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05.09.2025
Mädchen wissen weniger über Wirtschaft als Jungen: neue Studie von Prof. Taiga Brahm, Lucy Haag und Prof. Dr. Martin Biewen
Geschlechterunterschied in der Finanzbildung – Chancengleichheit gezielt fördern. Eine neue Studie der Universität Tübingen untersucht Gründe für Bildungsunterschiede bei Finanzfragen zwischen Schülerinnen und Schülern – Vorbilder, Rollenspiele und geeignete Aufgaben könnten Lücke schließen.
Prof. Dr. Taiga Brahm und Doktorandin Lucy Haag am Lehrstuhl für Ökonomische Bildung und Wirtschaftsdidaktik sowie Prof. Dr. Martin Biewen am Lehrstuhl für Statistik, Ökonometrie und Quantitative Methoden zeigen in einer aktuellen Studie die Unterschiede im Finanzwissen von Mädchen und Jungen auf, die bereits in der Schulzeit entstehen und weitreichende Folgen für Berufsentscheidungen im späteren Leben haben. Die Studie untersucht zum ersten Mal gleichzeitig mehrere Ursachen für Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen in der Finanzbildung. Dazu wurden rund 2000 Schülerinnen und Schüler der zehnten Klasse aus 92 Gymnasien, Real- und Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg befragt. In diesem Bundesland ist Wirtschaft ein Schulfach. Die Ergebnisse lassen sich aber auch auf andere Bundesländer übertragen.
Jungen schneiden nicht nur bei Finanzfragen besser ab, sondern trauen sich auch mehr zu und zeigen größeres Interesse an Wirtschaft. Mädchen hingegen schneiden schwächer ab, nicht wegen mangelnder Fähigkeiten, sondern aufgrund sozialer Prägung und fehlender Vorbilder. Dieses Ungleichgewicht bereits im Schulalter hat laut der Autor:innen der Studie weitreichende Konsequenzen: es trägt dazu bei, dass Mädchen ihr Potenzial häufig nicht ausschöpfen. So entscheiden sich Frauen oft für andere Berufe und investieren seltener in ihre private Altersvorsorge, was unter anderem eine Ursache für die größere Altersarmut von Frauen ist. „Männer richten ihre Berufswahl stärker nach finanziellen Kriterien als Frauen und investieren im Laufe ihres Lebens eher in Aktien und Alterssicherung. Dadurch werden die ohnehin vorhandenen Unterschiede in Einkommen und Vermögen zwischen den Geschlechtern auf lange Sicht verstärkt,“ sagte Professorin Taiga Brahm, Leiterin der Studie.
Die Studie empfiehlt daher, den Wirtschaftsunterricht geschlechtersensibler zu gestalten, mit passenden Aufgaben, Vorbildern und stärkendem Unterrichtsmaterial, um insbesondere das Selbstvertrauen von Mädchen zu fördern und Sozialisationseffekten bei Wirtschafts- und Finanzthemen entgegenzuwirken.
Studie: Understanding the Gender Gap in Economic Literacy – Evidence from Germany
https://www.econstor.eu/bitstream/10419/308430/1/Understanding-Gender-Gap-in-Economic-Literacy.pdf
Die Studie wurde in den Medien breit aufgegriffen, u.a.: Tagesschau, SWR, Stern, DIE ZEIT, FAZ
Hier finden Sie die Pressemitteilung der Universität.