Institut für Evolution und Ökologie

Prof. Dr. Katharina Foerster

 

Mein Hauptinteresse liegt in der Erforschung von Mechanismen, die dazu beitragen, genetische Varianz in natürlichen Populationen zu erhalten. Dazu verbinde ich molekulargenetische Analysen mit Daten aus Verhaltensbeobachtungen, mit physiologischen und morphologischen Messwerten, sowie mit Informationen über die Lebensgeschichten einzelner Individuen.

Meine Forschung konzentrierte sich bisher auf zwei eng zusammenhängende Themen. Erstens habe ich diverse Aspekte der sexuellen Selektion bei der Blaumeise (Parus caeruleus) untersucht, einer sozial monogamen Art bei der auch außerpaarliche Kopulationen vorkommen. In einer Langzeitstudie wurden in der Untersuchungspopulation in Wien (Österreich) Daten zur individuellen genetischen Vielfalt und zur Partnerwahl gewonnen. Bei sozial monogamen Vogelarten sind die Möglichkeiten der sozialen Partnerwahl beschränkt, und Kopulationen außerhalb des Paarbundes bieten eine Möglichkeit, genetisch besser ausgestattete Nachkommen zu zeugen. Wir konnten zeigen, dass bei dieser Art ‘Seitensprünge’ dazu dienen können, genetische Vorteile in Form von sogenannten kompatiblen Genen für die Nachkommen zu sichern. Im Verbund mit früheren Untersuchungen an Blaumeisen zeigte diese Studie, dass beide Arten des genetischen Vorteils bei der Partnerwahl, gute Gene und kompatible Gene, die Evolution von Partnerwahlmechanismen in einem System steuern können.

Zweitens setze ich Methoden der quantitativen Genetik ein um Mechanismen zu erforschen, die zum Erhalt von genetischer Variation in natürlichen Populationen führen. Vererbbare genetische Varianz für Fitness-Merkmale erscheint als ein Paradoxon, wenn man bedenkt, dass gerichtete Selektion auf solche Merkmale besonders stark wirkt. Allerdings kann die Selektionsrichtung stark von der Umwelt des selektierten Gens abhängen, wobei diese Umwelt schon alleine durch das Trägerindividuum bestimmt wird. Laborexperimente bei Drosophila zeigten, dass die Evolution eines gemeinsamen genetischen Optimums für Männchen und Weibchen einer Art (zwei unterschiedliche Umwelten für die gleichen Gene) an Grenzen stößt. Durch das einzigartige Datenmaterial einer Langzeitstudie an freilebenden Rothirschen (Cervus elaphus) auf der Isle of Rum in Schottland konnten wir die Existenz sexuell antagonistischer genetischer Variation für Fitness zeigen. Diese Studie bewies, dass der Selektionsvorteil sogenannter guter Gene auch in natürlichen Populationen geschlechtsspezifisch sein kann: gute Gene für Männchen sind nicht unbedingt auch gute Gene für Weibchen.

Ich plane nun, eine seminatürliche Untersuchungspopulation von Zwergmäusen (Micromys minutus) einzurichten, um die Populationsentwicklung über mehrere Generationen hinweg zu verfolgen. Dabei werden Fragen zur sexuellen Selektion und zum Erhalt genetischer Varianz für Fitness-Merkmale adressiert werden.

Publikationen:

Teixeira S, Foerster K, Bernasconi G, 2009. Evidence for inbreeding depression and post-pollination selection against inbreeding in the dioecious plant Silene latifolia. Heredity 102: 101-112.

Kempenaers B, Peters A & Foerster K, 2008. Individual variation in plasma testosterone levels - causes and consequences. Philosophical Transactions of the Royal Society London B 363: 1711-1723.

Foerster K, Coulson T, Sheldon BC, Pemberton JM, Clutton-Brock TH & Kruuk LEB, 2007. Sexually antagonistic genetic variation for fitness in red deer. Nature 447: 1107-1110.

Foerster K, Valcu M, Johnsen A & Kempenaers B, 2006. A spatial genetic structure and effects of relatedness on mate choice in a wild bird population. Molecular Ecology 15: 4555-4567.

Foerster K, Delhey K, Johnsen A, Lifjeld JT & Kempenaers B, 2003. Females increase offspring heterozygosity and fitness through extra-pair matings. Nature 425: 714-718.

Weitere Publikationen

Lebenslauf