Methodik

Um sich dem Thema der Vermarktung von koreanischer Kultur methodisch zu nähern, wurden qualitative Beobachtungen vor Ort durchgeführt. Das Forschungsprojekt wurde bewusst explorativ ausgelegt. Im Vorhinein wurden lediglich Untersuchungsräume und grobe Kategorien vorgegeben. Als Untersuchungsräume wurde das Gamcheon Cultural Village in Busan sowie das Bukchon Hanok-Village in Seoul und die Stadtteile Gangnam, Hongdae und Myongdong in Seoul gewählt. Diese Gebiete wurden im Vorhinein aufgrund der Annahme gewählt, dass dort bestimmte Aspekte von koreanischer Kultur vermarktet werden, was vor allem durch eine Online-Recherche und Vorschläge derDozierenden weiter fundiert wurde.

Jedes der aufgezählten Untersuchungsgebiete steht für einen Aspekt koreanischer Kultur, die in den folgenden Artikeln näher beleuchtet und zusammen mit den Ergebnissen der Forschung dargestellt werden sollen. Zu diesen Aspekten,beziehungsweise Kategorien, gehören: K-Pop, Bewegtbild, Architektur, Essen, Videospiele und Sonstiges. Nach der Sichtung der Einreichungen wurden diese Kategorien allerdings angepasst, da sie als Beschreibung der Ergebnisse als nicht mehr passend eingeschätzt wurden oder die Datenlage keinen eigenen Artikel rechtfertigen würde. Somit wurden zu folgenden Themen Artikel erstellt: K-Pop, K-Drama, Religion, sowie zwei Ansammlungen verschiedener Aspekte, die in den Cultural Villages gefunden wurden. Des Weiteren wurde die Exkursionsgruppe dazu angehalten im Verlauf der Exkursion Eindrücke festzuhalten, auch wenn sich diese außerhalb der Untersuchungsgebiete befanden. Das Hauptaugenmerk des Projektslag auf spezifischen Praktiken, welche die angesprochenen Aspekte koreanischer Kultur vermarkteten. Soll heißen, wie mit Kultur in verschiedenen Formen Geld verdient werden kann. Hierbei sollte es jedoch nicht nur um den Verkauf an Touristen, sondern auch an die koreanische Bevölkerungselbst gehen. Beispiele hier wären etwa der Verkauf von Anhängern, Figuren und Andenken oder auch eine Gebühr für das Nutzen von Einrichtungen oder Beiwohnen von Zeremonien in Tempeln.

Insgesamt wurden 191 Beobachtungsdatensätze zu bestimmten Orten eingereicht. Die Verteilung zeigt deutliche räumliche Unterschiede:

  • Bukchon Hanok Village: 67
  • Hongdae: 53
  • Myeongdong: 43
  • Gamcheon Culture Village: 21
  • Gangnam: 5
  • Busan (BIFF-Street): 2

Diese Formulare wurden durch Bilder und Erzählungen von Teilnehmern im Nachhinein ergänzt, da stellenweise ein Bild mit dem Handy schneller geschossen werden konnte, wenn der Fragebogen nicht zur Hand war. Die hohe Anzahl an Einreichungen in Hanok Village und Hongdae verweist auf die große Dichte an kulturell vermarkteten Inhalten – sei es in Form von Architektur, Kulturinszenierung oder Popkultur. Im Gegensatz dazu erscheinen Viertel wie Gangnam oder die BIFF-Street in Busan weniger präsent im Datensatz – was auch an der geringeren Aufenthaltsdauer an den Orten liegen könnte. Auch thematisch zeigt sich eine Streuung.

Die meistgewählten Themenfelder waren:

  • K-Pop: 60 Einreichungen
  • Architektur: 36
  • Essen: 34
  • Bewegtbild (z. B. Werbung, Screens): 13
  • Videospiele: 2
  • Sonstiges: 86

Besonders die hohe Zahl an K-Pop-Beobachtungen bestätigt die These, dass Popkultur eine zentrale Rolle bei der Vermarktung koreanischer Kultur darstellt. Die Exkursiongruppe von 22 Personen wurde für die Begehung der Untersuchungsgebiete in 8 Gruppen von 2-3 Personen eingeteilt und je nach Gebiet in verschiedene Richtungen, vordefinierte Untergebiete oder an bestimmten Straßen entlang geschickt um in Zeitrahmen von 1-2 Stunden, abhängig von der Größe der Gebiete und des übrigen Zeitplans der Exkursion, Eindrücke zu sammeln, welche mit der Plattform KoboToolBox festgehalten werden sollten, welche im Folgenden vorgestellt wird.

 

KoboToolBox

Zur Erfassung der vorgefundenen Erscheinungsformen von Kommerzialisierung koreanischer Kultur wurde sich für die PlattformKoboToolBox entschieden. Diese ermöglicht es mittels Apps auf mobilen Endgeräten, KoboCollect für Android und GIC Collect für iOS-Handys, oder über eine Internetseite direkt Ergebnissein eine Datenbank hochzuladen. Diese Art der Datenerhebung wurde aus mehreren Gründen gewählt:

  • Da sie nur eines mobilen Endgerätes bedarf, über das alle Gruppenteilnehmer:innen verfügten, wurde das Ausdrucken der Fragebögen vermieden.
  • Sie benötigt nur zu zwei Zeitpunkten eine Internetverbindung, etwa im Hotel oder bereits vor dem Flug daheim. Einmal muss die App und der Fragebogen oder das Onlineformular im Browser geladen werden. Während der Datenerhebung können auch ohne Internetverbindung Formulare ausgefüllt und zwischengespeichert werden, welche dann im Anschluss hochgeladen werden können.
  • Die Aufnahme von Bildern, Videos, Standorten und anderen Metadaten wird möglich. Für die Auswertung können die Daten anschließend in verschieden Datenformaten heruntergeladen und weiterverarbeitet werden.
  • Durch die digitale Art Verarbeitung der Daten ist ein Filtern nach Kriterien wie Kategorien, Gruppen oder Metadaten auf der Website möglich.
  • Die Nutzung der Plattform ist bis zu einer Einreichung von 5000 Formularen und einem Gigabyte Daten kostenlos möglich, was gut mit dem Umfang des Projekts zusammenpasste.
  • Die Nutzung und das Erstellen der Fragebögen istintuitiv und auch noch im Nachhinein können Anpassungen vorgenommen werden.
  • Der Fragebogen kann einfach über einen QR-Code (Siehe Abbildung 1) oder einen direkt über einen Link geteilt werden (https://ee.kobotoolbox.org/x/ovgEZo1r).

 

Fragebogen

Der erste Teil des Fragebogens befasste sich zunächst mit Daten, die zur Filterung und Einordnung der Ergebnisse genutzt werden können. Hierfür wurde als erstes die Standortfunktion genutzt, welche über die GPS-Funktiondes Handys den aktuellen Standort speichert. Da diese Punkte erst verortet werden müssten, wurde zusätzlich noch eine Frage über das Untersuchungsgebiet eingefügt, bei welcher eine Einfachauswahl den Ort ergab. So konnte bei der Datenauswertung die entsprechende Gruppe direkt ihr Untersuchungsgebiet herausfiltern und schneller auswerten. Um die Filtrierung noch genauer zu gestalten, wurde außerdem eine Frage zum Aspekt der Vermarktung angereiht. Hier handelt es sich um die sechs zu Beginn vorgestellten Kategorien. Diese ermöglichten nicht nur eine feinere Sortierung, sondern auch die Möglichkeit von einer Suche nach Aspekten, die in Gebieten auftraten, die im Vorhinein nicht angenommen wurden. Die eigentliche Datenerhebung, neben der Metadaten, umfasste 3 Funktionen, welche die Aufnahme eines Bildes, eines Videos und ein Feld für eine kurze Beschreibung beinhalteten. Der Fragebogen wurde bewusst kurz und übersichtlich gehalten, um den Teilnehmern eine Möglichkeit zu geben möglichst schnell und effizient eine Einreichung vorzunehmen. Auf eine Interpretation durch die Teilnehmer wurde ebenso bewusst verzichtet, um den Prozess kurz zu halten. Da es sich bei den Beobachtungen weitestgehend um Erscheinungsformen handelt, war eine Interpretation der Ergebnisse durch die Forschungsgruppe im Nachhinein gut möglich und durch die kurze Beschreibung wurde notwendiger Kontext zur Einordnung gegeben.

 

Limitationen

Diese Form der Datenerhebung ist keineswegs von Limitationen befreit, welche an dieser Stelle in Kürze behandelt werden sollen, um die Ergebnisse durch die Leser:innen in den entsprechenden Kontext einordnen zu können. Zunächst sei zu erwähnen, dass die Ergebnisse keineswegs Anspruch darauf erheben alle Aspekte der koreanischen Kultur oder deren Vermarktung abzudecken. Es handelt sich hierbei lediglich um verschiedene Beispiele, die durch die anfangs erwähnten Teilnehmer aus der Perspektive einer zentral-europäisch geprägten Studentengruppe wahrgenommen wurden. Somit muss berücksichtigt werden, dass diese Ergebnisse stark durch etwa die Nachfrage von Touristen, Jahreszeiten, politische Ereignisse oder auch kulturelle Trends geprägt sind. Auch variiert die Intensitätder Bewerbung von Produkten und Dienstleistungen von Gebiet zu Gebiet und abhängig von der Zielgruppe. Koreanische Produkte, die in Myongdong etwa an Touristen verkauft werden, fallen den Teilnehmern möglicherweise schneller auf als ein Stand inmitten eines Tempels der Produkte vornehmlich an Bürger Seouls oder das religiöse Publikum statt Touristen verkauft. Folglich stellen sie nur eine Momentaufnahme dar. Für ein umfassenderes Bild sollte zu verschiedenen Zeitpunkten, idealerweise von unterschiedlichen Teilnehmern, der selbe Raum untersucht werden, um Schwankungen etwa der Saisonalität auszugleichen. Weiterhin maßt sich diese Arbeit nicht an, eine Wertung über Praktiken oder die Vermarktung von Kultur abzugeben. Ziel soll es lediglich sein zu veranschaulichen welche Wege von verschiedenen koreanischen Akteuren genutzt werden, um die nationale Kultur zu kommerzialisieren