Kath. Institut für berufsorientierte Religionspädagogik

Das katholische Institut für berufsorientierte Religionspädagogik auf einen Blick

(Stand: Frühjahr 2016)

Gott - Leben - Beruf

Die Bedeutung von Ausbildung und Persönlichkeitsbildung

Schülerinnen und Schüler in berufsbildenden Schulen stehen schon in Berufen oder bereiten sich auf das Berufsleben vor. Eines Tages werden sie in allen wichtigen gesellschaftlichen Bereichen tätig sein, die unser Alltagsleben, den geschäftlichen und den privaten Bereich, umfassen. Die jetzigen Schülerinnen und Schüler sind die Verantwortlichen und Entscheidungsträger von morgen. Deshalb kann nicht zu viel Energie, Zeit und Geld in die Ausbildung der jungen Menschen gesteckt werden, um ihre fachliche Kompetenz, aber ebenso ihre persönliche, soziale und religiöse Kompetenz zu stärken, zu fördern, zu entwickeln.

Berufsbildung ist gleichzeitig Persönlichkeits-Bildung. Deshalb brauchen junge Menschen in der Ausbildung Anregungen und unterschiedliche Bildungsanlässe. Neben den fachlichen und beruflichen Fertigkeiten und Fähigkeiten sind weitere Impulse wichtig. Das Katholische Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (KIBOR), das in dieser Handreichung vorgestellt wird, erforscht und erarbeitet diese Bereiche insbesondere im Blick auf:

  • Spirituelle und religiöse Dimension des eigenen Lebens
  • Interreligiöse Fragen des Zusammenlebens von Menschen unterschiedlichen Glaubens
  • Interkulturelles Verständnis, Toleranz und Respekt
  • Identität und Identitätsentwicklung
  • Selbstreflexion und Aufbau von Selbstvertrauen
  • Zusammenleben und Zusammenarbeiten mit unterschiedlichsten Menschen
  • Teamfähigkeit und Verantwortungsbereitschaft
  • Werte, Normen und ethische Entscheidungsfindung
  • Lösung von Konflikten und Bewältigung von Schwierigkeiten
  • Bewährung in Krisen

Der Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen bearbeitet diese und viele weitere Aspekte, die sich im Spannungsfeld von "GOTT – LEBEN – BERUF" auftun. Unzählige sehr engagierte Religionslehrerinnen und Religionslehrer investieren ihre Kraft und ihre Fachkompetenz in die religiöse, spirituelle, wertorientierte und persönliche Bildung der jungen Generation im beruflichen Schulwesen.

Sie zu unterstützen, ihrer Arbeit und ihrem Dienst eine öffentliche Stimme zu verleihen, das Feld wissenschaftlich zu erforschen und Vorschläge zu erarbeiten, wie Religionsunterricht an berufsbildenden Schulen gefördert und weiterentwickelt werden kann – dies sind Aufgaben, denen sich das Katholische Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (KIBOR) an der Universität Tübingen stellt.

Das katholische Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (KIBOR, Universität Tübingen)

Theoretische und theologische Ausgangspunkte

Schülerinnen und Schüler sind keine Einzelgänger, sondern können aus sozialwissenschaftlicher und theologischer Sicht als Beziehungswesen verstanden werden – ebenso wie ihre Lehrerinnen und Lehrer, ihre Ausbilderinnen und Ausbilder, die Vorgesetzten und Verantwortlichen in den Betrieben, Firmen und Geschäften, bis hin zu den Kundinnen und Kunden, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Menschen sind generell in ihren Beziehungswelten zu verstehen. Grundlegend sind verschiedene Dimensionen der menschlichen Beziehungen:

Beziehung zu sich selbst

Jeder Mensch steht in einer unhintergehbaren Beziehung zu sich selbst, was seine Identität und Persönlichkeit begründet. Hierzu gehören Selbstwahrnehmung, Selbstverständnis, Selbstreflexion, Selbstkritik, Selbstvertrauen, Selbstachtung.

Beziehung zu anderen Menschen

Wir alle stehen im persönlichen, beruflichen und öffentlichen Bereich in Beziehung zu einer Vielzahl von Menschen, von den Nahestehenden in Familien- und Freundeskreisen, über Nachbarn, Kollegen bis zu Geschäftspartnern. Die Beziehungen zu den verschiedenen Menschen sind höchst verschieden geartet, immer jedoch sind sie Teil unserer privaten und beruflichen Persönlichkeit.

Beziehung zur Welt, in der wir leben

Die gesellschaftlichen Verhältnisse, die Institutionen, in denen wir uns bewegen, das Land und dessen Kultur sind prägende Faktoren für unser Leben, zu denen wir uns in gewisser Weise ins Verhältnis setzen. Auch zur Natur, zu der jede und jeder eine eigene Beziehung hat.

Beziehung zur Zeit

Die individuelle Lebenszeit, die Zeitstrukturen der Gesellschaft, die alltäglichen Zeitrhythmen, denen wir unterworfen sind, die Freizeit und die Arbeitszeit sind nicht unabhängig von unserer Person, sondern Teil unseres Lebens. Wir stehen mit der Zeit in Beziehung – auch mit der befristeten Zeit unseres Daseins, dem Tod.

Beziehung zu Gott

Aus religiöser und theologischer Perspektive ist der Mensch stets fähig zur Beziehung zu Gott. Er muss nicht, aber er kann mit Gott in eine persönliche Beziehung treten, sein Leben aus dieser Beziehung heraus gestalten – und vor allem: Der Mensch kann alle Beziehungen (zu sich selbst, zu anderen, zur Welt, zur Zeit) von der Gottesbeziehung her deuten, verstehen, leben.

Dieses beziehungsorientierte theologische Menschenbild ist die Basis der berufsorientierten Religionspädagogik, wie sie am KIBOR vertreten wird. Mit dem Deutungsrahmen einer solchen theologischen Anthropologie werden die Lernenden und Lehrenden, die Lehr- und Lernprozesse im Religionsunterricht, der Gehalt religiöser und interreligiöser Bildung – und darüber hinaus das gesamte Feld des beruflichen Schul- und Ausbildungswesens "vermessen".

Dabei ist die Berufspädagogik als Dialogpartnerin elementar wichtig. Indem das KIBOR diesen Dialog weiter pflegt und ausbaut, wird auch die konzeptionelle Weiterentwicklung des Religionsunterrichts an berufsbildenden Schulen vorangetrieben.

Die Forschungsprojekte am KIBOR sind ebenso wie die entwickelten Unterrichtsmaterialien, Fortbildungen, Tagungen, Kongresse, Publikationen aus der beziehungsorientierten Perspektive begründet. Dabei ist ein Ziel die Stärkung der Sensibilität aller Akteure im Feld beruflicher Bildung für die Bedeutung der Beziehungen – einschließlich der Beziehung zu Gott.

Zur Entstehungsgeschichte und heutigen Gestalt des KIBOR

Ein erklärtes Ziel des Instituts war es von Anfang an, die spezifischen Anforderungen des Religionsunterrichts in berufsbildenden Schulen auch in der allgemeinen Religionspädagogik sichtbar zu machen. Im Jahr 2013 bilanzierte die Zeitschrift für Pädagogik und Theologie die Forschungen in diesem Feld. Der damalige Leiter des KIBOR, Prof. Albert Biesinger, hat zusammen mit Dr. Matthias Gronover den folgenden Text verfasst.

Im Jahr 2002 wurde das Katholische Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (KIBOR) gegründet. Damit brachten die Deutschen Bischöfe die Erforschung des Religionsunterrichts an berufsbildenden Schulen entscheidend voran. Seitdem betreibt das Institut Forschung, profiliert den Religionsunterricht und ist in der Öffentlichkeitsarbeit aktiv.

Von Beginn an kooperiert das KIBOR mit dem Verband der katholischen Religionslehrerinnen und -lehrer an Berufsschulen (VKR) und wird durch ihn gefördert. Der Verband der Diözesen Deutschlands bietet die Basisfinanzierung für die Arbeitsfähigkeit des Instituts, dazu treten die Diözese Rottenburg-Stuttgart, das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württembergs und die Universität Tübingen.

Die als "Institut für berufsorientierte Religionspädagogik" gegründete Einrichtung wurde erst seit der Gründung des Tübinger Evangelischen Instituts für berufsorientierte Religionspädagogik (EIBOR) mit dem Namenszusatz "Katholisch" versehen. So wurde aus dem IBOR das KIBOR, das seine Arbeit am 1. Juli 2002 aufnahm.

In seiner Gründungsdynamik hat es eine längere Geschichte. Bereits in den 1990er Jahren gab es unter der engagierten Leitung und Argumentation von Josef Jakobi und des Verbands der katholischen Religionslehrerinnen und Religionslehrer an berufsbildenden Schulen (VKR) eine "pressure group" zur Gründung eines solchen Institutes. Diese Initiative, die von den Lehrerinnen und Lehrern ausging, nahm schon damals eine Entwicklung wahr, die später überdeutlich wurde: die Quantität der wissenschaftlichen Reflexion des Religionsunterrichts an berufsbildenden Schulen (RUabS) entspricht nicht seiner bildungspolitischen Bedeutung.

Die Begründung der Forderung nach einem wissenschaftlichen Institut setzt genau hier an: Der RUabS sei den gesellschaftlichen Großgruppen in ganz besonderer Weise ausgesetzt. Eine stringente bildungspolitische Analyse und Argumentation sei ebenso dringend nötig wie spezifisch religionspädagogische Diskurse. Denn auch in der wissenschaftlichen Religionspädagogik spielte der RUabS eine ausgegrenzte und unterbelichtete Rolle.

Langjährige Verhandlungen mit der Deutschen Bischofskonferenz führten schließlich unter der Leitung von Karl Kardinal Lehmann zur Ausschreibung eines wissenschaftlichen Instituts für berufsorientierte Religionspädagogik, für das sich mehrere Universitäten beworben hatten. Die Entscheidung für Tübingen erfolgte nicht zuletzt aufgrund der Vernetzung zwischen dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport in Stuttgart mit besonderem Nachdruck durch die damalige Ministerin Annette Schavan und Ministerialdirigent Klaus Lorenz. Der damalige Schulreferent der Diözese Rottenburg Stuttgart, Peter Schmid, sowie Weihbischof Hans Kreidler ermöglichten parallel zur Gründung eines Institutes die Einrichtung der Stiftung "Religion und Berufsbildung" (schon 2001). Die Universität Tübingen war bereit, das IBOR als An-Institut am Lehrstuhl Religionspädagogik zu integrieren und mitzufinanzieren.

Nach der Gründung im Jahr 2002 war es in einem ersten Schritt erforderlich, eine empirische Analyse im Blick auf Religionslehrerinnen und -Iehrer, Schülerinnen und Schüler und Ausbildungsverantwortlichen zu realisieren. Der erste stellvertretende Leiter des KIBOR, Klaus Kießling, erarbeitete zu diesem Thema seine Habilitationsschrift, die breite Resonanz fand.

Bundeskongresse und landesweite Tagungen zielten darauf, dass der RUabS auch in der Breite wahrgenommen wird. Sie kommunizierten unter prominenter Beteiligung von bspw. Karl Kardinal Lehmann, Bischof Fürst, Landesbischof July und vielen anderen die Ergebnisse und regten weiterführende Suchprozesse sowie die Bündelung von Fragestellungen für die nächsten Schritte in der Arbeit des KlBOR an.

Hohe Priorität bekam das Projekt Sinn-Voll-Sinn, das die sechs Themenbereiche des Grundlagenplans der DBK als Schulbuch und dazugehörige DVD erarbeitete. Michael Boenke, Albert Biesinger, Josef Jakobi, Klaus Kießling und Joachim Schmidt arbeiteten die Themen Gottes- und Nächstenliebe, Religion und Kirche, Jesus Christus, Schuld und Versöhnung, Mensch und Welt als Gottes Schöpfung und Leid –Tod –Auferweckung mit Blick auf die besonderen Anforderungen in den berufsbildenden Schulen aus.

Der zweite, stellvertretende Leiter wurde 2004 Joachim Schmidt, der neue Themenbereiche aufgriff: Nach dem Beschluss der Kultusministerkonferenz, das Schulsystem kompetenzorientiert zu gestalten, stand die Begleitung dieses Prozesses für den RUabS an. Die Frage, wie sich religiöse Kompetenz in der beruflichen Bildung ausgestalten kann, wurde grundsätzlich und mit Blick auf die Lernfelddidaktik ausgearbeitet. Aber auch Fragen der Schulpastoral und damit der Rolle der ReligionsIehrerinnen und -Iehrer wurden und werden ausführlich reflektiert und weiterentwickelt sowie von Fortbildungsveranstaltungen begleitet.

Bei diesen Projekten ging es immer auch um eine argumentative Stabilisierung religiöser Bildung im berufsbildenden Bereich. Mit Blick auf die Praxis wurden zahlreiche Projekte begleitet und entwickelt, von denen an dieser Stelle zunächst EI Sol genannt sei, aber auch das ökumenisch verantwortete Projekt Stärken stärken. Nach der Gründung des ElBOR entwickelten sich rasch Kooperationsprojekte wie bspw. der Studientag Mobbing und CyberMobbing an Beruflichen Schulen.

Die konfessionelle Kooperation wurde bereits bei einem Landeskongress in Kooperation mit dem Ministerium für Kultus und Sport des Landes Baden-Württemberg im Jahre 2010 praktiziert. Die Kooperation der beiden Institute wurde durch Matthias Gronover als neuem stellvertretendem Leiter weiter profiliert.

Wichtige Projekte waren bzw. sind:

  • das Projekt Spirituelle Selbstkompetenz, das den möglichen Zusammenhang Wirksamkeitserwartungen und -erfahrungen mit Spiritualität in einem Pilotprojekt erhellen möchte;
  • die Erforschung des Interreligiösen Lernens, eine Fortsetzung früherer Arbeiten des KIBOR in Kooperation mit dem EIBOR;
  • der Ausbau der Kooperation mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart im Fortbildungsbereich;
  • die Stabilisierung und der Ausbau der Beratungstätigkeit des KIBOR in Kooperation mit den Referentinnen und Referenten der Diözesen Deutschlands.

Die Bundeskongresse 2012 und 2015 in Frankfurt Sankt Georgen bzw. Mainz wurden dann bereits in Kooperation mit den beiden evangelischen Instituten an der Universität Tübingen und der Universität Bonn realisiert. Zur Arbeit am KIBOR sind die Lehrer Matthias Gronover, Burkard Hennrich und Stefan Lemmermeier vom Land abgeordnet. Derzeit besetzen Anna Jürgens, Annette Bohner und Johannes Hammer die Stellen wissenschaftlicher Mitarbeiter_innen. Ab Mitte 2016 wird zusätzlich eine Forschungsstelle zur frühkindlichen religiösen Bildung eingerichtet.

Darstellung der Aktivitäten des KIBOR

Unterricht

  • Ein Kompetenzmodell für religiöse Bildung im beruflichen Feld
  • Materialien und Fortbildung in der Pflegeausbildung
  • Zeitmodelle des Religionsunterrichts an berufsbildenden Schulen
  • E-Learning
  • Materialien und Fortbildung zum Thema Religiöse Bildung in Kindertagesstätten

Ein Kompetenzmodell für religiöse Bildung im beruflichen Feld

Unterricht in allen Fächern, so auch im Religionsunterricht der beruflichen Schulen, wird heute kompetenzorientiert konzipiert und durchgeführt. Dazu hat das KIBOR ein Kompetenzmodell entwickelt, das für Unterricht, aber auch für unterrichtsbezogene Forschungsprojekte als Leitlinie gelten kann.

Religiöse Kompetenz entfaltet sich in den Dimensionen:

Wahrnehmungs- und Deutungskompetenz:

Bereitschaft, Wille und Fähigkeit, religiös bedeutsame Aspekte und Fragen im privaten, gesellschaftlichen und beruflichen Lebensbereichen wahrzunehmen sowie religiöse Zeugnisse und Traditionen als mögliche Antworten auf existentielle Herausforderungen zu verstehen.

Urteils- und Entscheidungskompetenz:

Bereitschaft, Wille und Fähigkeit, im Kontext der Pluralität der Lebensentwürfe und Weltanschauungen einen eigenen Standpunkt zu religiösen und ethischen Fragen einzunehmen und in den drei Lebensbereichen argumentativ und durch persönliches Engagement zu vertreten.

Verständigungskompetenz:

Bereitschaft, Wille und Fähigkeit, über die eigene Religion bzw. die eigene Religiosität Auskunft zu geben und im Sinne einer starken Toleranz in die Auseinandersetzung mit ethischen und religiösen Grundüberzeugungen anderer Kulturen und Weltanschauungen einzutreten.

Gestaltungskompetenz:

Bereitschaft, Wille und Fähigkeit, religiös bedeutsame Ausdrucks- und Gestaltungsformen situationsgerecht zu entwickeln und in die drei Lebensbereiche zu integrieren

Das KIBOR-Modell religiöser Handlungskompetenz

Forschung

  • Spirituelle Selbstkompetenz
  • RUabS in alternativen Zeitmodellen
  • Konfession und religiöse Lernprozesse
  • Erinnerungslernen und Menschenrechtspädagogik
  • Interreligiöses Lernen
  • Religiöse Bildung und Integration
  • Religiöse Kompetenz und neue Medien
  • Interkulturelle und interreligiöse Bildung in Kindertagesstätten
  • Religiöse Bildung und Berufsorientierung (z.B. in der Erzieherinnen- und Erzieherausbildung)
  • Jugendliche und Religion

Kurzdarstellung der laufende Projekte

Laufende Projekte

Eine Darstellung der laufenden Projekte finden Sie hier.

Abgeschlossene Projekte (in Auswahl)
Reihe Unterrichtswerke "SinnVollSinn"

Band I-VI zum Religionsunterricht in berufsbildenden Schulen in Deutschland. Das Unterrichtswerk für den RUabS setzt den Rahmenplan um und ist so in allen Bundesländern einsetzbar (s. Boenke, Biesinger, Jakobi, Kießling & Schmidt 2005 bis 2010).

Ora et labora. Eine Theologie der Arbeit

Dieses Forschungsprojekt diskutiert in unterschiedlichen Zugängen Deutungsmöglichkeiten von Arbeit, Religion und Religionsunterricht sowie deren möglichen Zusammenhang (s. Biesinger & Schmidt 2011).

Religiöse Qualitäten des Religionsunterrichts an berufsbildenden Schulen

Dieses Projekt untersuchte empirisch, was eigentlich im RUabS unterrichtet wird. Von 2009 bis 2011 fand dazu eine bundesweite Fragebogenerhebung statt. Es zeigte sich, dass im RUabS vorwiegend dezidiert religiöse Themen unterrichtet werden (s. Hiller, Hennrich & Braungart 2012).

Interreligiöse Kompetenz in der beruflichen Bildung

Qualitativ-empirische Unterrichtsforschung an drei berufsbildenden Schulen in NRW, Hessen und Baden-Württemberg – diese Forschung erarbeitete Kriterien interreligiöser Bildung (Biesinger, Jakobi, Kießling & Schmidt 2011).

Stärken stärken

Ein fächerübergreifendes Projekt für Schülerinnen und Schüler in der Berufsvorbereitung – katholische und evangelische Religionslehrerinnen und -lehrer erarbeiteten Module für den Unterricht im Berufsvorbereitungsjahr (s. Bäcker, Hauf, Hettler, Nassal, Paulus, Schmidt, & Zerrer 2011).

Ethische Bildung in der Pflege (2010-2014, gemeinsam mit EIBOR)

Die Ausbildung im Bereich der Pflege alter und kranker Menschen beinhaltet seit langem zentrale ethische Fragestellungen, die durch die jüngsten medizinischen und technischen sowie demographischen Entwicklungen zugleich neue Brisanz erhalten. Für Auszubildende eines Pflegeberufes ist es eine besondere Herausforderung, mit den vielfältigen religiösen Prägungen von Pflegenehmenden in Krankenhäusern und Pflegeheimen professionell umzugehen. Bislang lagen weder Modelle interreligiöser Pflegekompetenz noch Unterrichtsmaterialien zur Vermittlung interreligiö- ser Kompetenz in der Pflegeausbildung vor.

Das Projekt "Ethische Bildung in der Pflege" (EBP) war auf diese Forschungslücke bezogen. Drei Forschungsfragen standen im Zentrum: 1. Was zeichnet interreligiöse Kompetenz in der Pflege aus? 2. Wie lässt sich diese Kompetenz didaktisch und methodisch entwickeln? 3. Wie effektiv ist interreligiöser Unterricht in der Pflegeausbildung?

Gemeinsam mit Lehrerinnen und Lehrern an Kranken- und Altenpflegeschulen wurden innovative Unterrichtsmodule zu neun unterschiedlichen Themen mit Aspekten interreligiöser und interkultureller Kompetenz in der Pflege entwickelt, erprobt und empirisch evaluiert. Diese Module konnten nach einem intensiven Erprobungs- und Optimierungsprozess Lehrerinnen und Lehrern für Pflegeberufe bundesweit zur Verfügung gestellt werden. Auf verschiedenen Fortbildungsveranstaltungen wurden die Module der Lehrerschaft vorgestellt.

Getragen wurde das Projekt von der evangelischen Landeskirche in Württemberg und der katholischen Diözese Rottenburg-Stuttgart, gefördert von der Robert Bosch Stiftung. Durchgeführt wurde es von den beiden religionspädagogischen Instituten der Universität Tübingen EIBOR und KIBOR unter der Mitarbeit von Lehrerinnen und Lehrern an Krankenpflege- und Altenpflegeschulen sowie Klinikseelsorgerinnen und -seelsorgern. Ein wissenschaftlicher Beirat und interreligiöse und interkulturelle Beraterinnen und Berater aus dem Bereich Klinikseelsorge begleiteten das Projekt.

Die Ergebnisse des Projektes wurden in zwei Publikationen veröffentlicht: "Interreligiöse Kompetenz in der Pflege. Pädagogische Ansätze, theoretische Perspektiven und empirische Befunde" und "Ethische und interreligiöse Kompetenzen in der Pflege".

Interreligiöse und Interkulturelle Kompetenz in der Ausbildung für den Elementarbereich (seit 2013, gemeinsam mit EIBOR)

Im Kindergarten begegnen Kinder häufig das erste Mal anderen Glaubensrichtungen und (religiösen) Wertvorstellungen, die sich unter Umständen sehr von dem unterscheiden, was ihnen in ihrem Elternhaus vermittelt wird. Durch die zunehmende Pluralität an religiösen und weltanschaulichen Strömungen in unserer Gesellschaft nimmt auch die Vielfalt der unterschiedlichen Glaubensrichtungen, einschließlich nichtreligiöser Orientierungen in den heutigen Kindertageseinrichtungen zu.

Um sich in dieser Vielzahl von religiösen Wertvorstellungen orientieren und ein eigenes Bewusstsein und Weltbild entwickeln zu können, müssen Kinder in ihrer Begegnung mit dieser Vielfalt nicht zuletzt religionspädagogisch begleitet werden. Die Erzieherinnen und Erzieher sind für diese Begleitung von zentraler Bedeutung. Sie sollen pädagogisch kompetent mit interreligiösen und interkulturellen Inhalten, Situationen und Fragestellungen umgehen sowie entsprechende Werthaltungen erklären und bei den Kindern unterstützen können. Interreligiöse und Interkulturelle Kompetenz stellt daher einen immer wichtiger werdenden Bestandteil der von Erzieherinnen und Erziehern zu erwerbenden Kompetenzen dar. Die entsprechenden Kompetenzen sollten von den Erzieherinnen und Erziehern schon während der Ausbildung erworben werden. Entsprechend kommen auch auf den RUabS, der mit dieser Ausbildung eng verbunden ist, neue Aufgaben zu.

Interreligiöse Bildung verbindet sich hier mit der Entwicklung interreligiös-religionspädagogischer Kompetenz. Das gemeinsame Projekt von EIBOR und KIBOR nimmt die aktuelle Praxis in der Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern in Bezug auf interreligiöse und interkulturelle Bildung in den Blick. Nach einer ersten vergleichenden Analyse der Bildungspläne dieses Ausbildungsganges in verschiedenen Bundesländern wurden zunächst Expertengespräche geführt, um einen Einblick in die Praxis der Ausbildung zu gewinnen. Im Sommer 2014 lieferte eine landesweite Online-Umfrage, die an Lehrkräfte in diesem Ausbildungsgang gerichtet war, zudem quantitative Daten und untermauerte die bisher gefundenen Ergebnisse empirisch.

Erste Ergebnisse des Projektes wurden bei einem von der Stiftung Ravensburger Verlag ermöglichten interdisziplinären und internationalen Symposion im September 2014 vorgestellt; die Symposionsbeiträge sind in dem bei Waxmann erschienenen Band "Kulturell und religiös sensibel – Interreligiöse und Interkulturelle Kompetenz in der Ausbildung für den Elementarbereich" veröffentlicht.

Um dem Bedarf an themenrelevanten Inhalten Rechnung zu tragen, wurden im Anschluss an die Befragungen Module für den Religionsunterricht zu zwei Themenfeldern konzipiert. Diese Module wurden in einer Interventionsstudie erprobt und evaluiert. Mit Hilfe eines Fragebogens wird der Kompetenzzuwachs der Erzieherinnen und Erzieher an religionsbezogenem Wissen, Einstellungen, Perspektivenübernahme- und Selbstreflexionsfähigkeit gemessen

Öffentlichkeit

  • Gutachtertätigkeit
  • Kongresse, Tagungen
  • Podiumsveranstaltungen
  • Publikationen

Wichtiges Instrument der Öffentlichkeitsarbeit des Instituts sind die bundesweiten Kongresse (2004, 2007, 2010, 2012, 2015). Daneben treten jährlich an unterschiedlichen Orten stattfindende Studientage zu unterschiedlichen Themen und besondere, anlassbezogene Veranstaltungen. So fand im Dezember 2015 eine Podiumsdiskussion unter Teilnahme von Bildungsminister Stoch MdL, Bischof Fürst und Landesbischof July und den bildungspolitischen Sprechern der Grünen, der FDP, der SPD sowie der CDU statt, die EIBOR und KIBOR zusammen mit der Württembergischen Landeskirche und der Diözese Rottenburg-Stuttgart veranstalteten, statt. Insgesamt wurden seit 2010 etwa 70 Veranstaltungen in Form von Vorträgen und Workshops sowie Beratungen vom Institut durchgeführt. Im folgenden findet sich eine Auswahl.

Veranstaltungen

2010

Bundesweite Fachtagung zum Deutschen Qualifikationsrahmen (DQR) am 12. Februar 2010 in Tübingen mit geladenen Experten

Berufsschul-Kongress "Schule-Werte-Religion" am 03. Mai 2010 in Stuttgart mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, Landesbischof Frank Otfried July, Kultusministerin Prof. Dr. Marion Schick und Prof. Dr. Andreas Schelten, TU München, veranstaltet gemeinsam mit dem EIBOR

2011

05. bis 06. Oktober 2011: Symposion Integration-Religion-Bildung (Berufspädagogen)

Tagung "Integration durch religiöse Bildung" am 2. und 3. Dezember 2011 in Bad Boll

2012

08. bis 10. März 2012: Mitveranstaltung des Europäischen Berufsschulsymposions des DKV in Graz: "Religionsunterricht in Europa – Religionsunterricht für Europa".

16. November 2012: Zukunftskongress BRU "Gott-Bildung-Arbeit. Zukunftskongress zum Berufsschulreligionsunterricht" in der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen, Frankfurt am Main.

2013

13. bis 15. März 2013: Hochschultage Essen, mitverantwortliche Gestaltung des Forums Religion zusammen mit bibor, Prof. Biewald (TU Dresden) und RPZ Bayern (BS).

15. November 2013: Fachtagung "Interkulturelle und interreligiöse Kompetenz in der Pflege" (in Kooperation mit EIBOR)

2014

01. Juli 2014: Studientag in Ravensburg zum Thema "Glück – Lebenskunst – Gott. Herausforderungen für den Religionsunterricht an beruflichen Schulen" (in Kooperation mit EIBOR).

18. bis 19. September 2014: Symposion zum Thema "Religiöse Erziehung in Kindertagesstätten" (EIBOR und KIBOR).

2015

10. Dezember 2015: bundesweiter Kongress "Person – Persönlichkeit – Bildung" in Mainz (KIBOR, EIBOR, bibor, PhilosophischTheologische Hochschule Sankt Georgen, Zentrum für Bildungsforschung Jena).

14. Dezember 2015: Podium zum Thema "Bildung und Persönlichkeit. Erwartungen von Wirtschaft, Kirche und Politik" mit Bildungsminister Stoch, Bischof Fürst und Bischof July.

Publikationen, Reihen

Das Verzeichnis unserer Publikationen finden Sie hier.

Personalia, Kooperationen, Struktur

Personalia

Institutsleitung

Prof. Dr. Reinhold Boschki (seit 01.04.2015), zusammen mit StD Dr. Matthias Gronover.

Seit Gründung:

Prof. Dr. Albert Biesinger (bis 31.03.2015),zusammen mit Prof. Dr. Klaus Kießling (bis 2004), Dr. Joachim Schmidt (2004-2011) und Dr. Matthias Gronover (seit 2011).

Büro

Katharina Blondzik (bis 2009)

Jessica Sellami (bis 2014)

Ellen Stahlmecke (seit 2014)

Wissenschaftliche Mitarbeiter

Ab 01.09.2016 wird am KIBOR die Forschungsstelle "frühkindliche, religiöse Bildung" eingerichtet.

StR Michael Boehnke (bis 2010)

Simone Hiller (2011-2014)

Annette Bohner (seit Januar 2015)

Magda Braun, M.A. (seit 2013)

Johannes Hammer (seit Januar 2015)

OStR Dipl.-Theol. Burkard Hennrich (seit 2010)

Dipl.-Theol. Anna Jürgens (seit 2013)

Dipl.-Päd. Murat Kaplan (seit 2011)

StR Dipl.-Theol. Stefan Lemmermeier (seit 2010)

Beratend

OStD Josef Jakobi (bis 2011)

Dozent Johannes Gather

StR Dipl.-Theol. David Hummel (seit 2015)

Fachleiterin Dipl.-Theol. Aggi Kemmler

Schulamtsdirektor i. K. Dipl.-Theol. Stephan Pruchniewicz (seit 2015) 46 Kooperationen In den Jahren seit 2001 haben

Kooperationen

In den Jahren seit 2001 haben sich verschiedene Partnerschaften etabliert, die existenziell wichtig für das Institut sind. Zuerst ist die Arbeit des VKR zu nennen, der das Institut nicht nur auf den Weg gebracht hat, sondern seitdem auch kritisch-konstruktiv an seinem Geschick beteiligt ist. Seit 2006 ist in Tübingen an der Evangelisch-Theologischen Fakultät das Evangelische Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (EIBOR) ansässig, mit dem eng kooperiert wird. Zu nennen ist in diesem Zuge auch das Bonner Institut für berufsorientierte Religionspädagogik (bibor), mit dem ebenfalls Kooperationen bestehen.

Mit der Schulabteilung der Diözese Rottenburg-Stuttgart verbindet das Institut eine gewachsene Partnerschaft, die durch gemeinsame Planungen und Durchführungen von Fortbildungsveranstaltungen verschiedenster Art geprägt ist. Die Abteilung III - Bildung der Erzdiözese Freiburg ist ebenso wichtiger Ansprechpartner. Die Schulabteilung des Bistums Mainz begleitet die Arbeit des Instituts genauso wie das religionspädagogische Zentrum des Bistums Aachen. Seit Beginn des Instituts arbeitet es mit dem Religionspädagogischen Zentrum Bayerns zusammen.

Bei der Planung des regelmäßig stattfindenden Berufsschulsymposions ist das KIBOR Partner des Deutschen Katechetenvereins. Auf Projektebene bestehen Kooperationen zu Prof. Dr. Thorsten Knauth (Duisburg-Essen), Dr. Ulrich Vogel (Marburg), Dr. Tarek Badawia (Erlangen-Nürnberg), Prof Dr. Frank Thissen (Hochschule der Medien Stuttgart/Vaihingen) sowie zu Prof. Dr. Tim Unger (Aachen). Natürlich steht das KIBOR in engem Kontakt mit Prof. Dr. Dr. Klaus Kießling, Abteilung für Religionspädagogik und Pastoraltheologie der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen. Er und Prof. Dr. Bernhard Grümme (Bochum) sind Mitglieder im wissenschaftlichen Beirat des Instituts.

Struktur

Das Institut wird von Prof. Dr. Reinhold Boschki und StD Dr. Matthias Gronover geleitet. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zu gleichen Teilen abgeordnete Lehrkräfte und wissenschaftlicher Nachwuchs.

Jährlich finden Evaluationsgespräche mit der Schulabteilung der Diözese Rottenburg-Stuttgart sowie eine Berichtserstattung und Antragsstellung beim Verband der Diözesen Deutschlands statt. Ebenso wird einmal jährlich bei der Verbandsausschusssitzung des VKR Bericht erstattet. Dabei gibt der Verband wichtige Impulse und Anregungen für die Weiterarbeit.

Der gemeinsame wissenschaftliche Beirat von EIBOR und KIBOR tagt einmal im Jahr unter Teilnahme von Vertreterinnen und Vertretern des VKR, der Ministerien, der Diözese Rottenburg-Stuttgart, des bibor, religionspädagogischer und berufspädagogischer Vertreterinnen und Vertretern.

Die Arbeit des Instituts wird außerdem durch die Stiftung Religion und Berufsbildung begleitet, der einmal jährlich Bericht erstattet wird.

Das KIBOR ist im Redaktionsteam der Zeitschrift rabs, die viermal im Jahr erscheint.