlung, Bestattungsplatz, Herrschaftssitz  und Kirchen mit Kloster- oder Stiftsgründung in Verbindung mit den günstigen archäologischen Forschungsbedingungen eine paradigmatische Aussagekraft. Zum anderen nimmt der Ort forschungsgeschichtlich eine wichtige Stellung ein: Mit den Grabungen durch Günter P. Fehring und Günter Stachel in den Jahren 1960–1968 bildete Unterregenbach einen Schwerpunkt der damals noch jungen Disziplin der Mittelalterarchäologie in Baden-Württemberg.

Haben die Befunde Unterregenbachs über die Jahrzehnte kaum an ihrer Aussagekraft eingebüßt, so scheint der Fundplatz mittlerweile etwas aus dem Blickfeld der archäologischen Forschungsgemeinschaft geraten zu sein. Zwar hielt in den Jahren 1979–1988 abermals eine längere Grabungsphase in Unterregenbach an, die sich auf die ‚Große Basilika‘, den Bereich zwischen derselben und der Pfarrkirche St. Veit, die Pfarrhofwiese sowie ein Areal am nördlichen Rand des Ortes konzentrierte, doch sind die Ergebnisse dieser Kampagnen bislang nur in einzelnen mehr oder weniger ausführlichen Vorberichten vorgelegt worden, sodass der aktuelle Forschungsstand zu Unterregenbach nur als vorläufig bezeichnet werden kann.

Die Grabungen der Jahre 1979–1988 werfen zahlreiche Fragen zur Chronologie, Funktion, Dynamik und Struktur des Gesamtkomplexes auf und verdeutlichen, dass ganze Sinnzusammenhänge der Siedlung neu interpretiert werden müssen. So sind beispielsweise die Funktionen und Beziehungen der Kirchenbauten zueinander zu überdenken und es ist in diesem Kontext abermals der Frage nachzugehen, ob es sich um eine Stifts- bzw. Klostergründung handelte. Auch die Korrelation der potenziellen Standorte von Herrensitzen mit den Kirchen sowie untereinander ist derzeit nicht ganz klar. Des Weiteren stellt sich etwa die Frage, ob es sich bei den ersten Siedlern um zugezogene oder von einer Autorität bewusst angesiedelte Personen handelte. Stellen die Innenbestattungen aus der Saalkirche St. Veit die Gräber früher Herrschaftsträger dar, die sich in ihrer Eigenkirche bestatten ließen? Zu fragen ist außerdem, wer dort wann Herrschaft ausübte und über ausreichend Ressourcen verfügte, um eine Stiftung zu vollziehen. Und wie kam es letztlich zum Bedeutungsniedergang Unterregenbachs?

Ziel des Promotionsprojektes ist vor dem Hintergrund der oben genannten Fragestellungen die vollständige Auswertung und Aufbereitung der Grabungsergebnisse 1979–1988 sowohl für die wissenschaftlichen Fachkreise als auch die interessierte Öffentlichkeit. Hierbei wird ein multidisziplinärer Ansatz verfolgt, der Quellen und Methoden aus der Archäologie, der Archäometrie, der historischen Geographie, den Geschichtswissenschaften, der historischen Bauforschung sowie der Kunstgeschichte vereint. Ein besonderer Fokus gilt der Erforschung der historischen Kulturlandschaft in und um Unterregenbach, die weitere Erkenntnisse bezüglich der Einbindung des Ortes in das regionale Herrschafts- und Siedlungsgefüge sowie dessen Funktion während des Mittelalters erwarten lässt.