Religionen in Südkorea - Vermarktung und Kommerzialisierung

 

Abstrakt

Vor allem der Buddhismus als eine der Hauptreligionen Südkoreas wird stark vermarktet durch Festivitäten in und um Tempel sowie touristische Andenken und Mitbringsel, die auch in vielen Läden außerhalb der Tempelanlagen zu finden sind.

Einleitung

In Südkorea gibt es eine wahre Vielfalt an Religion (Korea Kulturzentrum, o. D.), weshalb häufig auch der Begriff Religionenkultur fällt, der die friedliche Koexistenz verschiedener Religionen in Südkorea beschreibt. Am größten sind das Christentum sowie der Buddhismus als Glaubensrichtungen, wobei Protestanten, Katholiken sowie Buddhisten ähnlich viele Anhänger besitzen (Religion Abb. 1 ebenfalls (Korea Kulturzentrum, o. D.)). „Mehr als die Hälfte der koreanischen Kulturdenkmäler haben ihren Ursprung“ (Korea Kulturzentrum, o. D.) im Buddhismus und Konfuzianismus, wobei letzterer im klassischen Sinne keine Religion darstellt.

Der Buddhismus

Seit ca. 400 Jahre n. Chr. breitete sich der Buddhismus als Glaubensrichtung in Korea aus (Korea Kulturzentrum, o. D.), während erst während der Joseon-Dynastie (1392-1910) der Konfuzianismus als Wertegrundlage und Moralvorstellung in Korea Fuß fasste. Die Einflüsse des Konfuzianismus sind im Buddhismus vor Ort stark verankert, weshalb er auch häufig als konfuzianischer Buddhismus genannt wird. Das besondere am Buddhismus im Vergleich zum Christentum und vielen anderen Religionen ist, dass es „keine Vorstellungen von einem persönlichen Gott“ (Stanford, 2014, S. 144) gibt. In ihm wird sich „auf die individuelle spirituelle Entwicklung und die Suche nach Erleuchtung“ (Stanford, 2014, S. 144) konzentriert. Die Grundlagen des buddhistischen Glaubens sind „die Lehren und Erfahrungen des Prinzen Siddharta Gautama“ (Stanford, 2014, S. 144), der als Wandermönch im 6. Jhd. vor unserer Zeit gelebt hat. Er beschäftigte sich mit dem „Problem des menschlichen Leidens“ (Stanford, 2014, S. 144) und setzte sich intensiv damit auseinander. Lange Zeit wurden die Berichte mündlich weitergegeben, bis „im dritten Jahrhundert v. u. Z.“ (Stanford, 2014, S. 145) die Niederschrift begann. Aufgebaut sind die Schriften aus drei Hauptteilen, auch Körben (Tripitaka) genannt. Im ersten Hauptteil sind Abhandlungen oder Predigten zu finden, im zweiten die Disziplinen als praktisches Regelwerk für das Leben aus Buddhas Spuren und der letzte Teil „eine vielgestaltige Sammlung weiterer philosophischer Schriften“ (Stanford, 2014, S.146). Elementar sind „die vier edlen Wahrheiten“ (Stanford, 2014, S. 146). Diese sind „Dukkha, die Wahrheit des Leidens; Samudaya, die Wahrheit der Ursache des Leidens; Nirodha, die Wahrheit des Erlöschens des Leidens; und Magga, die Wahrheit des Weges zum Erlöschen des Leidens“ (Stanford, 2014, S. 146). Während in den ersten beiden Wahrheiten die Ursache des Leidens erkannt und diagnostiziert werden soll, wird in der dritten Wahrheit die Erkenntnis über die Heilung der Leiden erreicht und in der letzten schlussendlich eine Art Therapie gegen das Leiden verschrieben. Dies ist der Grund, weshalb Buddha des öfteren mit einem Arzt verglichen wird. Als Grund des Leidens wird die Begierde (Tanha) genannt, wenngleich eingeräumt wird, dass Begierde auch etwas positives sein kann. Jedoch werden als die drei negative Formen der Hass, die Habgier und die Unwissenheit bezeichnet. Verbunden werden alle Buddhisten durch einen „Kernbestand gemeinsamer Überzeugungen und Bestrebungen“ (Stanford, 2014, S. 152). Besonders „die Befreiung vom Schmerz des Samsara durch die Erlangung des ewigen Nirvana“ (Stanford, 2014, S. 152) ist ein generell angestrebter Aspekt. Generell fungieren eine Vielzahl an Meditationen sowie „eine Reihe farbenprächtige[r] Feste rund um den Tempel“ (Stanford, 2014, S. 152), Buddhas Geburt und weitere Feste (Vurgun, o. D.) verbindend für Buddhisten weltweit. (Vgl. Stanford, 2014, S. 144f, 152f).

 

Vermarktung und Kommerzialisierung - Allgemein

Beim Aspekt der Vermarktung ist bei den Religionen ein deutlicher Unterschied festzustellen, da gerade der Buddhismus deutlich stärker vertreten ist als das Christentum und restliche kleine Religionen im Gesamten. Die Vielzahl an buddhistischen Kulturdenkmälern ist sowohl in Städten wie Seoul selbst als auch außerhalb von größeren Städten durch kleine Gebetstempel oder spezielle Tempelanlagen mit dort lebenden Mönchen deutlich zu sehen, wenn man Südkorea besucht (Korea Kulturzentrum, o. D.). Bei dem Besuch im März 2025 waren die Vorbereitungen von „ Buddhas Geburtstag (석가탄신일 seokga tansinil) in Südkorea auch als „Der Tag, an dem Buddha kam“ (부처님 오신 날/bucheonim osin nal)“ (Vurgun, o. D.) zu sehen. Gefeiert wird hierbei in Südkorea Siddharta Gautama als Buddha, der als Gründer des Buddhismus gilt (Vurgun, o. D.) und auf den die Schriften des Buddhismus zurückgeführt werden können. Jährlich wird anhand des Mondkalenders das Datum des „8. Tages des 4. Mondmonats“ (Vurgun, o. D.) festgelegt, was im Jahr 2025 auf den 05.05.2025 fällt. Zeitgleich mit seokga tansinil findet in Südkorea das Lotuslaternenfestival Yeondeunghoe traditionell statt „zu Ehren von Buddhas Geburtstag“ (Lotus Laternen Festival, 2015). In Seoul geht dem Festival „das Aufhängen von lotusförmigen Laternen […] über einen Zeitraum von mehreren Wochen voraus“ (Lotus Laternen Festival, 2015), was ebenfalls zu sehen war. Der gesetzliche Feiertag wird in Südkorea nicht nur von Buddhisten gefeiert und soll „ein Tag, um sich von der Hektik des Alltags zu befreien“ (Vurgun, o. D.) sein. Einige Tempel bieten bezüglich des Lotuslaternenfestivals die Möglichkeit, eine Papierlaterne selbst künstlerisch zu basteln (Vurgun, o. D.) oder eine zu kaufen. An vielen Laternen hängt ein Zettel, auf den von dem Menschen zuvor ein Wunsch oder eine Bitte geschrieben wurde (Vurgun, o. D.). In anderen Teilen der Welt ist Buddhas Geburtstag allgemein bekannt als „Vesakh oder Vaisakha“ (Stanford, 2014, S. 152). Es soll „nicht nur an seine Geburt [erinnern], sondern auch an sein Leben und seine Erleuchtung“ (Stanford, 2014, S. 152). Seit 1999 wird Vesakh von den UN als internationaler Feiertag anerkannt (Happy Vesak 2025/2568 BE*, 2025). Es „wird nach dem Lunisolar-Kalender am Vollmondtag des vierten Monats, also im Mai, gefeiert“ (Vesakh - Historie und Bedeutung von Vesakh, o. D.). Der exakte Termin ist beweglich und variiert weltweit stark, je nachdem nach „historischen und kalendarischen Gegebenheiten […], der geographischen Lage [und] dem sozialen Umfeld“ (Vesakh - Historie und Bedeutung von Vesakh, o. D.). Der Zeitraum ist jedoch meistens von „Anfang Mai bis in den Juni hinein“ (Vesakh - Historie und Bedeutung von Vesakh, o. D.).

 

Vermarktung und Kommerzialisierung - Beobachtungen vor Ort

Hinsichtlich der Vermarktung von Religion als Kulturgut in Südkorea wurden einige buddhistische Tempelanlagen besucht sowie generell in Touristenshops Beobachtung bezüglich der Vermarktung angestellt. Vermarktungsaspekte aus dem Christentum wurden keine gefunden, weshalb im Folgenden lediglich auf den Buddhismus eingegangen wird. Bei der Kommerzialisierung von Religion lassen sich grob drei Bereiche hinsichtlich der Zielgruppe kategorisieren. Einmal die Gruppierung der Touristen und Besucher, auf der anderen Seite für Einheimische und Gläubige und dann noch als dritte Kategorie, bei der sich sowohl Gläubige und Einheimische als auch Touristen angesprochen fühlen.Bei allen drei Gruppierungen werden Symbole in Form von unter anderem Schrift und Bild als äußerste Schicht der Kulturzwiebel (Abb. 2 Quelle Fang, 2009) mit rituellen Praktiken zu Ehren von der fiktiven Heldenfigur Buddha vereint. Werte des buddhistischen Glaubens sowie speziell der konfuzianischen Strömung des buddhistischen Glaubens werden als Grundlage genommen um Gläubige zu erreichen, was den inneren Kern der Kulturzwiebel darstellt (Vgl. Fang, 2009).

Für Touristen gibt es in fast jedem Touristenshop auch abseits der Tempelanlagen und Gebetsstätten Magnete, Pins sowie Postkarten, kleine Figuren und ähnliches zu finden war (Abb. 3). Hierfür werden typischerweise Symbole des buddhistischen Glaubens wie Buddha selbst in vielen verschiedenen Haltungen, Haetae als Beschützer der buddhistischen Tempelanlagen, Glücksschweine in klein als Glücksbringer oder die Tempel selbst als Glaubenssymbol für die Motive verwendet (Vgl. Fang, 2009).

Gläubige und Einheimische hingegen sprechen eher auf traditionellere Aspekte der Kommerzialisierung des buddhistischen Glaubens an. Beispiele hierfür wären klassisch das rituelle Aufhängen von Lampions mit personalisiertem Zettel zum Geburtstag von Buddha beziehungsweise der Lotuslaternenfestivals (Abb. 4) oder zum Andenken an Verstorbene in der Hoffnung auf das Erreichen des Nirvana in Tempelgebäuden (Abb. 5), die rituelle Beschriftung von Schiefertafeln mit personalisiertem Inhalt oder hübschen Zeichnungen zum nächsten Dachdecken der Tempelgebäuden (Abb. 6) sowie die Ahnentafeln für verstorbene Geliebte ebenfalls zur Erreichung des Nirvanas in Tempeln (Vgl. Fang, 2009).

Sowohl von Touristen als auch Gläubigen und Einheimischen genutzt werden Wunschbrunnen (Abb. 7), das Auflegen von Münzen auf oder zu Statuen wie den Wärtern der Himmelsrichtungen und den Tieren aus dem chinesischen Tierkreis oder auch das Bezahlen für die Möglichkeit die große Tempelglocke einmal erklingen zu lassen (Abb. 8), um seine Wünsche und Bitten in Erfüllung gehen zu lassen (Vgl. Fang, 2009).

Diese rituellen Praktiken sind oft zu sehen und weit verbreitet, wobei häufig die Figur in der Mitte der Wunschbrunnen eine besondere Bedeutung inne hat und das Wasser rundherum alle bösen und schlechten Gedanken und Wünsche fern halten soll. Das Bezahlen und Anbrennen für Räucherstäbchen (Abb. 9) ist unabhängig von Buddhas Geburtstagsfeier zu finden sowie Spenden an Buddha (Abb. 10) um Wünsche, Gebete und ähnliches in Erfüllung gehen zu lassen und seinen Wohlwollen zu erlangen können ebenfalls bei beiden Gruppierungen beobachtet werden. Mit der Verwendung von genügend Geld gab es ebenfalls die Möglichkeit eigene Statuen oder ähnliches aufzustellen, damit symbolhaft die eigenen Wünsche und Gebete an Buddha in Erfüllung gehen. In Busan konnte man zudem noch die Beschriftung von goldenen Metallblättern gegen Bezahlung sowie deren Befestigung an Zäunen feststellen (Abb. 11 + 12), wobei deren grundsätzliche Bedeutung mit denen der Lampions zur Erfüllung von Wünschen und Bitten übereinstimmt (Vgl. Fang, 2009).

Literaturverzeichnis

Deutsche Buddhistische Union e.V. – Buddhistische Religionsgemeinschaft. (2025, 12. Mai). Happy Vesak 2025/2568 BE. Abgerufen am 19. Mai 2025, von https://buddhismus-deutschland.de/happy-vesak-2025-2568/

Fang, T. (2009). Asian management research needs more self-confidence: Reflection on Hofstede (2007) and beyond. Asia Pacific Journal of Management, 27(1), 155–170. https://doi.org/10.1007/s10490-009-9134-7

Korea Kulturzentrum. (o. D.). Korea Kulturzentrum. Abgerufen am 19. Mai 2025, von https://vienna.korean-culture.org/ad/139/korea/39

Lotus Laternen Festival. (2015, 27. April). Korea.net – Die offizielle Webseite der Republik Korea. Abgerufen am 19. Mai 2025, von https://german.korea.net/Events/Festivals/view?articleId=5609#:~:text=Das%20Lotuslaternenfestival%20findet%20jedes%20Jahr

Stanford, P. (2014). 50 Schlüsselideen Religion. Springer-Verlag.Vesakh – Historie und Bedeutung von Vesakh. (o. D.). Deutsche Buddhistische Union e.V. – Buddhistische Religionsgemeinschaft. Abgerufen am 19. Mai 2025, von https://www.vesakh.de/historie-und-bedeutung-von-vesakh.html

Vurgun, S. (o. D.). Happy Birthday, Buddha! : Korea.net – Die offizielle Webseite der Republik Korea. Abgerufen am 19. Mai 2025, von https://german.korea.net/Events/Overseas/view?articleId=7994